Land schafft Verbindung
"Danke" der Landwirte: Wunschliste der Bauern bleibt dennoch lang

Landwirte und Politik versammelten sich zum Gruppenfoto vor dem Anhänger: Hendrik und Hermann Terjung, Nikolas Weber, Joachim vom Berg, Margarete Wietelmann, Hanno Terjung und Monika Griefahn (v.l.). | Foto: PR-Fotografie Köhring / TW
  • Landwirte und Politik versammelten sich zum Gruppenfoto vor dem Anhänger: Hendrik und Hermann Terjung, Nikolas Weber, Joachim vom Berg, Margarete Wietelmann, Hanno Terjung und Monika Griefahn (v.l.).
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Ein Anhänger geht auf große Fahrt. Mit einer deutschlandweiten Aktion wollen sich Landwirte dafür bedanken, dass in Zeiten der Corona-Pandemie zunehmend mehr regionale Produkte gekauft werden. Am Mittwoch machte der Wagen in Mülheim Station. Dabei wurde aber auch klar: Die Anliegenliste der Bauern bleibt lang.

„Vielen Dank für Ihre Unterstützung“, steht auf dem siebeneinhalb Meter langen Anhänger, der seit dem 4. Mai von Traktoren quer durch die Republik gezogen wird. Noch am Mittwochmorgen stand er in Wattenscheid, über Mülheim geht es weiter nach Ratingen. „Das Ganze funktioniert wie ein Staffellauf“, sagt Hermann Terjung. Zur Staffelübergabe auf seinem Hof in Menden waren auch Bürgermeisterin Margarete Wietelmann, die SPD-OB-Kandidatin Monika Griefahn und FDP-Ratsherr Joachim vom Berg gekommen.

Das Trio aus der Politik freute sich, vom deutlichen Zuspruch der regionalen Vermarktung zu hören. „Wir bekommen jeden Tag neue Kunden“, berichtete Terjung. Der Grund dafür liegt laut dem Essener Bauern Nikolas Weber, der sich der Aktion angeschlossen hatte, auf der Hand: „Es wird im Moment einfach mehr zu Hause gegessen.“ Schließlich waren Mensa und Großküche für lange Zeit geschlossen. „Dadurch werden wir auf dem Markt auch zum lebenden Rezeptbuch“, schmunzelt Michaela Terjung. „Frau Terjung, was gibt es denn bei Ihnen heute?“ oder „Was kann ich denn mit Produkt X oder Y am besten machen?“ sind oft gestellte Fragen.

Kritik an die Bundespolitik

Was die Politiker wohl ebenfalls mit Wohlwollen vernommen haben, ist die Tatsache, dass Gastgeber Terjung mit den lokalen Volksvertretern im Großen und Ganzen zufrieden ist. Seine Kritik trifft eher die Bundesebene. „Wir müssen aber vor Ort für Verständnis werben“, konkretisiert Nikolas Weber. Gerade in städtischen Regionen haben es die Landwirte besonders schwer. „Im Ruhrgebiet sind die Menschen sehr weit weg von der Lebensmittelproduktion“, bedauert Weber.

Dabei hätten er und seine Kollegen im Laufe der letzten 60 Jahre auf immer weniger Fläche und mit immer weniger Menpower mehr als doppelt so viele Menschen satt gemacht. Besonders schwierig sei es, die Waage zwischen eben dieser Produktion von Lebensmittel auf der einen und dem Umweltschutz auf der anderen Seite zu halten.

Vieles wird für zu selbstverständlich genommen

Weber bedauert, dass diese Ballung von Lebensmitteln in der heutigen Zeit für zu selbstverständlich genommen werden. „Dass etwas endlich werden kann, kennt unsere Generation ja überhaupt nicht“, sagt der Landwirt – und stellt die Frage: „Warum muss man immer drei Mahlzeiten pro Tag zu Hause zur Auswahl haben?“

Die Tendenz zum anonymen Lebensmittel ist den Landwirten schon lange ein Dorn im Auge. „Wir können die Geschichte des Hähnchens erzählen“, argumentiert Weber. Sein Appell: „Man sollte dort konsumieren, wo man all seine Fragen zum Produkt beantwortet bekommt.“

Bitte um Rücksicht an die Mülheimer

Ein paar Anliegen an die lokale Politik haben die Bauern aber auch. Das Vermüllen der Felder, das zum Teil wilde Parken an den Rändern sowie freilaufende Hunde auf privaten Flächen sind für sie ein Ärgernis. „Etwas Respekt der Landwirtschaft gegenüber wäre angebracht“, findet Michaela Terjung.

Getreu dem Motto, das auf dem T-Shirt ihres Mannes steht: „Landwirte füttern nicht nur Tiere, sondern auch dich.“

Autor:

Marcel Dronia aus Mülheim an der Ruhr

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