Integration in den Bergen
KLETTERTREFF INTERVERTIKAL PEILT ALPENTOUR AN
Seit 2015 sind der Mülheimer Alpenverein und das Kletterzentrum Neoliet mit dem Angebot InterVertikal am Start, das sich speziell an in Mülheim lebende Geflüchtete richtet. Seit 2018 ist die Sektion anerkannter Stützpunktverein im Programm „Integration durch Sport“ des Landessportbunds (LSB) NRW und erhielt im selben Jahr den Ehrenamtspreis des Landesverbands NRW des Deutschen Alpenvereins (DAV) für ihr integratives Engagement. Neben dem zweimal monatlich stattfindenen Klettertreff geht es auch ab und zu raus in die Natur, zuletzt 2019 zu einer mehrtägigen Tour in die Rureifel. Nun plant das Projektteam an einer Unternehmung, die ins Hochgebirge führen soll.
Diese Planungen sollen noch in diesem Jahr konkretisiert werden. Zielregion könnte Mallnitz und die Kärntner Hohen Tauern sein, da die Mülheimer DAV-Sektion dort auch ihr alpines Arbeitsgebiet, den Westerfrölkeweg mit Böseckhütte in der Goldberggruppe, hat. Zwar ist diese Ecke der Ostalpen gut 1.000 Kilometer von Mülheim entfernt, lässt sich aber vom Ruhrgebiet aus mit einer Direktverbindung per Zug erreichen. Vor Ort verfügt der Mülheimer Alpenverein über beste Verbindungen und koopertiert sehr eng mit der lokalen Alpenvereinssektion in Mallnitz. Beste Voraussetzungen also für das Erlebnis Hochgebirge. Und das Tourengebiet selbst lässt kaum Wünsche offen. Denn es liegt direkt am Alpenhauptkamm zwischen Hochalmspitze (3.360m) und Großglockner (3.798m), dem höchsten Gipfel Österreichs. „Mehr Berge geht also nicht“, meint Michael, der das Angebot von Anfang an begleitet und auch die Bergwelt um Mallnitz mittlerweile gut kennt.
Natürlich müssen für dieses Unternehmen einige Hürden überwunden werden. So verfügen die meisten Mitglieder der integrativen Gruppe des Mülheimer Alpenvereins nicht über die nötige Ausrüstung. „Richtige Bergschuhe oder auch ein hochgebirgstauglicher Rucksack sind unentbehrliche Utensilien, wenn es auf Höhen von bis zu über 3.000 Höhenmeter geht“, stellt Militan klar, der seit mehr als drei Jahren bei InterVertikal dabei ist und wie sein Bruder Ahmad inzwischen zum Leitungsteam gehört. Beide erzählen noch gerne von der Eifeltour 2019, auf der es im Klettergarten Nordeifel erstmals richtig an den Fels ging, während die gemeinsamenen Abende in der Mülheimer Eifelhütte viel Austausch über Fluchterfahrungen, vor allem aber über Interkulturelles ermöglichten. Eigentlich sollte ein solches Angebot bereits 2020 wiederholt werden. Die Corona-Pandemie machte entsprechende Überlegungen und Planungen aber zunichte.
Nun ist für 2022 der „Sprung ins Hochgebirge“ anvisiert. Diesbezügliche Erfahrung ist im Leitungsteam vorhanden. So war neben Michael auch Yonas schön häufig in den Alpen unterwegs. Noch zu klären ist allerdings die Finanzierung der Unternehmung. „Wenn wir mit sechs, sieben Leuten für eine Woche unterwegs sind, die wir auch noch eventuell ausstatten müssen, dann kommen ganz schnell mal 3.500-4.000 Euro zusammen“, so Yonas. Das wird die Sektion nicht aus eigenen Mitteln stemmen können. Immerhin bekommt der Mülheimer Alpenverein aber finanzielle Unterstützung aus dem Fördertopf „Integration durch Sport“ des LSB NRW. „Auch arbeiten wir eng mit dem Mülheimer Sportbund (MSB) zusammen, der uns in unserem Engagement sehr unterstützt“, ergänzt Michael. So wird sich das Team dementsprechend motioviert an die Arbeit machen können, um das große Ziel zu verwirklichen. Spannend dürfte noch die Frage der Reisebeschränkungen werden. Zwar sind die diesbezüglichen Corona-Bestimmungen mittlerweile einigermaßen kalkulierbar, weniger aber die diesbezüglichen Regulierungen für Migrant*innen und Geflüchtete. Das Team hofft da auch auf die Unterstützung seitens der Verwaltung.
Fragen und weitere Informationen: intervertikal@alpenverein-muelheim.de
Text: Michael Cremer, Fotos: Michael Cremer + Franz Gerdl
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