Zeitzeichen im Mai
30. Mai 2010: Schließung des Kaufhofs

Der Mülheimer Kaufhof in den 1970er Jahren. | Foto: Stadtarchiv

Vor 10 Jahren ging eine Ära im Mülheimer Einzelhandel zu Ende: Die alteingesessene Mülheimer Filiale des Kaufhofs schloss für immer ihre Tore. Zählt man die beiden Kaufhaus-Vorgänger hinzu, so kommt man auf eine fast 100jährige Tradition, die im Mai 2010 auf schmerzvolle Weise endete und die Einkaufsmöglichkeiten in der Mülheimer Innenstadt weiter reduzierte.

Von Jens Roepstorff, Stadtarchiv

Das erste Kaufhaus in Mülheim ging auf eine Gründung der Brüder Max und Adolf Arnfeld zurück. Im Jahr 1900 hatten sie zunächst ein Möbelgeschäft am Rathausmarkt gegründet. Als 1908 das Grundstück für den Rathausneubau benötigt wurde, verkauften die Arnfelds dieses an die Stadt Mülheim und erwarben gleichzeitig eine freie Fläche in der Wallstraße/Ecke Löhberg für den Neubau ihres Geschäfts. Im September 1910 wurde das mehrstöckige Kaufhaus Arnfeld am neuen Standort eröffnet, bald darauf erneut umgebaut und schließlich im März 1913 unter dem Namen „Hammonia“ wiedereröffnet.

Nach dem Verkauf an die Leonhard Tietz AG und einem abermaligem Umbau wurde das ehemalige „Hammonia“ im Oktober 1928 zum „Kaufhaus Tietz“. Begleitet wurde die Neueröffnung von einer beispiellosen Werbekampagne in den Mülheimer Zeitungen: Großformatige, teilweise ganzseitige Anzeigen priesen das umfangreiche Sortiment des neuen Warenhauses. Die Mülheimer staunten über das neue Prunkstück ihrer Stadt, die Rolltreppen über fünf Etagen hinweg und die Delikatessen aus aller Welt, die man in der Lebensmittelabteilung erstehen konnte.

Die Zeit des Nationalsozialismus ging an der Leonhard Tietz AG nicht spurlos vorüber. Im Juli 1933 wurde das Unternehmen in Westdeutsche Kaufhof AG (kurz: Kaufhof) umbenannt, 1936 die jüdische Familie Tietz enteignet, das Unternehmen „arisiert“ und die Firmenleitung ausgetauscht. Die ehemaligen Inhaber mussten emigrieren.

Bei einem Bombenangriff im Juni 1943 wurde der Mülheimer Kaufhof so stark zerstört, dass der Verkauf in zwei behelfsmäßige Notverkaufsstätten an der Schloßstraße - das Woolworth-Haus sowie das Eisenwarengeschäft Höfmann - ausgelagert werden musste. Im November 1948 folgte dann ein weiteres Provisorium am heutigen Standort des Hotels Noy: Es entstand ein bescheidenes, eingeschossiges Geschäftslokal mit einer Verkaufsfläche von etwa 1.500 qm.

Im November 1953 war es soweit: Der lange geplante, fünfgeschossige Neubau an der Friedrich-Ebert-Straße konnte bezogen werden. Der Umzug brachte eine Vergrößerung der Verkaufsfläche auf 6.000 qm mit sich. Das Gebäude wurde 1962/63 noch einmal erweitert und um ein Parkhaus ergänzt. Verlief die Entwicklung des Mülheimer Kaufhofs lange Zeit stetig nach oben, so musste sich das Unternehmen ab den 1970er-Jahren verstärkt gegen die Konkurrenz „auf der grünen Wiese“, wie etwa das Rhein-Ruhr-Zentrum, behaupten. Diesen Konkurrenzkampf sollte der Kaufhof im Jahre 2010 verlieren.

Autor:

Sibylle Brockschmidt aus Mülheim an der Ruhr

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