Polizeipräsident Frank Richter: "Ich möchte eine Polizei zum Anfassen!"
Als gelernter Polizist und ehemaliger Chef der Gewerkschaft der NRW-Polizei kennt Frank Richter die eine Seite der Medaille bestens. Als neuer Präsident der Polizei Essen/Mülheim lernt er auch die andere kennen.
„Ich will, dass Mülheim und Essen noch sicher werden, als sie sowieso schon sind. Und ich möchte, dass sich die Bürger auch subjektiv sicherer fühlen“, bringt Frank Richter seine ehrgeizigen Ziele auf den Punkt. Es ärgere ihn, dass sich manche Bürger trotz der guten Zahlen noch immer nicht richtig wohl fühlten. Da möchte der gelernte Polizist gegensteuern: „Die Leute sollen sagen: ‚Jawohl, wir haben eine Polizei. Und die ist gut und reagiert schnell.‘“Schließlich habe man so lange an einem guten Verhältnis zwischen Polizei und Bürger gearbeitet, dass man dieses nicht aufs Spiel setzen möchte. „Der Beruf ‚Polizist‘ und die Polizei an sich genießen einen hohen Stellenwert. Das fängt schon bei den Kleinen an.“ Darum sei es Richter wichtig, das Verhältnis auch weiter zu pflegen. „Ich möchte eine Polizei zum Anfassen!“
Würde man dem Polizeipräsidenten ermöglichen, 200 Polizisten mehr einzustellen, würde er nicht „Nein!“ sagen. „Wir müssen uns intelligente Lösungen einfallen lassen, mit weniger Personal genauso präsent zu sein. Aber ich bin überzeugt, dass wir das hinkriegen.“ Als „Kind des Ruhrgebiets“ arbeitet er getreu der Devise: „Wir müssen die Probleme ansprechen - und anpacken.“ Von rund 10.000 Bewerbern werden etwa 1.600 zu Polizisten ausgebildet und eingestellt, damit liegt die Quote bei eins zu sieben beziehungsweise eins zu acht. „Damit kommen wir klar.“
Um eine Stadt sicher zu machen, ist allerdings nicht nur die Zahl der Polizisten entscheidend. Die Bürger sind ebenfalls gefragt. Auch aufgrund der guten Verkehrsanbindung im Ruhrgebiet sind Wohnungseinbrüche noch immer ein Problem - vor allem Bargeld, Schmuck und Geldkarten sind bei den Langfingern beliebt. „Es gibt unterschiedliche Ansätze, der Probleme Herr zu werden“, sagt der Polizeipräsident.“ So sei eine Verhaltensänderung der Bürger ebenso nötig wie die Präsens der Männer und Frauen in Blau. „Vermeiden Sie offene Fenster, schließen Sie ab. Und: Achten Sie auch auf Ihre Nachbarn und haben auch deren Wohnungen im Blick.“ Ansonsten gilt: Lieber einmal mehr die Polizei anrufen. Problematisch sei es vor allem bei Mietwohnungen, die würden oft vernachlässigt. „Mein Traum wäre ein TÜV-Siegel, das Auskunft über die Sicherheit der Wohnung gibt.“
Dass Richter in Mülheim nicht nur arbeite, sondern auch lebe, habe seine Vor- und Nachteile. „Als ich noch in Hagen arbeitete, hatte ich Feierabend, sobald ich das Ortsschild passierte. Diesen Abstand habe ich hier nicht.“ Andererseits sei es schön, Verantwortung für die Stadt zu tragen, in der man auch wohne. Zudem kenne er sich schon aus. „Ich lebe in einer polizeilichen Weltkugel: Ich bin da angekommen, wo ich 1976 angefangen habe.“
ZUR PERSON
- geboren 1959 in Essen
- 1976: Beginn seiner Laufbahn bei der NRW-Polizei
- 1995 bis 2004: engagiert im Bezirkspersonalrat
- 2005: Wahl zum Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei des Landesbezirks NRW
- 1. November 2012: Polizeipräsident von Hagen
- 1. April 2015: Polizeipräsident von Essen/Mülheim und damit Nachfolger von Stephania Fischer-Weinsziehr, die sich in den Ruhestand verabschiedet hat
- wohnhaft in Mülheim
- in seiner Freizeit geht er gern spazieren, fotografiert oder hört Musik
SCHON GEWUSST
Die Polizei ist oft erster Ansprechpartner, selbst wenn sie eigentlich nicht zuständig ist. Das gilt zum Beispiel für Ruhestörungen (Gleiches gilt für den ruhenden Verkehr, „Wildpinkler“ oder unterlaubtes Plakatieren). Darum müsste sich primär das Ordnungsamt kümmern. Das ist abends allerdings nur schwer zu erreichen. Daher wenden sich Betroffene meist direkt an die Polizei. „Die Menschen sehen das Problem, möchten Hilfe oder sich in Sicherheit wiegen“, sagt Polizeipräsident Frank Richter. Da übernehme die Polizei auch gern nicht-originäre Aufgaben.
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
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