Buchtip (2) Tatiana de Rosnay: Sarahs Schlüssel

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Liebe Lesergemeinde,
hier mein 2. Buchtip.

Die Kollaboration der französischen Behörden mit den Nazis während des 2. Weltkrieges behandelt der Roman von Tatiana de Rosnay. Auf einer zweiten Handelsebene in der Gegenwart stößt eine Journalistin bei der Recherche des Themas auf die schuldhafte Verstrickung der Familie ihres Mannes. Das Buch war übrigens in Frankreich ein Bestseller und wird verfilmt.

Die Schriftstellerin und Journalistin Tatiana de Rosnay ist eine wahre Kosmopolitin: Sie ist Französin, schreibt auf Englisch. In Deutschland ist Tatiana de Rosnay leider (noch) vollkommen unbekannt, obwohl sie bisher immerhin acht Romane veröffentlicht hat.

Im Zentrum des Romans steht die Kollaboration der französischen Behörden mit den Nazis während des 2. Weltkrieges. Die französische Polizei wurde zum willigen und übereifrigen Helfer der Deportation von Juden und deren Ermordung, - was lange ein Tabu-Thema in Frankreich war.

Der Roman beginnt am 16. Juli 1942. An diesem Tag durchkämmt die französische Polizei ganz Paris nach Juden. Die dramatische Handlung nimmt ihren Ausgangspunkt in einer Pariser Wohnung, eine Familie wird deportiert. Wir lernen die eine der beiden Hauptfiguren des Romans kennen, Sarah, die 10-jährige Tochter der Familie. Sie hat die Idee, ihren kleinen 4-jährigen Bruder Michel in einem verborgenen Wandschrank zu verstecken. Und um ganz sicher zu sein, schließt sie den Bruder ein und steckt den Schlüssel in die Tasche, in der Annahme, nicht in ein KZ, sondern bald wieder nach Hause zu kommen.

Dann wird Kapitel für Kapitel minutiös der Leidensweg des Mädchens in ein französisches KZ beschrieben, während der Leser mit seinen Gedanken bei dem Schicksal des Vierjährigen in dem Wandschrank bleibt!!!

Ein zweiter Handlungsstrang beginnt im Jahr 2002. Die Ich-Erzählerin des Romans, - eine amerikanische Journalistin mit einem Pariser Architekten verheiratet -, wird von ihrem Chefredakteur in Paris auf die Geschichte der Deportation angesetzt. Und langsam stellt sich heraus, dass die französische Familie ihres Mannes zu den Profiteuren der Juden-Deportation des 16. Juli 1942 gehört hat und engstens mit dem Schicksal von Sarahs Familie verbunden ist.

Das Buch vereint Elemente des historischen Romans, des Recherche-Romans, und, wie immer bei Tatiana de Rosnay, Elemente des psychologischen Romans, - denn die Ich-Erzählerin ist zum Zeitpunkt der Recherche schwanger, während ihr Ehemann sie zwingen will, das Kind abzutreiben. Es entsteht eine Parallele zu 1942, zu einer Entscheidung über Leben und Tod.

"Sarahs Schlüssel" zeichnet sich durch einen enorme Spannung aus. Es liest sich wie ein Thriller.

Autor:

Claudia Bongers aus Wesel

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