Siemens Energy baut 7.000 Stellen ab / Auch Standort Mülheim betroffen
Geschockt, verärgert und wütend
Vier Monate nach seinem Börsengang kündigte Siemens Energy auf der virtuellen Hauptversammlung am Mittwoch den Abbau von 7.800 der insgesamt 90.000 Stellen weltweit an. Allein in Deutschland sollen 3.000 Beschäftigte ihren Job verlieren, davon über 700 am Standort Mülheim, an dem nun viele der insgesamt 4.300 Mitarbeiter um ihren Job bangen.
Hintergrund für die Maßnahme sei das Überangebot an Gasturbinen auf dem Weltmarkt und dass die Nachfrage nach Siemens-Technik für Kohlekraftwerke deutlich zurückgegangen sei, so Christian Bruch, Vorstandschef von Siemens Energy. „Wir sind uns bewusst, dass unsere Pläne Teilen der Belegschaft viel abverlangen. Daher ist es unser Ziel, diese Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich durchzuführen.“
Große Sorgen im Ruhrgebiet
Besonders im Ruhrgebiet sind die Sorgen groß, denn der Großteil der Stellen soll in der Sparte Power und Gas wegfallen, also genau in jenem Bereich, zu dem die beiden Werke in Duisburg und Mülheim mit insgesamt knapp 6000 Beschäftigten zählen. Ausgeschlossen wird bislang eine komplette Schließung einzelner Standorte. Der Jobabbau soll zu großen Teilen bis 2023 abgeschlossen sein.
Bei der Mülheimer Belegschaft löste die schlechte Nachricht eine Mischung aus Besorgnis und Verärgerung aus. "Wir haben schon länger erwartet, dass etwas in dieser Richtung passieren wird. Aber mit dieser Vehemenz haben wir nicht gerechnet", so der Mülheimer Betriebsratsvorsitzende Jens Rotthäuser. "Nachdem unser Betriebsratsgremium am Mittwoch offiziell über den geplanten Stellenabbau informiert wurde, haben wir an den beiden vergangenen Tagen intensiv darüber beraten, wie unsere weitere Vorgehensweise aussieht." Die Vorbereitung auf die Verhandlung mit der Arbeitgeberseite wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
"Wir werden für unsere Kollegen kämpfen"
"Die Verantwortlichen von Siemens Energy hatten Monate Zeit, sich das Konzept zu überlegen, das uns jetzt präsentiert wurde. Das sollen wir jetzt möglichst schnell abnicken, aber das geht so natürlich nicht", sagt Rotthäuser, der am Mittwoch mit seinen Kollegen vom Betriebsrat die Mülheimer Belegschaft so gut wie möglich informierte. "Wir haben den ganzen Tag von 8 bis 23 Uhr Gespräche geführt. Die Mitarbeiter haben geschockt, verärgert und wütend über den geplanten Stellenabbau reagiert. Jetzt ist es an uns, für die Belange unserer Kollegen in den nächsten Wochen und Monaten hart zu kämpfen."
Autor:Markus Tillmann aus Essen-Kettwig |
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