Hälfte der Bevölkerung des Niger hungert
„Der Hunger der Menschen im Niger muss öffentlich werden. Bis Ende September werden Tausende von Menschen, wenn nicht sogar Hunderttausende sterben.“ Diese erschütternde Botschaft überbrachte Michel Cartatéguy, Erzbischof der Diozese Niamey im Niger/Westafrika. Er besuchte anlässlich der dritten Afrika-Wallfahrt den Niederrhein. Ein Lichtstreifen am düsteren Hunger-Horizont für ihn ist eine erste Soforthilfe der Familie Seibt aus Wesel von 55.000 Euro und eine gemeinsame Milchpulver-Hilfsaktion von Aktion Pro Humanität und medeor. Alle Niederrheiner sind ebenfalls um Hilfe gebeten.
Das Sterben der Menschen hat bereits massiv begonnen. In den letzten zwei Wochen war es in der Hauptstadt des Niger ständig 47 bis 49 Grad heiß. In den letzten Mai-Tagen starben täglich mehr als hundert Menschen - vor Schwäche, vor Erschöpfung, an chronischer Mangel-ernährung.
Eindämmung des Sterbens angeordnet
Der Übergangspräsident der Militärregierung besuchte alle Krankenhäuser in Niamey und „verordnete“ das Eindämmen des Sterbens. Doch wie?
Nach einem friedlichen Putsch mit Sturz des sich nicht von der politischen Macht trennen könnenden Staats¬präsidenten des Niger hat eine militärische Übergangsregierung die Macht in diesem ärmsten Land Afrikas übernommen. Eine demokratische Zukunft scheint vorstellbar. „Unsere Aufgabe als Christen ist es, uns an die Seite der Ärmsten zu stellen. Da ist unser Platz“, macht Erzbischof Michel sein Engagement deutlich.
Noch vier Monate bis zur nächsten Ernte
Das Land hat 15 Millionen Einwohner, von denen die nahezu die Hälfte vom Hunger bedroht ist. Derzeit herrscht Trockenzeit. Der Regen kommt – hoffentlich – ab Juli, ab September ist dann mit der ersten Ernte zu rechnen. Bis dahin vergehen noch vier lange Monate der zunehmenden Nahrungsmittelknappheit und des Hungers.
Viele Schulen sind geschlossen, weil Eltern und Kinder bereits vor Hunger gestorben sind. Die gewohnten Strukturen der Nomaden und Halbnomaden befinden sich in Auflösung, da sich die Menschen nur noch die Suche nach etwas Essbarem umtreibt.
Erzbischof Michel und sein Bistums-Ökonom, Monsieur Ludovic, haben sich daher auf den Weg gemacht, in Europa auf die Situation im Land in der Sahelzone aufmerksam zu machen. Kevelaer mit der Aktion pro Humanität, Aachen mit Misereor und die Kindernothilfe sind Stationen ihres Weges.
Aktionsplan für Menschen – APH und action medeor helfen mit
Durch die Kirchenvertreter im Niger wurde ein Aktionsplan aufgestellt, der sich in den Krisenaktionsplan der Übergangsregierung integriert und mit dieser abgestimmt wurde:
a) Bereitstellung von direkter Nahrungsmittelhilfe für die Ärmsten der Armen. Hierzu werden 40 Euro pro bedürftiger Familie (7 Personen) für einen Monat kalkuliert. Hierzu gehört auch ein spezielles Ernährungsprogramm für mangel- und unterernährte Kleinkinder, welches in den kirchlichen Ernährungsstationen des Landes. Hierfür muss Milchpulver bereitgestellt werden. Die Aktion Pro Humanität und die action medeor werden sich hier mit einem eigenen Programm einbringen .
b) Das Programm „Arbeit gegen Geld“. Menschen, die noch arbeiten können, werden zu öffentlichen Arbeiten wie Straßen- oder Brückenreparaturen, Reinigungsarbeiten von Marktplätzen in Abstimmung mit den Dorfgemeinschaften und Dorfältesten herangezogen. Sie erhalten für jeden Tag geleisteter Arbeit 1,50 Euro, damit sie für sich und ihre Familien Nahrungsmittel kaufen können.
c) Das Programm „Arbeit gegen Nahrungsmittel“ soll in Kürze wieder aufgenommen worden. Es war unter der alten Regierung untersagt.
Saatgut muss mit Beginn der Regenzeit wieder bereitgestellt werden, da viele Vorräte in Hungerszeiten von den Menschen als Nahrung genutzt werden.
Spenden-Soforthilfe von Familie Seibt
Die Aktion pro Humanität durfte für dieses konkrete Aktionsprogramm von Erzbischof Michel für den Niger von der Familie Seibt und dem Verein „Wir helfen Kindern weltweit“ eine Spenden-Soforthilfe in Höhe von 55.000 Euro in Empfang nehmen.
Diese Spenden kommen den Menschen jetzt sehr schnell zugute. Insgesamt benötigt die katholische Kirche nach ihren Berechnungen eine Finanzhilfe von ca. 3,2 Millionen Euro, um die Hungerproblematik im Niger jetzt unmittelbar zu beruhigen. Der Anteil dessen am Gesamtstaatspaket zur Eindämmung der Katastrophe ist erst ein kleines Prozentsatz.
So bittet die Aktion pro Humanität die Menschen am Niederrhein dringend um ihre Hilfe.
Unter dem Stichwort „Hunger im Niger“: Konto der Volksbank an der Niers Kto 11 0 88 BLZ 320 613 84 oder der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze Kto 43 73 43 BLZ 322 500 50.
Autor:Sigrid Baum aus Wesel |
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