mein erstes Mal
Bingo im Scala
Wer noch nie in seinem Leben einem Bingo-Spiel beiwohnte (Verfasser dieser Zeilen wirft Lesern dieser Zeilen ein selbsteingestehendes Nicken zu), dem wird dieser Spaß zunächst vorkommen, wie wenn eine Lottokugeltrommel und ein Sodoku-Feld gemeinsam (mit Musik von R. Kelly) eine Nacht miteinander verbracht hätten. Und über dem Ergebnis dessen brüten dann die Spieler*innen in einem Ausmaß an Konzentration, wie man es sonst nur von Tierärzten erwarten würde, die Springmäusen mit Zuckerflash die Krallen schneiden wollen.
Diese erwartungsvolle Widmung gegenüber den Zahlen auf dem Los vor der eigenen Nase könnte durchaus dröge werden… wenn da nicht dieser Äther namens Stimmung den Raum durchdringen würde.
Denn für Stimmung sorgt Moderator David (seine-Freunde-nennen-ihn-Dave) Zabel. Er hält die Kugel 38 in der Hand, reicht aus Spaß an der Freude die Übersetzung ins Niederländische nach (="achtendertig") und nutzt die damit herausgeschlagenen 2 Sekunden, um die Schubladen seiner Sportanekdoten wie ein hektischer Einbrecher im Büro der Firmenzentrale zu durchwühlen, um im Schein der Taschenlampe fündig zu werden: "38 - ja, die 38, so viele Schritte brauchte damals der Völler, um das Tor gegen Hertha in der zweiten Halbzeit zu schießen. Es gibt nur einen Rudi Föller, es… 38 Meine Lieben..." (Symbolbeispiel; erdacht)
Und im Hintergrund läuft funky Musik, wie Cameos "Word Up!" und Ähnliches und alle sind gut drauf.
Zusätzlich aufgelockert wird der Abend übrigens durch die nicht ganz ernstgemeinten, selbstironischen Einspieler und an die Wand geworfenen Bilder von spieltriebgesteuerten Senioren in Bingomanie-Endstadium (was den doch recht jungen Altersdurchschnitt nicht representierte und damit gekonnt kontrastierte!).
Die Gewinnspanne erstreckt sich zwischen Lokaldevotionalien und -naturalien, die von »charmant übertrieben aufgewertet« bis »richtig liebevoll ausgesucht« (und den Sponsoren aus der Freigiebigkeit herausgekratzt) reichen. Vom Stutenkerl der Handwerksbäckerei über Filmfestival-Gutscheine bis zum Wesel-Rundflug (sozusagen die Stadtführung der Antischwerkraftbewegung) war alles dabei — es wurde mit einem "Bingo"-Ausruf beantragt und mit einem Smiley-Stempel-werfenden Herzen entgegen genommen.
Und auch die »Nieten« erfüllen ihren Zweck, sorgen sie doch für eine finanzielle Frischzellenkur für das Scala Kulturspielhaus.
Und jetzt…
der glückskekshafteste Schlusssatz-Sinnspruch aller Zeiten:
"Auch, wenn man nichts gewonnen hat, hat man immer noch einen spaßigen Abend gewonnen. Bingo."
Autor:Timothy Kampmann aus Wesel |
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