Speed-Dating bei der Jobsuche
Verliebt in die Ausbildung
Beinahe wäre sie durch das Raster gefallen. Nicht in Betracht gezogen, nur weil die Noten nicht stimmten. Doch das Mädchen aus Mülheim begeisterte durch ihr Engagement beim Azubi-Speed-Dating, das die Agentur für Arbeit und das U25-Haus seit drei Jahren ausrichten. Nun hat sie ihre Ausbildung in der Tasche und braucht zur vierten Ausgabe am kommenden Donnerstag (21. Februar, 14 Uhr) nicht mehr zu kommen.
Dieses Beispiel der Contilia-Gruppe zeigt, welchen Eindruck Bewerber bei einem solchen Format hinterlassen können. In zehnminütigen Gesprächen haben die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen die Möglichkeit, 81 verschiedene Ausbildungsberufe kennen zu lernen. Das Angebot reicht dabei von „Klassikern“ wie Bäcker, Hotelfachfrau, Maler oder Friseur bis hin zum Ofen- und Luftheizungsbauer. Für Hauptschüler nach Klasse neun bis zu Abiturienten ist etwas dabei.
Mit dem direkten Kontakt beim Speed-Dating sollen auch Vorurteile abgebaut werden. „Manche denken, dass sie als Koch-Azubi eher blöd dastehen neben einem Studenten“, erklärt Jörg Hackbarth vom gleichnamigen Restaurant. Dass das Unsinn ist, liegt natürlich auf der Hand. „Die Ausbildung ist zwar ein hartes Brot, dafür aber auf hohem Niveau und danach steht den Leuten die Welt offen“, sagt Hackbarth. Mehrere ehemalige Azubis aus seinem Betrieb sind mittlerweile in guten Stellen untergekommen. „Durch ein gutes Netzwerk können wir nach ganz Deutschland vermitteln“, so der Restaurantchef. Daher bildet das Hackbarth auch über Bedarf aus.
Das ist aber längst nicht überall in der Branche so. Die schwierigen Arbeitszeiten lassen die Zahl der Bewerber sinken. „Selbst Fernsehköche haben das Problem“, weiß Jörg Hackbarth. Beim Speed-Dating verrät er den Bewerbern unter anderem, dass sein Restaurant einmal im Monat nur von Azubis geleitet wird. „Die haben dann richtig Spaß an der Verantwortung“, sagt er.
Besondere Möglichkeiten, die ohne direkten Kontakt vielleicht verborgen geblieben wären. Die Contilia-Gruppe am St. Marien-Hospital etwa bietet in der Pflege auch eine einjährige Ausbildung an. Sie richtet sich an Schülern mit niedrigerem Bildungsniveau oder Unentschlossenen als „Schnupperjahr“. Das „Einjährige“ endet April, im Oktober könnte sich die klassische dreijährige Ausbildung anschließen. Das Beste: Der Arbeitgeber garantiert im Moment eine anschließende Anstellung.
Ähnlich ist es auch bei der Pflege zu Hause Behmenburg, die vor allem von Weiterempfehlungen lebt. Fünf bis sieben Bewerbungen bekommt Justus Behmenburg pro Woche. „Für April sind wir schon voll“, sagt er. Beim Speed-Dating castet er noch Kandidaten für Oktober.
„Verliebt in die Ausbildung“ sind nicht nur diese drei Beispielbetriebe sondern viele weitere, die sich der neuen Generation nun vorstellen wollen. Nicht selten wurden vor Ort Praktikumsplätze vergeben oder sogar Ausbildungsverträge abgeschlossen.
Autor:Marcel Dronia aus Mülheim an der Ruhr | |
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