Wohngruppe in Corona-Isolation
Neuer Alltag im Betreuten Wohnen der Lebenshilfe
Es sah ein wenig aus wie in einem Drei-Sterne-Restaurant: Lachs mit Sesam-Kräuter-Kruste und Senfsauce, Kartoffel-Feta-Auflauf und Sesam-Honig-Möhren. Als Timo S. das Essen zubereitete, musste er sich an vorgegebene Pflichtzutaten halten. Dies waren Feta, Kartoffeln, Möhren, Ei und Knoblauch, eine Vorgabe des Kochduells des Betreuten Wohnens der Lebenshilfe. Vor ein paar Wochen wurde die Challenge ins Leben gerufen, um den Kunden im Betreuten Wohnen eine Abwechslung in der Tagesstruktur zu bieten.
Während noch Anfang März der Tagesablauf mit der Fahrt zur Arbeit in den Fliedner Werkstätten begann, war dies durch Corona plötzlich nicht mehr möglich. Von einem Tag auf den anderen hat sich viel verändert.
„Der Alltag unserer Bewohner ist in dieser Zeit ein anderer geworden“, sagt Marcus Spadzinski, Leitung des Bereiches Wohnen und Vorstand der Lebenshilfe. „Da die Arbeit in der Werkstatt für die Kunden wegfiel, mussten neue Tagesstrukturen erarbeitet und Dienstpläne für Mitarbeitende neu geschrieben werden.“
Neben der Koch-Challenge dreht sich im Betreuten Wohnen viel um Maskennähen, sportliche Aktivitäten, Ausflüge in die nähere Umgebung und abwechslungsreiche Kreativangebote. Um den Kontakt zu den Kunden und für die Kunden untereinander aufrecht zu erhalten, wurden alle Beteiligten im Umgang mit digitalen Kommunikationsmitteln geschult. Mit der Signal-App war für alle ein optimaler Austausch rund um die Uhr möglich.
Im neuen Wohnprojekt „Wohnhof Fünte“ wohnen seit etwa einem halben Jahr acht junge Menschen in ihren eigenen Appartements. „Kaum waren sie eingezogen, da hat sich auch für die acht Bewohner der Alltag schon geändert“, erzählt Eva Kukuwitakis, Leitung des Wohnprojektes Wohnhof Fünte. „Bei gemeinsamen Film- und Spielnachmittagen, Kickerturnieren, Mini-Golf und auch bei Ausflügen in die nähere Umgebung hatten die Bewohner aber die Möglichkeit, sich besser kennenzulernen. Tolle Freundschaften sind entstanden.“
Die Lebenshilfe Mülheim bietet seit vielen Jahren für Menschen mit Behinderung verschiedene Wohnformen an. Dazu zählen das neue Wohnprojekt Wohnhof Fünte, Wohnen mit Unterstützung in den eigenen vier Wänden, das Wohnen in Wohngemeinschaften, aber auch das Wohnen in der Wohnstätte „Haus am Springweg“.
Zum Betreuten Wohnen der Lebenshilfe gehören 59 Kunden. 18 Kunden gehen mittlerweile tage- oder wochenweise wieder arbeiten. „Der Betreuungsbedarf ist immens hoch“, so Christiane Schmidt, Vorstand der Lebenshilfe Mülheim. „Der Kreativität und dem tollen Engagement unserer Mitarbeitenden ist es zu verdanken, dass es den Bewohnern auch in dieser ungewöhnlichen Zeit gut geht.“
Timo S. hat übrigens das Kochduell gewonnen und wurde mit einem Gutschein zum Eisessen belohnt. Herzlichen Glückwunsch.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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