Boris Bronskis böse Bollersprüche
Üblicherweise findet man auch böse Puppen im Theater immer irgendwie sympathisch. Boris Bronski ist eine Ausnahme: Die Handpuppe ihres Herrn und Meisters Meik Aufenfehn kann (soll?) man nicht mögen. Turtelt der Sprücheklopfer anfangs noch lieb und nett mit seiner Neuerwerbung, einer Topfrose, so spült er diese positiven Ansätze wenig später mit einer Flasche Bier ins Meer der gemischten Gefühle.
Zugleich ist diese Puppe Platzhalter für den ganz normalen Wahnsinn, dem der Mensch sich täglich stellen muss: Streben nach Anerkennung, Kommunikationslöcher, Selbsterkenntnis, Einsamkeit. Boris spielt diese Lebensfacetten in drei Nummern durch - ohne Sympathiegewinn.
Als Gegenpol zur Frustration dienen Aufenfehn seine Masken. In allerbester Chaplin-Manier (oder Keaton?) setzt der Künstler seine großnasigen Figuren in Szene: den verstaubten Musiker, die dickbusige Bügelfrau, den überdrehten Einbrecher. Geradezu genial, wie der Künstler nur durch Tonbandgeräusche und einen Lichtwechsel (von Gelb zu Blau) das Absaufen eines wartenden Bahnhofsgastes in überbordendem Regen bewerkstelligt.
Die Träger der von Aufenfehn selbstgefertigten Masken schaffen nicht nur die akrobatische Gratwanderung zwischen Slapstik und Tragikkomödie. Sie erkämpfen sich auch das, was Puppe Bronski nie erlangen wird: die Sympathie des Publikums. Dieses sparte im Weseler Bühnenhaus mit Begeisterung - aber nicht mit Schlussapplaus.
Doch bei weniger als 200 Zuschauern kann auch kein Beifall branden.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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