Segelflieger im Winter
Warum Mülheims Aero-Club seine Werkstatthalle erweitert

Christopher Steinwachs (li., Technischer Leiter) und Constantin Budny (re., Flugzeugwart) bei der Arbeit an einem der beiden Schulungsdoppelsitzer des Mülheimer Aero Clubs. | Foto: md-presse
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  • Christopher Steinwachs (li., Technischer Leiter) und Constantin Budny (re., Flugzeugwart) bei der Arbeit an einem der beiden Schulungsdoppelsitzer des Mülheimer Aero Clubs.
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Während der Regen unaufhörlich auf das Dach prasselte und der Wind am Gebäude rüttelte, herrschte volles Haus in der engen Werkstatthalle des Aero Clubs Mülheim. Neben der Ausbildung verbringen die Segelfliegerinnen und Segelflieger hier die meiste Zeit der Wintersaison.

„Das ist eigentlich ein klassischer Samstag“, sagt Constantin Budny mit Blick auf die Szenerie. Der 27-Jährige ist Flugzeugwart des Vereins und beobachtet gerade die Arbeit an den beiden Schulungsdoppelsitzern. „Das sind die Zugpferde des Vereins. Daran ist tendenziell am meisten zu tun, weil sie am wichtigsten sind für den Verein“, sagt Budny.

Die Winterpause dauert ungefähr von Oktober bis Ostern. Den Zeitraum nutzen die Segelflieger, um die Technik für den Wiederbeginn des Flugbetriebs auf Vordermann zu bringen. „Während der Sommersaison finden eigentlich nur Reparaturen statt, wenn etwas im Betrieb kaputt geht“, erklärt Budny.

Fünf Stunden Werkstattarbeit pro Woche

Für die anstehenden Arbeiten gibt es Werkstattpläne – vergleichbar mit Inspektionsplänen am Auto – mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen: Sitz ausbauen, Saugen, Entfetten. „Dieses Jahr mussten wir bei den beiden die Kupplungen tauschen“, berichtet der Flugzeugwart. Das müsse alle 2000 Starts passieren und werde vom Hersteller vorgegeben.

Jeden Samstag stehen auf dem Gelände des Flughafens Essen/Mülheim drei Stunden Werkstattarbeit auf dem Programm, montagsabends weitere zwei. „Bei größeren Projekten trifft man sich auch schonmal unter der Woche, weil man da auch mal die entsprechende Ruhe braucht“, wie Budny erklärt.

Mülheimer arbeiten komplett ehrenamtlich

Die Werkstattstunden werden von erfahrenen Mitgliedern des Aero Clubs beaufsichtigt und angeleitet. Und das alles ehrenamtlich. Allerdings bringen viele einen beruflichen Hintergrund mit, zum Beispiel als Ingenieure. „Wir haben auch vereinzelt Luftfahrttechniker dabei“, weiß Budny.

Insgesamt seien so im vergangenen Jahr 3500 ehrenamtliche Arbeitsstunden zusammengekommen. „Das ist schon eine echte Hausnummer“, unterstreicht der Flugzeugwart.

Weiterbildung in verschiedenen Fachrichtungen

Ähnlich wie bei der Flugausbildung werden auch im technischen Bereich Lehrgänge vom Landesverband angeboten, bei denen sich Interessierte in verschiedenen Fachrichtungen weiterbilden können.

„Die meisten, die fliegen, haben auch Interesse an der Technik“, weiß Budny und ergänzt: „Das geht meistens Hand in Hand, weil du ein grundlegendes technisches Verständnis haben musst.“ Andersherum gelte aber auch:

„Nur weil du ein Flugzeug fliegen kannst, kannst du noch keine großen Reparaturen machen.“

Wie sich der Aero Club vergrößert hat

Daher beginnt es in der Werkstatt zunächst mit einfachen Arbeiten, wie dem Ausbauen einer Sitzschale. „Später kriegt man dann vielleicht mal mit wie ein Motor kontrolliert oder getauscht wird“, erläutert Budny den Werdegang.

Auch Christopher Steinwachs hat als 15-Jähriger im Aero Club so angefangen. Heute ist der 58-Jährige Technischer Leiter im Bereich Segelflug. Damit hat er auch sämtliche Entwicklungen des Vereins in den vergangenen Jahrzehnten mitgemacht. „Als das Ding gebaut 1979 gebaut wurde, hatten wir lediglich ein Motorflugzeug, einen Motorsegler und vier Segelflugzeuge“, weiß er zu berichten. Bis heute haben sich die Zahlen vermehrfacht, ebenso wie im Bereich der Fluglehrer.

Neue Halle dank Förderprogramm

„Das ist hier schon massiv gewachsen“, freut sich Steinwachs. Heißt aber auch: „Je mehr Leute hier anklingeln, desto enger wird es.“ Schon seit einigen Jahren sei die Werkstatthalle an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen.

Dank des Landesförderprogrammes „Moderne Sportstätte 2022“ kann sich der Aero Club nun einen Anbau mit zusätzlichen 90 Quadratmetern Fläche leisten. „Ohne die Förderung hätten wir es nicht stemmen können“, betont Steinwachs.

Wie die neue Halle auf dem Flughafengelände aussehen soll

Um die Werkstatt zu vergrößern, wird eine der Wände fallen, der Anbau wird von Außen über zwei Zugänge zugänglich sein und über eine größere Höhe als das bisherige Gebäude verfügen. So kann auch die Startwinde zukünftig dort untergebracht werden. „Neben dem Flugzeugschlepper ist das die Hauptmöglichkeit, um in die Luft zu kommen“, erläutert der Technische Leiter.

Er freut sich über den zukünftig zusätzlichen Platz. „Um die Wartungen im Winter gewährleisten zu können, brauchen wir die Erweiterung.“ Damit die Segelflieger auch in den kommenden Wintersaisons ihren typischen Samstagen nachgehen können.

Autor:

Marcel Dronia aus Mülheim an der Ruhr

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