Kinofilm "kleine Morde" - Ich hab mich getraut- ich war dabei- ein Traum wurde wahr

Styling für den "großen" Auftritt in der Maske
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Eine kleine Anzeige in der Zeitung:
Komparsen für den Kinofilm „kleine Morde“ gesucht!
Der 12-jährige Sohn eines angesehenen Richters soll einen Jungen entführt und getötet haben. Die Handlung spielt in der nahen Zukunft.
Die Strafmündigkeitsgrenze ist aufgehoben und Kinder müssen sich wie erwachsene Straftäter vor Gericht verantworten. Das Thema ist brisant.
BINGO-das war meine Chance endlich meinen Traum zu erfüllen und einmal im Leben in einem Film dabei zu sein und dann auch noch in einem Kinofilm!
50 Jahre gewartet und nun war der richtige Zeitpunkt, Träume wahr werden zu lassen.
Mit klopfendem Herzen bin ich zum Casting und die nächsten 4 Wochen waren meine Nerven zum Zerreißen gespannt, das Telefon immer griffbereit.
In einem Moment, wo ich schon gar nicht mehr damit rechnete, DER Anruf: Wir möchten SIE dabei haben. Der Wahnsinn = mit vor Stolz geschwellter Brust und dem breitesten Grinsen der Welt lief ich die nächsten Stunden herum.
2 Tage später fuhr ich dann frohen Mutes zum Rathaus nach Oberhausen, dem Drehort der Gerichtsszenen.
Im Komparsenraum sah ich in viele andere erwartungsvoll blickende Augenpaare.
Schnell war man im Gespräch und ich fühlte mich schon rundum wohl.
Bald ging’s los- zuerst in die Maske und dann ans Set.
Der Regisseur Adnan G. Köse begrüßt uns mit freundlichen Worten und weißt jeden Komparsen in seine Rolle ein. Richter-Gerichtsdiener-Juristen-Reporter und Publikum. Zum Letzteren gehöre ich. Na gut- gemütlich im Saal sitzen und entspannt der Verhandlung folgen, wie man das halt aus Gerichtsshows der privaten Sender kennt- krieg’ ich mit links hin. Aber Pustekuchen- dies ist ein Kinofilm und hier heißt es Gefühle zeigen, reagieren und agieren.
Als erstes wird gedreht, wie alle den Gerichtssaal verlassen. Reporter stürzen sich auf den 12-jährigen Angeklagten und das Publikum will nur noch nach Hause.
So viele neue Eindrücke, die ich wie ein Schwamm aufsauge.
Es geht los-in meinem Bauch macht sich ein komisches Gefühl breit- Ruhe am Set zum Dreh - Szene 17 die 1. - Action - raus aus dem Saal - Treppe runter - cut - geschafft - mein 1.Dreh!!!
Das war cool - davon will ich mehr. Bekomm’ ich, denn bis die Szene im Kasten ist, lauf ich noch viele Male raus und runter und wieder auf Anfang.
Zur Pause geht es in den Komparsenraum, während oben die Dreharbeiten weitergehen. Wartezeiten gehören nun mal auch zum Komparsenleben.
Die 2. Regieassistentin Alexandra ist für uns Komparsen unsere Ansprechpartnerin, informiert uns über den weiteren Ablauf, hat für jeden ein offenes Ohr und für jedes Problem eine Lösung. Wir erfahren von ihr, dass für die mitspielenden Kinder eine Mitarbeiterin des Jugendamtes vor Ort ist und genauestens aufpasst, dass die Jugendschutzvorschriften eingehalten werden. Für weitere Erklärungen bleibt keine Zeit. Alexandra bekommt über Funk die Anweisung: “Alle Komparsen zum Dreh!“
Plötzlich bin ich mit Schauspielern wie Ann Kathrin Kramer, Jimi Blue Ochsenknecht, Udo Schenk, Günther Kaufmann und seinem Sohn Dave, Jasmin Schwiers und Olaf Krätke, dem Urobe aus dem Film Wickie in einem Raum. Ein geniales Gefühl! Mein Sohn würde sagen: Übelst Geil!
Ich, ja ich darf dabei sein, wenn diese Schauspieler ihr ganzes Können zeigen.
Der Regisseur ist die Ruhe selbst und genau so bringt er rüber, was er von den Schauspielern und uns Komparsen erwartet.
Eine Einstellung nach der anderen wird gedreht und immer wieder werden wir gelobt – fühlt sich gut an.
Auch meinen Muttertag verbringe ich am Set und werde ihn somit in ganz besonderer Erinnerung behalten.
3. Drehtag- die Bilder, die ich heute sehe gehen unter die Haut und mir als Mutter machen sie es leicht Gefühle zu zeigen. Ich denke an meine Jungs und bin voll in der Rolle drin.
Doch das war noch gar nichts gegenüber dem nächsten Drehtag. Das Set sieht heute anders aus. Mein Platz- einfach abgebaut- und jetzt?. Das erfahre ich vom Regisseur. Heute ist der Tag der großen Emotionen. Wut –Angst -Panik- alle werden gefordert und sind konzentriert bei der Sache. Ganz großes Kino- der Regisseur und das Drehteam sind begeistert und voll des Lobes.
Voll gepumpt mit Adrenalin fahr ich nach Hause und muss diesen Tag erst mal verarbeiten.
Der letzte Drehtag ist dagegen super ruhig. Eine Szene wird noch abgedreht und dann heißt es Abschied nehmen. Von lieben Menschen, die man kennen lernen durfte, von dem Team, das uns so nett betreut hat und von dieser anderen Welt, in die ich hineinschnuppern durfte.
Der Alltag wird mich bald wieder haben, aber im nächsten Jahr gehe ich ins Kino, in diesen Film, der zu meinem wurde. Werde ich mich im Film wieder finden? Ist der Junge der Mörder oder ist er unschuldig? Die Antwort auf diese Frage bekomme ich dort und ich kann dann sagen: Ich hab mich getraut- ich war dabei- ein Traum wurde wahr……

Autor:

Jutta Mühle aus Wesel

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