20 Jahre Bergbauführungen in Mülheim an der Ruhr
Mülheimer Bergbauverein lädt wieder zu Bergbauführungen ein
Vom Mülheimer Bergbau ist heute auf den ersten Blick nicht mehr viel im Stadtbild erkennbar. Dabei hatten die Zechen im heutigen Stadtgebiet eine lange Geschichte und konnten ein paar bergbaugeschichtliche Highlights vorweisen. Daran erinnert seit vielen Jahren der Mülheimer Bergbauverein „Initiativkreis Bergbau und Kokereiwesen e.V.“, der u.a. jedes Jahr unter dem Projektnamen „MonTour“ Führungen zu diesem Teil der Stadtgeschichte anbietet. Dieses Jahr blickt der Verein auf 20 Jahre Bergbauführungen zurück.
Göpelschächte und Erbstollen - Bergbaugeschichte mit dem IBK erleben
Der Projektname „MonTour“ steht für „Montanhistorische Touren im Ruhrgebiet“. 2004 wurde die Idee geboren, die Erkenntnisse aus den Forschungs- und Dokumentationsarbeiten des Vereins nicht nur in Aktenordner zu heften, sondern diese auch der interessierten Öffentlichkeit auf interessante Weise vorzustellen. Die Mitglieder des Vereins wollten den Besuchern Fragen beantworten:
Wie beschreibt ein Zeitzeuge 1835 die Zeche Sellerbeck? Wieso war der Boverbusch gefährlich? Wie sieht eigentlich ein verfüllter Schacht unter dem Deckel aus? Warum machte der alte “Wiescher Stollen” so große Probleme? Wieso beschwerte man sich 1717 über die Mülheimer Bergleute und ihre Arbeitsmoral? Wo lag der Göpelschacht “Friedrich”? Und was ist von den alten Zechen heute noch zu sehen?
Bergbauführungen seit 2004
2004 bot der Verein daher erstmals eine Wanderung zur Geschichte und den Standorten der Zechen „Wiesche“ und „Rosenblumendelle“ an. Die Besucher waren überrascht, welche Gebäude im heutigen Stadtbild ursprünglich zu einem der Bergwerke gehörten, und auch über die frühere Funktion der Gebäude hat der Verein mit Fotos, Plänen und Anekdoten ausführlich berichtet.
Im Laufe der Zeit kamen weitere Führungen hinzu, die teilweise auch außerhalb von Mülheim lagen. Zu Ihnen gehörten unter anderem Besichtigungen von aktiven Hüttenwerken, Kokereien und des Gießereibetriebes der Friedrich-Wilhelms-Hütte, Fördermaschinenbesichtigungen und Befahrungen des Trainingsbergwerks Recklinghausen. Außerdem gab es über mehrere Jahre vom Verein organisierte Bergbau-Stadtrundfahrten mit einem Bus. Und sogar Unternehmen kontaktierten den Verein, um bei Betriebsausflügen die Welt des Bergbaus erleben zu können. Und alle Veranstaltungen führt(e) der Verein – bis heute – in rein ehrenamtlicher Arbeit durch.
Mülheimer Bergbaugeschichte erforschen und erlebbar machen
Um den eigentlichen Schwerpunkt der Vereinsarbeit, den Mülheimer Bergbau, nicht aus den Augen zu verlieren, hat sich der Verein in den letzten Jahren wieder verstärkt auf die bergbauhistorische Forschung und Dokumentation konzentriert und auch das Projekt „MonTour“ etwas zurückgefahren. Die Bergbauführungen in Mülheim sind jedoch weiterhin fester Bestandteil der Vereinsarbeit – und das seit nunmehr 20 Jahren.
Zwei neue Führungen im aktuellen Programm
2024 sind die ersten beiden Führungen zu den Zechen „Wiesche“ und „Rosenblumendelle“ ebenfalls wieder im Programm. Ergänzt werden sie durch zwei neu konzipierte Führungen: die eine Wanderung führt zu den Spuren der Zechen „Leybank“ und „Eisenstein“, die andere Wanderung ist komplett neu und zeigt den Teilnehmern die Geschichte der Zeche „Sellerbeck“ auf. Da die Standorte dieses Bergwerks weit verteilt liegen, bietet der Verein in diesem Jahr die Führung auf dem „nördlichen Sattel der Sellerbecker Mulde“ an, 2025 soll dann der südliche Teil mit einer eigenen Führung ergänzt werden. Was es mit den Begriffen „Sattel“ und „Mulde“ im Bergbau auf sich hat, klären die Mitglieder des Vereins während der Wanderungen anhand von Fotos, Zeichnungen, Plänen und vielen interessanten Details aus der Zechengeschichte.
Bergbau auch untertage erleben
Aber nicht nur übertage können die Besucher den Bergbau erleben. Im September nimmt der Verein seine Besucher mit untertage. Bei der Führung „Vom Stollen bis zum Förderkorb“ erleben die Teilnehmer die Welt des Altbergbaus bei einer Befahrung des „Stock und Scherenberger Erbstollens“ in Sprockhövel und lernen im Anschluss im direkten Vergleich den modernen Hochleistungsbergbau bei einer Führung durch das Trainingsbergwerk Recklinghausen kennen.
Aktuell sind noch für alle Führungen freie Plätze vorhanden. Infos zu den Führungen und zur Anmeldung gibt es auf der Website des Vereins unter www.bergbauverein.de
Aufruf: Unterlagen, Gegenstände und Geschichten gesucht
Abschließend noch ein kurzer Aufruf des Vereins: 58 Jahre, nachdem die letzte Mülheimer Zeche „Rosenblumendelle/Wiesche“ stillgelegt wurde, gehen das Wissen um den Mülheimer Bergbau und viele Unterlagen, Gegenstände und Geschichten aus der Zeit zunehmend verloren. Der Verein freut sich daher über alles, was er für die Nachwelt erhalten kann, egal ob es z.B. Arbeitsverträge, Abkehrbücher, Fotos, Gegenstände oder Geschichten sind. Wer gerne etwas aus eigener Sammlung oder aus Nachlässen in vertrauensvolle Hände abgeben möchte, der kann sich gerne telefonisch unter 02361 / 93 81 322 oder per Mail unter mail@bergbauverein.de beim Verein melden.
Überblick Führungen 2024
Los geht es mit einem Klassiker: Für die Bergbauwanderung „Auf den Spuren der Zeche Wiesche“ am Sonntag, 05.05.2024 sind aktuell noch Plätze frei.
Ganz neu im Programm ist die Führung „Auf den Spuren der Zeche Sellerbeck“ am 16.06.2024. Wie beschreibt ein Zeitzeuge 1835 die Zeche Sellerbeck? Wieso war der Boverbusch gefährlich? Wie sieht eigentlich ein verfüllter Schacht unter dem Deckel aus? Antworten auf diese Fragen gibt der Verein an den einzelnen Stationen dieser Wanderung.
Am 14.07.2024 bietet der Verein den zweiten Klassiker an: „Auf den Spuren der Kumpel“ heißt der Rundgang über und rund um die ehemalige Zeche Rosenblumendelle, die am 29.07.1966 als letzte Mülheimer Zeche stillgelegt wurde. Zwar sind die Fördergerüste und -türme inzwischen verschwunden, doch die letzten Gebäude der Zeche "erzählen" noch immer vom Betrieb des Bergwerks. Mit der Führung möchte der Verein das Bergwerk noch einmal “zum Leben erwecken” und mit den Teilnehmern auf dem “Weg des Bergmanns” von der Zechensiedlung über die Waschkaue bis zum Schacht den Spuren der Bergleute folgen. Auch dieses Mal soll es bei der Führung eventuell wieder einen kleinen Einblick in das Innere der erhaltenen ehemaligen Zechengebäude geben.
Weiter geht es am 18.08.2024 unter dem Titel „Auf den Spuren von Leybank, Eisenstein und Erbstollen“ durch Mülheim-Eppinghofen. Die Zeche “Leybank” war einst ein Stollenbergwerk im heutigen Stadtgebiet von Mülheim an der Ruhr. Während der Führung zeigen die Vereinsmitglieder, wo sich das Bergwerk befand, erzählen Interessantes aus seiner Geschichte und geben zudem Einblicke in den Eisensteinbergbau, der neben der Steinkohle in Mülheim eine Zeit lang recht bedeutend war.
Zum Abschluss dieser Saison bietet der Verein schließlich am 21.09.2024 die Möglichkeit echten Bergbau untertage zu erleben. Als erstes bei der Besichtigung des ab 1746 aufgefahrenen „Stock und Scherenberger Erbstollens“ in Sprockhövel. Anschließen steht eine Führung im Trainingsbergwerk in Recklinghausen auf dem Programm, bei der auf einem rund 1 km langen Rundweg der moderne Steinkohlenbergbau mit all seinen technischen Einrichtungen gezeigt wird, wie er bis Ende 2018 betrieben wurde. Im Trainingsbergwerk wurden für Schulungszwecke alle gängigen Bestandteile der Gewinnungseinrichtungen, Streckenvortriebe und Schachtbereiche eingerichtet, die während der Führung besichtigt und teilweise im Betrieb gezeigt werden.
Hier nochmal alle Führungstermine zusammengefasst in chronologischer Reihenfolge:
05.05.2024 - Bergbauwanderung „Auf den Spuren der Zeche Wiesche“
16.06.2024 - Bergbauwanderung „Auf den Spuren der Zeche Sellerbeck“
14.07.2024 - Bergbaurundgang „Auf den Spuren der Kumpel“
18.08.2024 - Bergbauwanderung „Auf den Spuren von Leybank, Eisenstein und Erbstollen“
21.09.2024 - Kombiführung „Vom Stollen bis zum Förderkorb“
Für alle Führungen sind Anmeldungen erforderlich, da es begrenzte Teilnehmerzahlen gibt. Infos zu den Führungen und zur Anmeldung gibt es unter www.bergbauverein.de.
Autor:Lars van den Berg aus Mülheim an der Ruhr | |
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