Jugendliche aus dem Kirchenkreis Wesel besuchen ehemalige NS-Ausbildungsstätte
Die ehemalige Ausbildungsstätte der Nationalsozialisten, die Ordensburg Vogelsang in Schleiden (Eifel), besuchten 17 Teilnehmenden aus vielen Gemeinden des Kirchenkreises Wesel in den Herbstferien.
"Wir wollten jungen Menschen zeigen, wie das NS Regime manipuliert hat, um seine rechtsextremen und mörderischen Ziele zu verfolgen.", so Michaela Leyendecker, Synodale Jugendreferentin. "Als Pädagoginnen der Kinder- und Jugendarbeit im Kirchenkreis fühlen wir uns verpflichtet, jeglichem Auftreten von Rechtsextremismus und Rassismus entgegen zu treten. Immer wieder werden wir aktiv mit Aktionen, Exkursionen und Bildungsveranstaltungen, um an den millionenfachen Mord an der jüdischen Bevölkerung, an Andersdenkenden, Kranken, Homosexuellen und den Roma zu erinnern.", fügt sie an.
Irrsinn des NS-Systems
Alleine die Ausmaße der ehemaligen Kaderschmiede der Nazis, habe ihnen "sofort den Irrsinn des Systems deutlich vor Augen" geführt, erzählt sie weiter. "Riesig und imposant auf den Hügeln der Eifel steht diese Burg, in der bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges bis zu 3.000 Männer einer regelrechten Gehirnwäsche unterzogen wurden.", so Leyendecker.
In einer Führung erfuhren die Teilnehmer, wie die jungen Menschen auf dieser Burg gedrillt und geschult wurden, um sich wie starke, kämpferische und siegreiche „Herrenmenschen“ zu fühlen und so zu handeln. Sport, Rassenlehre und dumpfes Einüben von nationalistischen Parolen, waren die Schwerpunkte der dreijährigen Ausbildung.
„Ich wäre hier niemals aufgenommen worden"
„Ich wäre hier niemals aufgenommen worden, allein weil ich Brillenträger bin.“, merkte Dominik W.. Aber deutlich wurde auch, dass Intelligenz und Individualität hier nicht von Bedeutung waren - es zählte nur Stärke, Sportlichkeit und „reinrassiges Deutschsein“. Gina D. schüttelt den Kopf „einfach unglaublich, dass sich die Menschen so hinters Licht führen ließen“.
Ein ganzes Volk manipuliert
Beim Rundgang durch die Ausstellung, die erst vor zwei Jahren eröffnet wurde, sei anschaulich erklärt worden, wie es eigentlich so weit kommen konnte, dass sich ein ganzes Volk manipulieren ließ, mitgemacht und bei zahlreichen Verbrechen gegen die Menschheit einfach weggeschaut hat.
Nachdenkliche Rückfahrt
"Nachdenklich sind wir nach Hause gefahren - und haben im Bus weiterdiskutiert. Wie sieht es eigentlich bei uns aus? Besteht die Gefahr, dass die Vergangenheit uns einholt? Wird Rechtsextremismus wieder salonfähig.", waren die Fragen, die noch nach dem Besuch der Burg die Teilnehmer beschäftigten, die sich aber auch einig waren: "In unserem Kirchenkreis, in unseren Gemeinden und in unserer Jugendarbeit ist weder Platz für Rassismus, noch für Rechtsextremismus. Wir bleiben dran.", so das Fazit.
Autor:Lokalkompass Wesel aus Wesel |
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