Kommunikativer Songwriter Morgan Finlay im Kleinen Salon überm Scala-Kino
Begrüßungshandschlag für jeden Gast, empathische Songs und jede Menge Erzählstoff
Wann hat man das erlebt, dass der auftretende Künstler jeden Gast einzeln per Handschlag gegrüßt und sogar nach dem Vornamen fragt?
Morgan Finlay tut's und überrascht damit den Großteil seiner 20 Zuhörer in Kleinen Scala-Salon. Die erleben in zweieinhalb Stunden, wie der Irland-Kanadier eine außergewöhnliche Mischung von Herzblut und freundlicher Distanz präsentiert. Und wie er rund die Hälfte seiner Auftrittszeit redet. Tatsächlich!
Seit 14 Jahren verdingt sich der ehemalige Sozialarbeiter als Straßenmusiker. Er lebt seit geraumer Zeit in Hamburg, davor in Vancouver, Montreal und Neufundland. Glaubt man dem Text auf seiner Hompage, so ist Finlay mittlerweile sehr erfolgreich unterwegs und hat eine beständige Fangemeinde.
Mit rundem, angenehm elektrisch verstärktem Sound trägt er seine Songs vor und erklärt dazwischen sehr ausführlich deren Auslöser, Zeitpunkte, Inhalte und Entstehungsweisen. Dabei hat Morgan Finlay den Mut, sein Programm - je länger es dauert - immer trauriger und getragener zu gestalten. Wer genau hinhört, der merkt bald, dass dieser Typ nach außen hin aufgeschlossen und nett sein will aber bestimmt auch introvertierte Phasen hat. Allerdings auf einem hohem empathischen Level - das macht seiner Lieder so stark.
Mit oft geschlossenen Augen tanzt Finlay mal vor und zurück oder stellt sich storchengleich auf ein Bein. Doch wenn er die Vornamen seiner Gastgeber und einiger Zuhörer in die Runde wirft, dann saugt sein wacher Blick die Dinge auf und speichert sie auf der Festplatte des Künstlers.
Bestimmt auch die beiden Herren vis a vis, von denen einer im ersten, der andere im zweiten Set ständig wegnickt. Klar, auch Musikfreunde sind mal müde. Doch Morgan Finlay erliegt nicht dem Reiz, die Aufmerksamkeitsschwächen seiner Fans zu thematisieren. Dafür mag er Wesel zu sehr. Tatsächlich? Die Antwort bleibt offen.
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Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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