An die Wolken

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Ein schönes Schauspiel bot er heute wieder, der abendliche Himmel. Auf der einen Seite strahlend blauer Himmel mit weißen Wattetupfern - auf der anderen eine dunkle bedrohliche Wolkenwand - aus der sich plötzlich, ohne dass es regnet, ein Regenbogen schwingt. Die Sonne ist gleißend hell und taucht alles in ein goldenes Licht. Ich kann mich gar nicht sattsehen daran. Und ein Gedicht von Christian Morgenstern fällt mir ein:

An die Wolken

Und immer wieder,
wenn ich mich müde gesehen
an der Menschen Gesichtern,
so vielen Spiegeln
unendlicher Torheit,
hob ich das Aug
über die Häuser und Bäume
empor zu euch,
ihr ewigen Gedanken des Himmels.

Und eure Größe und Freiheit
erlöste mich immer wieder,
und ich dachte mit euch
über Länder und Meere hinweg
und hing mit euch
überm Abgrund der Unendlichkeit
und zerging zuletzt
wie Dunst,
wenn ich ohn Maßen
den Samen der Sterne
fliegen sah
über die Äcker
der unergründlichen Tiefen.
(Christian Morgenstern)

Autor:

Siglinde Goertz aus Uedem

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