Singende Kneipeninsulaner in Wesel, schwoofende Silberrücken in Hamminkeln
Doppelter Kulturschock am Samstagabend: Mit feuchter Zufriedenheit durch ScaluBa getanzt
Zufriedenheit kennt manchmal keine Grenzen, das erfuhr ich zusammen mit meiner Liebsten und Freunden bei einem kultigen Kulturzug durch zwei Kommunen. Frisch abgefüllt mit gar köstlichem Abendessen schlugen wir zunächst im Scala-Kino auf, wo das Teuto-Iren-Duo "Glengar" auf sangeswilliges Publikum wartete.
Peter (Paddy) und Fritz (Fiddle) sind war keine Iren, fühlen sich aber als solche. Deshalb kokettieren sie auf angenehme Weise mit ihrem Auditorium, das gefühlt zu 97,4 Prozent aus Fans besteht. Okay, das vom Sänger angediente Mitsingen klappt eher nicht, da niemand die Texte wirklich beherrscht. Aber nur wegen sowas wird hier nicht gekrittelt. Auf den Spaßfaktor kommt's an - und wie könnte der größer sein, als bei diesen kernigen Herzwärmer-Klängen von der grünen Insel?
Berühmte Weisen erklingen, die in Irland jedes Kind kennt und jeder Pub-Besucher mitpfeifen kann - auf Textsicherheit sei gepfiffen! Die Folk-Abteilung ergänzen Paddy und Fiddle mit einigen Country-Songs von Johnny Cash und John Denver. Und Ray (wahrscheinlich Raymund) mit den Zuzelbart in der zweiten Zuhörerreihe klopft dazu die Spoons. Ja, Sie haben richtig gehört: Wo der Deutsche die Hände oder eine Triangel bemühlt, da haut der Ire sich mit zwei Esslöffeln aufs Bein. Crazy!
Nach zweieinhalb vergnüglichen Stunden verlassen wir das Wohnzimmer der Glückseligkeit und starten Richtung Kulturbahnhof (KuBa) Hamminkeln. Dort ist Ü50-Schwoof angesagt. Und obwohl wir schlagerlastige Diskofoxmucke fürchten, trauen wir uns über die Schwelle.
Rappelvoll, der Laden und blöderweise begrüßt uns tatsächlich irgend so ein stumpfer Tanzschlager. Drei Minuten lang will ich zurück zu den Iren, aber dann wird's besser. DJ Potty bedient die Tanzmäuse mit allem, was die Gemeinde in den Hüften schwingen lässt: Soft Cell ("verdorben"), Tina Turner (WOW!), Pur (würg!) Falko (oh-oh-oh) oder die Temptations (cooler geht's nicht): aufgetischt, was tanzbar ist.
Bierchen, Weinschorle und Mixtgetränke fließen in Strömen. Die Schwoofer schwitzen mächtig und zappeln prächtig. Dem Ü50-Konzept wird in der Tanzkneipe an der Güterstraße feuchtfröhliches Nachtleben eingehaucht. Man könnte fast glauben, man sei irgendwo im Ruhrpott gelandet. Und wie man hört, soll die Party demnächst auch in Wesel zünden ...
Durchweicht, angeschickert und irgendwie müde dengeln wir dem Ende des ScaluBa-Abends entgegen. Und was soll ich sagen: Wir freuen uns auf 'ne Wiederholung.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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