MWB zog Bilanz – Mehr Unterstützung von Politik und Verwaltung erwünscht
„Wir wollen Stabilität und Sicherheit bieten“

Der MWB-Vorstand stellt sich den Herausforderungen der Zeit. Auf dem Foto v.l. Dominik Steffan, Frank Esser und Jürgen Steinmetz.
Foto: PR-Foto Köhring/SC
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„Unsere Langzeitstrategie zahlt sich aus, deshalb blicken wir auch trotz Corona guten Mutes in die Zukunft.“ Frank Esser, Vorstandsvorsitzender der Mülheimer Wohnbau eG (MWB), hatte mit seinen Vorstandskollegen Jürgen Steinmetz und Dominik Steffan bei der Vorstellung der Zahlen und Ergebnisse des Geschäftsjahres 2019 auch die aktuelle Lage und die weiteren Entwicklungen im Blick.

Erste Fazit des MWB-Vorstands: „Die Zahlen für 2019 sind positiv, wir sind wirtschaftlich gut aufgestellt.“ Zweite Schlussfolgerung: „Durch die Coronakrise müssen wir jetzt zusätzliche Lasten schultern.“ Aber aufgrund des soliden finanziellen Fundaments stehe schon jetzt fest, dass es für die Mieter der Genossenschaft in unserer Stadt weiterhin bezahlbaren Wohnraum geben werde. Die Durchschnittsmiete liegt bei 5,60 Euro je Quadratmeter.

Mehr als 5.000 Mietwohnungen bewirtschaftet die Wohnungsbaugenossenschaft, mehr als 9.000 Mitglieder gehören ihr an. Sie hat im Jahr 2019 einen Jahresüberschuss von gut zwei Millionen Euro erzielt, und der Wohnungsleerstand ist weiter leicht abgesunken. In die Modernisierung der Wohnungsbestände hat die MWB knapp acht Millionen Euro investiert. „Die Großmodernisierung an der Lerchenstraße ist erfolgreich abgeschlossen, so dass wir nun andere Wohnquartiere in den Fokus nehmen können”, sagte Dominik Steffan.

Auch die MWB-Immobilienverwaltung ist weitergewachsen: Mehr als 2.800 Wohnungen und Geschäftsräume anderer Eigentümer werden inzwischen von ihr betreut. Zu den Kunden gehören neben vielen Privateigentümern auch institutionelle Immobilieneigentümer, wie etwa verschiedene Kirchenkreise und -gemeinden in der Region. Und da stünden die Zeichen der Zeit auf weiteren Anstieg.

Grundwerte beachtet

„Die positiven Zahlen aus 2019 zeigen, dass wir wirtschaftlich gesund in diese schwierige Zeit eingetreten sind. Doch obwohl wir gut aufgestellt sind, stellt COVID-19 auch für uns eine Herausforderung dar“, betonte Frank Esser. Die Coronakrise habe schließlich zu einer Wirtschaftskrise geführt, und diese Wirtschaftskrise betreffe auch viele Menschen, die bei der MWB wohnen. „Wir wollen in dieser Zeit Stabilität und Sicherheit bieten“, so der Vorstandsvorsitzende weiter. Solidarität, Zusammenhalt und gegenseitige Hilfeleistung seien schließlich Grundwerte des Genossenschaftsgedanken. Esser wörtlich: „Wenn Mieter Geldsorgen haben und uns darüber informieren, dann beraten wir individuell, finden Lösungen zur Stundung und werfen ganz sicher niemanden aus der Wohnung.“

Die Folgen der Coronakrise sind aber auch in anderen Bereichen spürbar. So haben sich einige Bauprojekte verlangsamt. Jürgen Steinmetz, technischer Vorstand, nennt Gründe: „„Zum Teil lag das an unterbrochenen Lieferketten, zum Teil auch an den neuen Hygiene- und Abstandsregeln.“ So habe man etwa das Gemeinschaftseigentum der Gartenhöfe Saarn 2 an der Brüsseler Allee deutlich später als geplant fertiggestellt. Auch beim Neubau an der Friedhofstraße für den Verein Anders wohnen in Speldorf e.V. gebe es Verzögerungen. Weitere Bauprojekte sind in Vorbereitung: „Wir haben ja nicht alles gestoppt, obwohl wir selbstverständlich abwägen, wie sich das Coronavirus auf die Immobilienmärkte auswirken wird”, so Steinmetz weiter. An der Scheffelstraße etwa will die MWB zügig starten. Neben Kettenhäusern, die verkauft werden, entstehen hier auch Mietwohnungen für den alternativen Verein „Die Raumteiler“ sowie Seniorenwohnungen.

Nachhaltige Konzepte

„An der Scheffelstraße hängt es davon ab, wann die Änderung des Bebauungsplans beschlossene Sache ist“, wüscht sich Frank Esser „mehr. Tempo.“ In Nachbarstädten würde das viel schneller geregelt. Esser weiter: „Darüber hinaus können wir schlicht nicht planen, weil wir nicht wissen, ob man uns weitere Grundstücke verkaufen wird. In der Regel vergibt die Stadt auch jetzt noch an diejenigen, die die höchste Summe bieten. Ob unsere Konzepte nachhaltiger sind, ob wir seit 120 Jahren vor Ort tätig sind oder bei anderen Projekten gezeigt haben, was wir können, ist dabei unerheblich.“ So gingen eben immer wieder Grundstücke an ortsfremde Bauträger.

Zum Gelände der ehemaligen Lindgens-Lederfabrik am Kassenberg hat der MWB-Vorstand wenig Neues zu sagen: „Das Gelände ist im Besitz der SMW GmbH, an der wir zusammen mit der Sparkasse Mülheim an der Ruhr beteiligt sind”, so Jürgen Steinmetz, der auch einer der Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft ist.“ Die städtebauliche Bedeutung des Lindgens-Areals ist sehr groß, und wir als Mülheims Wohnungsbaugenossenschaft haben ein großes Augenmerk auf die Entwicklung.” Mülheim sei für die MWB nach wie vor eine „Herzensangelegenheit“. Dessen sollten sich Verwaltung und Politik stärker bewusst sein.

Technische Infrastruktur

So paradox es kling mag, Corona hatte auch positive Seiten. So sei die Digitalisierung bei der MWB „zwangsläufig“ schneller vorangeschritten als zunächst geplant und erwartet. Für viele Aspekte des digitalen Arbeitens sei Corona aber auch ein Stresstest gewesen. Dominik Steffan: „Natürlich hat nicht alles auf Anhieb funktioniert. Wir mussten beispielsweise die Bandbreiten erhöhen, neue Software anschaffen, uns neues Know-How aneignen und uns allgemein auf die neuen Anforderungen einstellen.“

Der Umzug in die neue MWB-Geschäftsstelle vor fast genau einem Jahr ins Stadtquartier Schloßstraße sei gerade rechtzeitig gekommen: „Hier haben wir mehr Platz für die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln und eine bessere technische Infrastruktur. In der alten Geschäftsstelle wären die Auswirkungen der Krise deutlich dramatischer gewesen.“

Der MWB-Vorstand stellt sich den Herausforderungen der Zeit. Auf dem Foto v.l. Dominik Steffan, Frank Esser und Jürgen Steinmetz.
Foto: PR-Foto Köhring/SC
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Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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