Spenden für die Wohnungslosenhilfe sind in der Krise besonders wichtig
Wenn es kein Zuhause gibt
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben das Team der Ambulanten Gefährdetenhilfe, das in Mülheim für die Wohnungslosenhilfe verantwortlich ist, vor große Herausforderungen gestellt.
Die Betreuung von wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen kann nun einmal nicht einfach auf Videokonferenz umgestellt werden. Doch die Fachkräfte der Abteilung des Diakonischen Werkes im Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr haben ihre Klienten während der gesamten Zeit durchgängig betreut und haben in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Mülheim an der Ruhr mit Kreativität und Einsatzbereitschaft auch neue Wege gefunden, um den ihnen anvertrauten Menschen durch diese herausfordernden Monate zu helfen.
Unterstützt wurde dieses Engagement durch Spenden von Mülheimer Bürgern, Vereinen und Geschäftsleuten, aber auch von der Aktion Mensch, die durch eine Spende ein Verpflegungsangebot ermöglichte.
Ab März gab es eine klare Bitte an alle: Bleibt zu Hause. Doch die Wohnungslosenhilfe betreut eben auch Menschen, die gar kein zu Hause haben und etwa in den Notschlafstellen übernachten. Zugleich musste die Teestube, der Aufenthalts- und Schutzraum bietet, aufgrund von Hygienevorschriften und Kontaktsperre im bisherigen Umfang geschlossen werden. „Wir haben uns als Team gleich zusammengesetzt und überlegt, wie wir das kompensieren und unsere Klienten unter Einhaltung aller Vorgaben weiterhin begleiten können“, berichtet Andrea Krause, die die Ambulante Gefährdetenhilfe des Diakonischen Werks Mülheim leitet.
Eine Maßnahme war die schnelle und unbürokratische Öffnung der städtischen Notschlafstelle für Männer, wie Thomas Sprenger, der als Abteilungsleitung „Besondere Sozialaufgaben“ bei der Stadt Mülheim auch für die Zentrale Wohnungsfachstelle zuständig ist, sagt: „Normalerweise ist die Notschlafstelle tagsüber geschlossen und die Menschen müssen die Räume verlassen. Nach Einführung des Kontaktverbots haben wir sehr schnell gemeinsam mit den Verantwortlichen des Diakonischen Werks entschieden, die Öffnungszeiten zu erweitern und den Aufenthalt durchgängig zu ermöglichen.“ Für die Erteilung der Übernachtungsberechtigung ist die Zentrale Wohnungsfachstelle des Sozialamtes zuständig; die Fachleute des Diakonischen Werkes übernehmen die psychosoziale Betreuung vor Ort.
Ein Platz in der Krise
Mit der Schließung der Teestube im März fiel nicht nur ein Aufenthaltsraum weg, sondern auch das dortige Verpflegungsangebot, das Frühstück und warmes Mittagessen umfasst. Die Teestube an der Auerstraße ist inzwischen zwar – mit Maskenpflicht und unter Einhaltung von Hygienevorgaben – wieder geöffnet, doch wurde auch die Zeit dazwischen überbrückt: Die in den Notschlafstellen lebenden Menschen wurden vom Team der Ambulanten Gefährdetenhilfe dreimal in der Woche mit Essen versorgt.
Finanziell unterstützt wird dieses Projekt mit dem Titel „Versorgung von wohnungslosen Menschen in Mülheim an der Ruhr“ von der Aktion Mensch. Das Projekt wird zunächst weiterhin aufrechterhalten, denn auch jetzt ist die Nutzung des Tagesaufenthaltes Teestube aufgrund der Hygienemaßnahmen nur eingeschränkt möglich. „Das sind sehr gute Nachrichten“, sagt Sascha Jurczyk (SPD), Vorsitzender des Sozialausschusses. „Das kurzfristig organisierte Projekt leistet lebenspraktische und unbürokratische Hilfe, die ankommt.“ Zugleich werde es aus Spendenmitteln unabhängig vom städtischen Haushalt finanziert. Auch Sozialpolitiker Bernd Dickmann (CDU) betont: „Die Corona-Zeit war und ist für alle eine Herausforderung. Wir sind froh, dass das Diakonische Werk sie so gut zugunsten ihrer Klienten gemeistert hat.“
Die Zentrale Beratungsstelle der Ambulanten Gefährdetenhilfe war für Hilfesuchende durchgängig erreichbar. Der Streetworker war stets im Stadtgebiet unterwegs. Die Angebote des Betreuten Wohnens wurden fortgeführt. In der Teestube wurden Lebensmittel- und Sachspenden ausgegeben, auch Schutzmasken, die gespendet, selbst hergestellt oder – als Lieferungen endlich möglich waren – vom Diakonischen Werk angeschafft wurden.
Wichtige Hygiene
Die Hygienestation konnte mit ihrem Angebot, duschen, Wäsche waschen zu lassen oder eine Kleiderspende zu erhalten, weiterhin genutzt werden. Und all dies geschah nicht trotz, sondern auch wegen der Corona-Pandemie, wie Birgit Hirsch-Palepu als stellvertretende Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes betont: „Einer Herausforderung dieser Art sind wir erstmalig begegnet. Dennoch ist es uns gelungen, von Anfang an durch einen Methodenwechsel aktiv und kreativ für unsere Klienten da zu sein und sie durch diese neue Situation zu begleiten.“
Ein Ziel, das auch von den Mülheimern honoriert wurde. Eine ganze Reihe von ihnen haben in den vergangenen Wochen und Monaten die Arbeit der
Ambulanten Gefährdetenhilfe mit Spenden unterstützt, wie Dorothee Hartnacke als Vorsitzende des Kuratoriums des Diakonischen Werkes und ihr Stellvertreter Gordon Dietrich betonen: „Die positive Resonanz aus der Bevölkerung freut uns unheimlich. Wir sind für diese Unterstützung sehr dankbar.“
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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