Menschen mit Behinderung des LVR - Wohnverbund Uedem erlebten Schiffstour auf dem Rhein
UEDEM. Alle Menschen mit Behinderung die in den drei Einrichtungen des Wohnverbund Uedem leben, Nordwall, Bockmühle und Steveshof, fieberten sicherlich dem Ereignis entgegen. Gegen 10 Uhr am Morgen gings los. Mit dem Bus fuhren alle, darunter elf Betreuer und drei Menschen mit Behinderungen im Rollstuhl, zur ältesten Stadt am Unteren Niederrhein, nach Rees.
Von Helmut Heckmann
An der Reeser Rheinpromenade bekamen die Ausflügler dann einen ersten Eindruck vom Rhein, den darauf fahrenden Schiffen und natürlich vom Passagierschiff „Stadt Rees“. Rainer van Laak, Eigner des Schiffes und gleichzeitig auch der Kapitän, erwartete die Gäste aus Uedem am städtischen Steiger, da sein eigener gerade auf der Rheinpromenade stand um dort, außerhalb des Wassers, die tournusgemäßen Reparaturarbeiten vornehmen zu lassen.
„Ich heiße die Gäste des Wohnverbundes Uedem recht herzlich auf meinem Schiff willkommen, wünsche allen eine gute Fahrt und einen angenehmen Aufenthalt, bei dem es sicherlich viel zu sehen gibt“, so begrüßte Kapitän van Laak die „Landratten“ an Bord. Dann gings los. Zunächst ein paar hundert Meter rheinaufwärts. Dazu erklärte Kapitän van Laak über die Bordlautsprecher die Ansicht der Stadt Rees, den geschichtsträchtigen Mühlenturm, den Pegel und den alten Zollturm, dessen Einnahmen einst der Stadt zu Ansehen verholfen hatte.
Kaum aber war man so richtig in Fahrt, mit fast 45 Stundenkilometern rheinabwärts (auf Binnengewässern wird die Schiffsgeschwindigkeit in Stundenkilometern gerechnet und nur auf dem Meer in Knoten), da wollten die ersten Mitfahrenden hinauf auf das Oberdeck. „Also los gehts, Jacken an und vorsichtig, tretet nicht zu nah an die Reeling“, gab Teamleiter Michael Simons „grünes Licht“.
Welch eine Freude sich hier auf den Gesichtern der Menschen mit Behinderung abzeichnete, kann man sich kaum vorstellen. Aber, ein solcher Ausflug ist nun einmal ein Highlight. Der Wind wehte durch die Haare und man konnte die rechts und links des Rheins anliegenden Orte einmal aus einer ganz anderen Perspektive sehen. Kühe standen in Ufernähe auf den Weiden, auf den Kribben sah man ab und zu Angler, der bunt gestrichene Kühlturm des Kernwasser Wunderland war in Sichtweite und kleinere Kanus wippten auf den hohen Wellen der größeren Schubverbände.
Wer nicht an Deck konnte oder wollte, der blieb unter Deck im Restaurant. Hier wurde für warme und kalte Getränke gesorgt und später, auf der Rückfahrt, gab es hier für alle eine deftige Erbsensuppe.
Ein absolutes Highlight war für Michael, einer der Menschen mit Behinderung der in der Einrichtung Bockmühle wohnt, sicherlich die Aufforderung des Chronisten mit ihm auf die Brücke zum Kapitän zu kommen. Kapitän Rainer van Laak, seit Jahren mit dem Chronisten befreundet, freute sich über den Besuch in seinem „Allerheiligsten“. „Hallo, ich heiße Michael, und du?“, stellte sich der freudig erregte Bewohner der Bockmühle vor. „Ich bin der Kapitän und ich heiße Rainer“, so Kapitän van Laak und reichte Michael die Hand zum Gruß.
„Du kannst aber gut Schiff fahren“, so Michael weiter, „wer hat dir das beigebracht?“ Und so erfuhr Michael, dass der verstorbene Vater von Rainer ihm das Schifffahren beigebracht hatte, warum ein Schiff ein Steuerrad benötigt und das die Abzeichen der Schulterklappen (die Michael leider nicht haben konnte) ihn als Kapitän ausweisen. Michael musste dann gleich auch den unter seiner Jacke an seiner Brust befestigten Scheriffstern zeigen.
Nach gut zwei Stunden Rheinfahrt näherte man sich dann wieder dem Heimathafen. Alle hatten auf der Fahrt viel gesehen. Die Stadt Emmerich am Rhein mit ihren bekannten Kirchtürmen, der weithin sichtbaren Krananlage im Containerhafen und die längste Rheinbrücke Europas. Viele verschiedene Schiffe hatte die „Stadt Rees“ überholt und mancher Partikulierer (Frachtschiffkapitän) hatte mit dem Klang seines Schiffshornes gegrüßt.
Doch nun hieß es Abschied nehmen von Kapitän van Laak. Dieser bedankte sich und lud die Menschen mit Behinderung ein, irgendwann wieder einmal einen Ausflug mit ihm zu machen. Am Rheinpark erwartete der NIAG-Bus die Tagesausflügler und nachdem dann auch der letzte rollstuhl sicher untergebracht war gings zurück nach Uedem, mit der Gewissheit, einen schönen und abwechslungsreichen Tag verbracht zu haben.
Autor:Helmut Heckmann aus Uedem |
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