28. - 30.10.2011 – Hanse-Wochenende in Wesel
Die Tradition der Hansestädte blüht auf. Erfährt das Mittelalter aktuell eine Renaissance? Die Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck sind die drei großen Hansestädte, die auch heute jeder als solche kennt. Die „Hanse“ im 14. Jahrhundert gegründet, als Interessenvertretung der Kaufleute im Ausland und zum gegenseitigen Schutz, entwickelte sich im Mittelalter zu einem mächtigen Handelsbund. Seinen Mitgliedern erschlossen sich so die Märkte Europas und darüber hinaus. Die Stadt Wesel trat im Jahre 1407 der Gemeinschaft bei.
Wie ist es augenblicklich zu erklären, dass sich so viele Hanse-Begeisterte aktiv an den diesjährigen Hansetagen beteiligten? Das historische Spektakel scheint 700 Jahre später anzukommen. Der aufmerksame Beobachter der diesjährigen Hansetage merkte das daran, dass so viele interessierte Bürger und Gäste aus nah und fern dem Weseler Wahlspruch „vesalia hospitalis – gastliches Wesel“ Folge leisteten.
Sehr detailgetreu agierten die Darsteller der Hansegilde in ihren kreativen Gewandungen. Die Weseler Burmeesterin Ulrike Westkamp repräsentierte die Hansestadt Wesel zur Eröffnungsfeier in einem edlen schwarz-roten Festkleid, während ihr Emmericher Kollege Burmeester Diks dunkel gekleidet, so ihre Autorität ausstrahlten. Beide gut behütet, mit Bürgermeisterketten ausgestattet, eröffneten am Freitagnachmittag vor historischer Kulisse die diesjährigen Hansetage in Wesel. Kleine Spielszenen komplettierten den mittelalterlichen Alltag. Da wurde z.B. der Eierdieb von Schutzrittern festgenommen und bis zur Urteilsverkündung in einer ungemütlichen Gefangenenhalterung festgehalten, Gaukler belustigten laut schreiend das neugierige Volk, Minnesänger erfreuten mit gewöhnungsbedürftigen fremden Klängen … und plötzlich hörte man monoton helle Klingeltöne. Stille. Beschaulich überquerte eine Laienschar den Großen Markt. Der Kirchenmann begleitet von seinen Ministranten und dem Bestatter transportierten auf einem Holzkarren einen in Leinentüchern gehüllten Leichnam übers Kopfsteinpflaster zur letzten Ruhestätte.
Klaus Hoeft, bereits jahrzehntelang vom Hansebazillus infiziert und derzeit Ruheständler, informiert: „Durch die Betreuung der Hansemärkte in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten haben sich tolle Freundschaften der Akteure aus den verschiedenen Hansestädten gebildet. Auf den Hansemärkten treffen wir uns immer wieder.“ Als Weseler Junker mit Robin-Hood-Hut gekleidet, verteilte er „Taler“ an die jüngsten Hansetag-Besucher. Ob so der Hanse-Bazillus weiter vermittelt wird?
In der Weseler Fußgängerzone informierten die anderen Hansestädte; rund ums Berliner Tor fand ein mittelalterlicher Markt statt.
Bei strahlendem Sonnenschein bereitete der Besuch der diesjährigen Hansetage in der Hansestadt Wesel viel Freude. Vor der historischen Rathausfassade gewinnt man im Jahr 2011 einen realistischen Eindruck, wie das Leben im Mittelalter so gespielt haben könnte. So kann der alte hanseatische Gedanke dazu beitragen, die Attraktivität einer Stadt im 21. Jahrhundert zu steigern.
Allen Aktiven und Organisatoren ein herzliches Dankeschön für dieses Spektakel. Nur weiter so.
Das mittelalterliche Spektakel begeisterte auch mehrere Bürgerreporter von „Lokalkompass.de“. Die Bilderserien finden Interessierte unter:
Dirk Bohlen:
http://www.lokalkompass.de/wesel/vereinsleben/bildergalerie-vom-hansefest-samstag-in-wesel-d103617.html
Bettina Böhmer:
http://www.lokalkompass.de/wesel/kultur/impressionen-vom-hansefest-2011-d103481.html
Michael Gertzen:
http://www.lokalkompass.de/wesel/leute/bilder-vom-hansefest-in-wesel-d103474.html
Friedel Görtzen:
http://www.lokalkompass.de/wesel/kultur/28102011-vesalia-hospitalis-d103480.html
Helena Libawski:
http://www.lokalkompass.de/wesel/leute/hansefest-start-d103467.html
Peter Reiss:
http://www.lokalkompass.de/wesel/kultur/hansefest-wesel-impressionen-in-50-bildern-d103607.html
Autor:Friedel Görtzen aus Wesel |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.