Beeindruckende Gesellenstücke beim Wettbewerb „Die gute Form“
„Vor dem Preis stehen Fleiß und Schweiß“
„Mit Fug und Recht können die neuen Gesellen stolz auf ihre Leistung sein“, sagt Dirk Mombour, Lehrlingswart der Tischlerinnung Oberhausen-Mülheim Ruhr. 16 junge Menschen aus Mülheim und Oberhausen haben jetzt ihre Abschlussprüfung bestanden und dabei im wahren Sinn des Wortes ihr Gesellenstück gemacht.
Am Anfang stand die Idee, ihre eigene. Und deren Umsetzung in die Tat lag auch in ihren eigenen Händen. Was daraus entstanden ist, kann sich durchaus sehen lassen. Ihre Arbeiten haben die Hürden des praktischen Teils ihrer Gesellenprüfung mit Lob und Anerkennung übersprungen, aber auch weiteren kritischen Blicken standgehalten
Die frischgebackenen Gesellen haben zudem am Wettbewerb „Die gute Form 2021“ teilgenommen. Zunächst gab es den Wettbewerb vor Ort. Die Begutachtung und Bewertung fand in der Tischler-Werkstatt des Hans-Sachs-Berufskollegs in Oberhausen statt. Die Punkte wurden nach Idee, Formgebung, Funktion und handwerkliche Ausführung vergeben.
Unterschiedliche
Betrachtungsweisen
Zur diesjährigen Jury gehörten unter Schulleiter Marc Büker, Thorsten Rößmann von der IEB GmbH, Geschäftsführerin Linda Fischer vom Oberhausener Holz und Baustoffhandel Carl Osmann sowie Oliver Mebus, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mülheim an der Ruhr, und Tanja Wiedermann von der Stadtsparkasse Oberhausen. Der Tischlerinnung war es wichtig, dass Juroren aus unterschiedlichen Betrachtungsweisen einen „wertenden“ Bick auf die Arbeiten der Jung-Gesellen werfen.
Die Jury hatte, wie in jedem Jahr, auch diesmal wieder die Qual der Wahl, denn alle Arbeiten waren handwerklich ausgefeilt und optisch ansprechend. Schließlich setzte sich Raphael Kempkes von der Oberhausener Schreinerei Kempkes gegen seine weiteren Mitbewerber durch. Das Siegerstück, eine Sitzbank aus Massiv Esche gebeizt und furniertes Zebrano, brillierte durch seine Formgebung. Das impsosante Gesellenstück repräsentiert nun die Tischlerinnung Oberhausen-Mülheim als Teilnehmer an der Online-Präsentation am Landeswettbewerb der „Guten Form“.
Nur knapp hinter ihm platzierte sich Bengt Helmers von der Mülheimer Tischlerei Schaff auf dem zweiten Platz. Er fertigte einen Klapptisch, der durch Form, Aussehen und Zweckmäßigkeit besticht. Die „Bronzemedaille“ der Jury ging an Robert Brandenbusch von der Tischlerei Großjohann, ebenfalls aus Mülheim. Sein Gesellenstück ist eine Vitrine, die auch als Barschrank Verwendung finden kann.
Große Motivation für
die jungen Menschen
Schade fanden alle Teilnehmer, aber auch Mombour und Innungsobermeister Michael Schmeling, dass es aufgrund der Corona-Pandemie zum zweiten Mal in Folge nicht zu einer Ausstellung der „Gute Form-Exponate“ in der Mülheimer Sparkasse kommen kann. Aufgegeben ist diese Tradition allerdings nicht, denn sobald eine öffentliche Präsentation wieder möglich sei, wird das auch auf den Weg gebracht. Voller Hoffnung hat man da schon das kommende Jahr fest im Blick.
Bei den erfolgreichen Gesellen, in diesem Jahr blieben die Herren der kreativen Schöpfung unter sich, die sich getreu der Devise „Vor dem Preis stehen Fleiß und Schweiß“ wieder mächtig ins handwerkliche Zeug gelegt haben, überwiegen dennoch die Freude über die bestandene Gesellenprüfung und der Stolz über ihre überzeugenden Gesellenstücke.
Dirk Mombour, Lehrlingswart der Tischlerinnung, erinnert sich schmunzelnd, dass er selbst „vor vielen Jahren“ mal an dem Wettbewerb erfolgreich teilgenommen hatte. Damals wie heute sei „Die gute Form“ Motivation für die jungen Menschen, die gerade einen wichtigen Meilenstein in ihrem Berufsleben übersprungen haben, andererseits aber auch ein Anreiz, den Tischlerberuf zu erlernen.
Dem Fachkräftemangel
offensiv entgegenwirken
„Ja, wir suchen dringend Nachwuchs“, bekennt Mombour und ist im Gespräch mit unserer Redaktion zugleich überzeugt, dass Handwerk nach wie vor „goldenen Boden“ habe und viel Raum für Kreativität und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten biete. „Unsere Ausbildungsbetriebe sind leistungsstark und bestens aufgestellt“, ergänzt er. Qualifizierten Jugendlichen mit Realschulabschluss und handwerklichem Geschick stünde hier immer noch ein zukunftsweisenden Berufsleben in Aussicht.
Lehrlingswart Mombour und Obermeister Schmeling blicken selbst allerdings nicht ohne Sorge in die Zukunft und befürchten, dass dem Handwerk in spätestens zehn Jahren ein großer Fachkräftemangel bevorstehe. Nicht jeder könne YouTuber oder Influencer werden und ohne sich die Finger schmutzig zu machen, Geld verdienen. Aus unerfüllten Wunschträumen könne schnell eine berufliche Perspektivlosigkeit werden. Gerade da setze das Handwerk an, das jungen Menschen nahezu unbegrenzte Möglichkeiten eröffne. Dirk Mombour: „Das war so, das ist so, und das bleibt so.“
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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