Ed Sheeran-Konzert auf Schalke
Mixed Emotions (really!) zwischen Gelsenkirchener Parkstress und Mainstream-Songs

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Eigentlich hatte ich ja eher keinen Bock! Ed Sheeran empfinde ich als netten, talentierten Entertainer mit geschmeidigen Mainstream-Liedchen. Nicht mehr und nicht weniger (dazu später mehr). Doch dann hatte meine Liebste plötzlich andere Termine und ich musste einspringen. Die Konsequenz für Sie, liebe Leser/innen: Sie müssen sich diesen Artikel reinziehen - keine leichte Übung für Ed Sheeran-Fans. Versprochen!

Die Vorzeichen sind nicht die besten. Bis kurz vor dem Abflug zuhause nimmt mich die Arbeit in Beschlag. Zwei Bombenfunde - einer in Wesel, einer in Dinslaken. Mein linker Daumen puckert, die Nagelbettentzündung macht mir zu schaffen. Ich bin Astrid sehr dankbar, dass sie fährt. 20 Minuten später erreichen wir den Pendler-Parkplatz Dinslaken-Nord. Dort hüpfen wir rüber ins "Ruhrpott-Taxi" zu Nelly und Andrea. Navi einstellen, Ziel Schalke, 47 Minuten Fahrzeit - los geht's!

Ne halbe Stunde lang läuft's ganz gut. Bis zirka 19 Uhr. Navi-Stimme "Steffi" lotst uns runter von der Autobahn auf irgendwelche Pättkes zwischen Gladbeck und Gelsenkirchen. "Sieht aus wie in Brünen!", werf' ich in die Runde. Astrid lacht: "Jou!" Dann wird's psychologisch brisant. Wir sehen das Stadion in geschätzten 15 Minuten fußläufiger Entfernung. Leider haben auch ein paar Hundert weitere Pkw-Fahrgemeinschaften sich für diese Anfahrt entschieden. Um 19.25 Uhr springt "Steffis" Zeitmessung von sieben auf 22 Minuten und plötzlich verdrängen erste Sorgen unsere bislang allerbeste Laune. Da wissen wir allerdings noch nicht, was in der nächsten Stunde noch kommt. Mein Daumen puckert.

Irgendwo auf der Staumeile kurbelt Andrea ihr Fenster runter. Rechts steht ein Ordner, der fragt uns, ob wir einen Parkplatz reserviert haben. Wir verneinen, blicken neidisch den Autos hinterher, die an der Gabelung rechts eingewunken werden, biegen links ab und bleiben dem Anfahrtsstau treu. Es wird stiller im Wagen, während wir auf den Bereich zu schleichen, der Parkplatzangebote verspricht. Man sieht viele Ordnungskräfte in orangeleuchtenden Warnwesten, erste Polizeibeamte mischen sich unters verkehrsregelnde Helferkontingent. 

An zwei Stellen stellt die Hilfskraft justament dann einen Pylon in die Zufahrt zur Parkzone, als Nelly sich zum Einbiegen entschließt: "Sorry - alles besetzt!" Dann der freundliche Hinweis, dass auf dem "Zoom"-Parkplatz noch etwas frei sei. Acht Minuten Fahrt bis dort hin, dann mit dem Bus-Shuttle zurück zum Stadion. Um 19:55 Uhr entscheiden wir uns für diese Variante und haben um Viertel nach Acht das Glück, dass der Shuttlefahrer mitdenkt: er fährt uns bis 500 Meter vors Stadion, statt uns an der regulären Bushaltsstelle (einen Kilometer davor) abzusetzen. Wer hätte gedacht, dass wir heute einem städtischen Angestellten applaudieren würden? Begeisterter Beifall!

Die drei Warmupper haben wir bereits verpasst, als wir uns um 20.35 Uhr endlich der Konzerthalle nähern. Wir nehmen die Treppen zum Eingang, digitaler Ticketcheck am Drehkreuz, auf zu Block 76 auf der Südtribüne. Sheeran spielt schon, die Menge tobt. Andrea muss mal, ich halte nach Getränken Ausschau. Die bekommt man nur auf Wertkarte, ich habe keine. Heiliges Sankt Helferlein, was kann denn noch alles schiefgehen?! Doch Andrea hat so'n Teil und übernimmt die erste Runde. Dank weiterer locationskundiger Ordner können wir zweieinviertel Stunden nach der Abfahrt in Dinslaken unsere Plätze einnehmen. Hätte ich doch den gewieften Schalker Jürgen mal gefragt, wo man hier gut parken kann ..... 

Das Konzert

Gut ein Drittel bis die Hälfte des Publikums besteht aus jungen Frauen. Und wie sich in den folgenden zwei Stunden zeigt, können die (wahrscheinlich seit Jahren) alle Texte auswendig und singen aus voller Brust und Kehle mit. Sheeran macht einen guten Job, trällert allerdings phasenweise vergeblich gegen die mangelhafte Soundtechnik an. Die Balladen sind akustisch wunderbar austariert, sobald die Band im optischen Off sich einschaltet, wird's gerne mal ungeschmeidig. Doch wen schert's? Die Vierzigtausend singenden Frauen jedenfalls nicht. 
Die Technik besticht: Rundum-Videowall über der Bühne im Zentrum der Halle. Riesenplektrons bieten zusätzlichen Blickfang. Der Mann aus Halifax ist ständig in Bewegung, sampelt sich selber fortlaufend, redet zwischen den Songs recht viel, likes "german girls" und freut sich über die "big audience".
Astrid, Nelly und Andrea bedienen zwischendurch routiniert ihre Handys und versenden erste Teilnahmebeweise an Freunde und Familie. Ich selber bin froh, das Apple-Teil meiner Frau in groben Zügen im Griff zu haben. Doch später zuhause muss sie mit einem Dutzend Fotos und sechs, sieben Kurzvideos vorlieb nehmen. Immerhin: Mein Daumen puckert etwas weniger.

Sheeran brennt sein Hitfeuerwerk fast lückenlos ab. Zwei Stunden allerbester Unterhaltung mit Hörerlebnis-Schwächen enden abrupt: Licht an, Ed weg, Publikum raus. Auf dem Weg zum Ausgang sind wir froh, unsere Masken dabei zu haben: dem Fan-Pulk mit möglichen Virusträgern kann man kaum ausweichen. Vor allem später im Shuttle Richtung "Zoom"-Parkplatz. Allerdings wissen wir um Viertel vor Elf noch nicht, dass wir die nächsten anderthalb Stunden im Wagen sitzen werden, ohne auch nur einen einzigen Meter voran zu kommen. Kein schöner Abschluss, denn wir sind alle recht müde. Eine Runde "Quizduell" hält uns bei Laune.

Als wir gegen 1 Uhr Dinslaken erreichen, sind die drei Mädels immer noch begeistert. Doch uns allen ist auch klar, dass von diesem Abend neben der netten Musik vor allem der Stau und die nervige Parkplatzsuche hängen bleiben. Fazit: Veltins-Arena? Nie mehr ohne Vorab-Reservierung für den fahrbaren Untersatz! 
Als wir uns von Andrea und Nelly verabschieden, ahne ich noch nicht, dass ich mein Herzblatt aus dem Schlaf klopfen muss, weil ich meinen Haustürschlüssel nicht dabei habe. Nämlich um kurz nach Halbzwei. Doch ganz zum Schluss was Positives: Als ich fünf Stunden später aufwache, puckert mein Daumen nicht mehr. (Rotebäckchensmiley)

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Wer ist bedeutender
- Sheeran oder die Beatles?

Mit meinem jüngeren Sohn hatte ich vor einiger Zeit diese Diskussion: Wer denn wohl musikgeschichtlich die bedeutendere Leistung abliefere - Ed Sheeran oder die Beatles. Unser Spross votet natürlich eindeutig und voller Überzeugung für den rothaarigen Briten. Und ich krieg's bislang nicht auf die Kette, ihm zu erklären, warum schon der Vergleich total hinkt und in etwa so rüberkommt, als vergliche man Norbert Walter-Borjans mit Willy Brandt oder einen Caramel-Joghurt aus dem Supermarkt mit Crema Catalana in einem Vier-Sterne-Restaurant in Tarragona.

Sohnemanns stärkstes Argument ist dies: Sheeran müsse sich in der heutigen Zeit gegen eine weitaus größere Konkurrentenschaft durchsetzen (vor allem auch im Internet), was seiner Leistung einen beachtenswerten Stellenwert gebe. Ein guter, nachvollziehbarer Punkt.
Ich halte dagegen: Die Beatles waren nicht nur hochtalentiert und erfindungsreich, sondern prägten (rechnet man ihre Solo-Präsenzen mit ein) über zwei Jahrzehnte hinweg die Musikgeschichte in pionierhafter Weise mit. Sie erfanden nicht nur das Musikvideo ("Strawberry Fields forever"), sondern fabrizierten eine große Anzahl qualitativ hochwertiger Lieder, drehten gesellschaftliche Selbstverständlichkeiten auf links, weigerten sich in den USA, vor rassengetrenntem Publikum aufzutreten und waren auch als Persönlichkeiten für ihre Generation wegweisend - Lennon als weltweit erster Promi-Hausmann, McCartney als überzeugter Vegetarier.
Den Beatles kann in der Musikwelt keiner das Wasser reichen - nicht Benny Goodman, nicht Elvis Presley, nicht Michael Jackson und schon gar nicht Ed Sheeran! In 100 Jahren wird sich kaum jemand an den jungen Briten erinnern - der Status der Beatles als beste Band der Welt wird immer erhalten bleiben.

Sorry, Mr. Sheeran - You failed!
And I think You know .....

....... ........

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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