Geflüchteten Frauen sensibler helfen
Folgt man den Zahlen der Welthungerhilfe und der Vereinten Nationen, dann sind derzeit die Hälfte der weltweit 68,5 Millionen Flüchtlinge Frauen und Mädchen. Die meisten Menschen fliehen zurzeit aus Syrien, Afghanistan, aus dem Süd-Sudan, aus Myammar und aus Somalia. Die größten Aufnahmeländer sind aktuell und der Reihe nach die Türkei, Pakistan, Uganda, Libanon, Iran, Deutschland und Bangladesch. Weil Frauen während und nach ihrer Flucht durch Gewalt und sexuelle Übergriffe besonders gefährdet sind, lud die Gleichstellungsstelle der Stadt jetzt zu einem Frauenfachtag in die Evangelische Familienbildungsstätte am Scharpenberg ein.
52 Frauen und drei Männer, die sich haupt- und ehrenamtlich um geflüchtete Frauen kümmern, folgten der Einladung zur Fortbildung rund um das Thema "Kultur,- Stress- Trauma-sensibler Umgang mit geflüchteten Frauen." Als Referentinnen sorgten Helene Batemona-Abeke von der 1993 durch die Ärztin Monika Hauser gegründeten Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale, die für Frauen und Flucht zuständige Fachkoordinatorin des Landes Nordrhein-Westfalen, Mira Ragunathan und Martina Schmitz von der Akademie der Autonomen Frauenberatungsstelle.
Im Kern ging es um die Frage, wie man Frauen aus anderen Kulturkreisen, dort abholen kann, wo sie stehen, um sie aus ihrer traumatischen und isolierten Situation herauszuführen und sie zu stärken, in dem man ihren kulturellen Hintergrund und ihr erlittenes Leid anerkennt, ihnen gleichzeitig aber auch ihre eigenen Stärken vor Augen führt und ihnen so neuen Lebensmut und neue Lebensperspektiven aufzeigt.
Familien wirken beruhigend
Der Leiter des Sozialamtes, Thomas Konietzka, wies darauf hin, dass sich die Mülheimer Sozialverwaltung derzeit um 865 Flüchtlinge kümmern muss, von denen 282 Frauen sind. Von diesen Frauen lebten 155 in einem Familienverband, 67 als alleinerziehende Mütter und 60 als alleinstehende Frauen. Konietzka kündigte für seinen Vernatwortungsbereich eine umfassende Schulung für einen sensiblen und stärkenden Umgang mit geflüchteten Frauen an. Mit Blick auf die Situation in den öffentlichen Flüchtlingsunterkünften erklärte Konietzka, dass "Familien beruhigend wirken, weil sie auch Männer dazu motivierten, Rücksicht zu nehmen."
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Antje Buck, bedauerte es, dass die auf ihren Antrag hin Anfang 2017 in Mülheim eingerichtete Stelle der Landesfachkoordinatorin, Mira Ragumathan, ebenso, wie die Landesförderung von Fachveranstaltungen zum Thema Geflüchtete Frauen nur noch bis Jahresende von der schwarz-gelben Landesregierung gefördert würden.
Bucks Stellvertreterin, Cäcila Tiemann und Sabine Boeger von der Evangelischen Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, machten vor dem Hintergrund ihrer Moderationserfahrung beim Runden Tisch gegen häusliche Gewalt deutlich, dass die Beratung geflüchteter Frauen deren kulturellen Hintergrund, etwa die Einstellung zur Kindererziehung oder zu Ehe und Partnerschaft, mit einbeziehen müsse, um Vertrauen aufzubauen und am Ende Erfolg haben zu können. (T.E.)
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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