Stadt und Genossenschaft als Partner
Bürger engagieren sich für Energiewende

Auch die Firma Essers Bedachungen an der Elbestraße im Hafen-Gewerbegebiet hat in eine Photovoltaikanlage investiert. Hier trafen sich Vertreter der Stadt, aus Handwerkerbetrieben und der Bürger-Energie-Genossenschaft Ruhr-West. | Foto: PR-Fotografie Köhring
  • Auch die Firma Essers Bedachungen an der Elbestraße im Hafen-Gewerbegebiet hat in eine Photovoltaikanlage investiert. Hier trafen sich Vertreter der Stadt, aus Handwerkerbetrieben und der Bürger-Energie-Genossenschaft Ruhr-West.
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Von RuhrText

Die nachhaltige Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien ist das Ziel. Regenerative Energieträger wie Sonnen- und Windenergie sollen zunehmend Kohle, Öl und Gas in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr ersetzen. Seit 2016 gibt es die Bürger-Energie-Genossenschaft Ruhr-West (BEG-RW), die sich den Klimaschutz und die lokale Wertschätzung auf die Fahne geschrieben hat. Bürgerinnen und Bürger sowie ihre Industrie- und Gewerbebetriebe engagieren sich in diesem Verbund, um die Energiewende zu meistern.

Damit hat sich die BEG-RW auch als ein wichtiger Partner der Stadt Mülheim etabliert. Vor sechs Jahren hatte der Rat der Stadt mit dem „energetischen Stadtentwicklungsplan“ erstmals konkrete Ziele zum Ausbau von regenerativen Stromerzeugungsanlagen wie Photovoltaik und Windenergie beschlossen. Im Styrumer Ruhrbogen wurde auf städtischer Fläche ein erstes Windrad erbaut und in Betrieb genommen. „Auch die dort geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage wird dazu beitragen, den Strombedarf in der Stadt zunehmend durch erneuerbare Energie zu decken“, sagt Peter Vermeulen, Dezernent für Umwelt, Klima und Bauen. Über 1000 Bürgerinnen und Bürger haben investiert und eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren lassen. In Kombination mit einem Speicher sind die Anlagen besonders für den Eigenstrombedarf im Haushalt interessant. Etwa die Hälfte der installierten Leistung für Photovoltaik entfällt auf wenige große Dachanlagen auf Hallen und Bürogebäuden.

„Wir müssen die Energiewende schaffen und die Potenziale weiter ausschöpfen. Wenn ich aus meinem Büro in der 20. Etage im Technischen Rathaus blicke, fällt mir auf, dass es noch viele Flachdächer in Mülheim gibt, auf denen noch keine Photovoltaikanlage drauf ist. Der Ausbau vollzieht sich sehr zögerlich. Ein Problem ist, dass es in Deutschland zu kompliziert ist“, bemängelt Peter Vermeulen. Ulrike Marx von der Stabsstelle für Klimaschutz und Klimaanpassung in Mülheim stimmt ihm zu: „Es besteht ein Riesenbedarf, aber die Hürden sind zu hoch, eine Photovoltaikanlage auf das Dach zu bekommen. Eigentümer sind oft überfordert. Daher bieten wir eine Energie- und Solarsprechstunde der Stadt an. Viele Parteien müssen Hand in Hand arbeiten, um das gewünschte Ergebnis, das Erreichen der Klimaneutralität in Mülheim schon im Jahr 2035, zu erzielen.“

120 Mitglieder

Dieses Hand-in-Hand-Arbeiten sowie das Zusammenwirken mit Beteiligten aus Verwaltung, Handwerk und Stadtgesellschaft koordiniert die aus etwa 120 Mitgliedern bestehende Bürger-Energie-Genossenschaft Ruhr-West. Mittlerweile hat sie in Mülheim und im westlichen Ruhrgebiet schon selbst über 20 Photovoltaikanlagen realisieren können. BEG-RW-Vorstandsvorsitzender Peter Loef spricht von hohen Zwischenzielen: „In diesem Jahr wollen wir 50 weitere Anlagen bauen, später pro Jahr vielleicht sogar etwa 100. Der größte Teil der Anlagen ist bislang auf Privathäusern installiert worden. Aber wir gehen im nächsten Schritt auch gezielt auf Gewerbetreibende zu.“

Bei der Errichtung von Solaranlagen arbeitet die BEG-RW ausschließlich mit örtlichen Handwerksunternehmen zusammen. Bau, Betrieb und Wartung sind somit auch ein Erfolgsfaktor für die hiesige Wirtschaft. Und nebenbei ermöglicht die Genossenschaft den Bürgerinnen und Bürgern durch ihre Mitgliedschaft die finanzielle Beteiligung am Modell „Mülheimer Energiewende“. Durch fest verzinste Darlehen lässt sich nebenbei auch noch Geld verdienen.

Autor:

Marcus Lemke aus Mülheim an der Ruhr

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