Die WDL hält an Zukunftsplänen für den Flughafen fest
Mülheims Theo wird wieder abheben
Wie geht es der Westdeutschen Luftwerbung in der Corona-Krise? Sind etwa die Verlängerung des Erbbaurechtsvertrags und die damit verbundenen namhaften Investitionen aufgrund der Pandemie gefährdet? Die Mülheimer Woche unterhielt sich mit WDL-Inhaberin Barbara Majerus und Geschäftsführer Frank Peylo. Die Botschaft ist deutlich: „Wir rücken nicht ab von unseren Plänen.“
Der Flugbetrieb wurde bis Ende 2034 verlängert, darüber hinaus soll der WDL ein langfristiger Verbleib ermöglicht werden. Als der Rat am 13. Februar dafür grünes Licht gab, legten Barbara Majerus und Frank Peylo mit viel Schwung los: „Wir hatten ein gutes Gespräch im Bauamt. Auch beim Bauordnungsamt kam man uns sehr konstruktiv entgegen.“ Die Pläne für massive Investitionen liegen vor. Das Traditionsunternehmen möchte mehrere Millionen in die Hand nehmen.
Zum einen werden die Bestandsgebäude abgerissen und mit rund 16.500 Quadratmetern Nutzfläche neu gebaut. Mit Büros auch für Startups, flugaffinem und anderem Gewerbe, Schulungs- und Seminarräumen, einer großen Marketingagentur als Ankermieter. Musikschule, Pflegedienst, Künstlerateliers. Mit Hangar zur Flugzeugunterbringung, einer Werft zur Wartung der rund 180 abgestellten Flugzeuge, einem Lufttaxi-Standort und Drohnenpilotenausbildung. Nicht zuletzt mit einer multimedialen Museumswelt: „Dort möchten wir die Faszination Luftschiff wiedergeben.“
Die bisher grün bespannte Luftschiffhalle soll mit einer transparenten Membran mit Verschattungsfunktion überzogen werden, die spektakuläre Ausblicke ermöglicht. Auf 4.500 Quadratmetern entstünde eine ideale Veranstaltungsfläche für Events: „Wir könnten 4.000 Besuchern Platz bieten. Doch das ist nicht das Ziel. Wir werden große Unternehmen in die Region holen für ganz besondere Events.“
Frank Peylo hat große Hoffnung, dass sich wieder etwas bewegt in der Stadt: „Viele haben Mülheim nicht mehr auf dem Zettel. Das möchten wir ändern. Das hier könnte eine Initialzündung sein für den ins Stocken geratenen Masterplan. Ein Leuchtturmprojekt für die ganze Region, nicht nur für Mülheim.“
Vom Lockdown ausgebremst
Der laufende Betrieb wurde vom Lockdown ausgebremst. Drei in der Halle geplante Großveranstaltungen mussten abgesagt werden. Der Rundflugbetrieb ruht ebenfalls und das Luftschiff „Theo“ schlummert derzeit. Frank Peylo erinnert sich: „Wir machten uns auch Sorgen um die Lizenzen unserer Leute. Am 18. April sollten die ersten Check-Flüge ohne Passagiere starten. Die sind notwendig für die Befähigungsüberprüfungen von den zwei Piloten und drei Technikern, ohne die sich kein Propeller dreht.“ Doch das Luftfahrt-Bundesamt gab bald Entwarnung und verlängerte alle Lizenzen bis Ende August: „Da ist uns ein Stein vom Herzen gefallen.“
Weniger glimpflich kam die WDL weg bei den bereits gebuchten Rundflügen: „Wir haben insgesamt 1.400 Tickets erstattet.“ Die gut 20 Festangestellten sind in Kurzarbeit, Barbara Majerus betont aber: „Wir haben das Geld noch aufgestockt. Das ist für uns selbstverständlich.“ Wobei Frank Peylo festgestellt hat, dass die Belegschaft mit den Hufen scharrt: „Sie lechzen danach, dass wieder geflogen werden kann. Wir gehen davon aus, dass wir im September und Oktober wieder Rundflüge anbieten dürfen. Da sehen wir nur glückliche Menschen. Wenn unsere Gäste nach dem Flug mit breitem Grinsen wieder aussteigen und Daumen hoch zeigen, ist das wie der Applaus für den Künstler.“
Das schönste Autokino
Apropos Künstler: Die WDL hat flott reagiert und ein fast vergessenes Format wiederentdeckt: „Wir haben jetzt das schönste Autokino der Republik.“ Eine imposante LED-Leinwand von 9 x 16 Metern ermöglicht das „Motor Movie“ und eine große Bühne Konzerte, Gottesdienste und andere Events. Die Essener Lichtburg verantwortet das Kinoprogramm. Für Majerus besonders wichtig: kinderfreundliche Filme und frühe Aufführungszeiten. Daher auch die LED-Leinwand. Was bestens angenommen wurde: „Bei der Eiskönigin waren fast 700 Zuschauer in der Vorstellung.“
Die Erwachsenen kommen auch nicht zu kurz. Kürzlich sorgten die Comediens Atze Schröder und Till Hoheneder für Unterhaltung. Frank Peylo lächelt: „Sonst füllt Atze Schröder die großen Hallen. Heute spielt er vor 300 Leuten.“ Barbara Majerus wirft ein: „Die hatten trotzdem Spaß.“ Die Künstler seien dankbar und der Mülheimer Kabarettist René Steinberg bei seinem Auftritt regelrecht gerührt gewesen. Bisher über 15.000 Besucher wollten sich das besondere Ambiente auf dem Flugfeld nicht entgehen lassen, auch für Juli sind viele Veranstaltungen geplant. Der Kinobetrieb werde jetzt etwas zurück gefahren, sagt Barbara Majerus: „Die Verleiher halten die Blockbuster-Filme noch zurück.“
Frank Peylo sieht neue Trends: „Jetzt kommen auch Zeugnisübergaben diverser Schulen und Veranstaltungen der Clubs wie Lions oder Rotarierer. Auch sind wir angesprochen worden für politische Formate. Da könnten wir OB-Kandidaten einzeln oder kontrovers eine Bühne bieten. Das Gespräch von Frau Griefahn und Herrn Brings hat mich zum Beispiel positiv überrascht.“ Barbara Majerus hat noch eine andere Klientel im Blick: „Wir möchten in den Sommerferien ein Programm für Kinder auf die Beine stellen.“
Etwas für Kinder tun
Auch wenn die Bewältigung von Corona zurzeit dominiert, blickt die WDL in die Zukunft. Schon im nächsten Jahr könnte Theo ein Highlight der Bundesgartenschau in Erfurt werden. Dort ist man begeistert, wie Majerus und Peylo bei einem Gespräch an Fronleichnam feststellen durften: „Die Leute hatten richtig Glanz in den Augen.“ Zu schaffen sei die Strecke in gut 5 ½ Stunden. Bei sehr starkem Gegenwind müsse halt eine Zwischenübernachtung in Kassel eingelegt werden. Kurz nach Wende sei das Luftschiff zuletzt in Thüringen gewesen: „Dieses Gefühl möchten wir zurückholen.“
Emotionen spielen auch eine große Rolle für das Engagement. Einen Pachtvertrag über Jahrzehnte abschließen und massiv investieren in die Zukunft? Warum tut sich Barbara Majerus mit ihren 67 Lenzen das an? Ihre Antwort: „Ich möchte die Werte vermitteln, die ich mitbekommen habe, und Nachhaltiges schaffen. Bleibendes. Das haben die Mülheimer verdient.“ Eine Stiftung soll das Erbe von Theodor Wüllenkemper und Inge Bachmann bewahren, die nach dem Krieg ein Weltunternehmen schufen. Den Grundstock von bisher einer Millionen Euro hat Barbara Majerus unlängst verdoppelt, die Stiftung soll 2021 die Arbeit aufnehmen. Ein Gremium aus Bürger- und Wissenschaft wird beraten, wo Hilfe vonnöten ist: „Wir möchten helfen von der Kita bis zum Altenheim. Junge Menschen im Bereich der Luftfahrt fördern und mit dem Theodor-Wüllenkemper-Preis auszeichnen.“ Frank Peylo verrät dann noch, dass die großzügige Unterstützung für die Lernwerkstatt Natur am Witthausbusch und die Essener Hilfsaktion „Menschenmögliches“ von Barbara Majerus privat bezahlt wurde. Die nickt: „Ich möchte etwas für die Kinder tun. Die kommen viel zu oft zu kurz.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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