Solidarität in Mülheim e.V. hilft den Obdachlosen in unserer Stadt
„Hinsehen, wo andere wegschauen“
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Diesen Satz hat sich Sascha Prandstetter zu eigen gemacht. Der 41-Jährige wollte und will Obdachlosen in unserer Stadt helfen. „Hinsehen wo andere wegschauen“, diesen Gedanken entwickelte er nach persönlichen Begegnungen weiter.
Prandstetter hatte ein Video für eine Obdachlosen-Initiative in Hannover erstellt und kam dadurch nicht nur mit den dortigen Helfern, sondern vor allem mit Betroffenen in Kontakt. „Das Schicksal und die Lebensumstände der Leute haben mich bewegt und regelrecht aufgewühlt“, erinnert er sich. Schnell stand für ihn fest: „Da will ich mich auch engagieren. Nicht nur hinschauen, sondern anpacken und helfen.“
Nun liegt Hannover ja nicht gerade vor seiner Haustüre. Also hat sich Prandstetter mal im Ruhrgebiet umgehört und festgestellt, dass es in Nachbarstädten bereits miteinander vernetzte Unterstützungsangebote für Obdachlosenarbeit gibt, in Mülheim aber noch weiße Flecken auf der Landkarte der großen Hilfe zu sehen sind. Lediglich die Diakonie bot bislang strukturierte Hilfe an. Also hat Prandstetter Aufrufe in den Medien gestartet und war von der Resonanz „angenehm überrascht.“
Helfer im Alter
von 18 bis über 70
Dann ging alles ziemlich schnell. Helfer trafen sich und versorgten die Mülheimer Obdachlosen am Nordausgang des Mülheimer Hauptbahnhof zunächst mit Lebensmitteln und Getränken. „Schön, dass sich jemand um uns kümmert“, war ein oft gehörter Satz. Was als private Bürgerinitive gedacht war, ist seit kurzem ein eingetragener Verein. Solidarität in Mülheim (SiMH) hat mittlerweile über 30 feste und aktive Mitglieder und Helfer im Alter von 18 Jahren bis über 70. Sascha Prandstetter hat den Vorsitz übernommen, Martina Justenhofen ist seine Stellvertreterin. Um die Koordination der Helfer kümmert sich Melanie Mensing, von den Helfern und Obdachlosen fast liebevolle „unsere Melli“ genannt.
Längst ist SiMH mehr als eine reine „Verteil-Organisation“ von Lebensmitteln und Sachspenden geworden. Der Verein ist dabei, in Mülheim ein Netzwerk der Obdachlosenhilfe aufzubauen. Eine enge Kooperation ist man bereits mit der Mülheimer Tiertafel eingegangen, denn einige Obdachlose haben auch Hunde, die oft ihre einzigen „treuen Wegbegleiter“ sind. Intensive Kontakte gibt es auch zum Verein „Rolli Rockers Sprößlinge“ und dessen Vorsitzendem Bernd Nierhaus.
Kostenloses
Haare schneiden
Beide hatten mit zahlreichen Helfern jetzt eine Idee in die Tat umgesetzt, die bei den Obdachlosen regen Zuspruch fand. Friseurmeister Harry hatte sich bereit erklärt, ihnen in den Räumlichkeiten der Rolli Rockers kostenlos die Haare zu schneiden. Unter seinen flinken Fingern fielen auch das eine oder andere Barthaar der Schere zum Opfer. Glückliche und zufriedene Gesichter nach drei Stunden frisieren und guten Gesprächen bestätigten den Erfolg der Aktion.
„Mittlerweile“, so Sascha Prandstetter, "haben wir in Mülheim etwas in Bewegung gebracht, das weit über das normale Ehrenamt hinausgeht.“ Es gibt viele Geschäfte, Unternehmen und Menschen, die Geld- oder Sachspenden beisteuern. Es gibt viele Menschen, die helfend und unterstützend bei der Ausgabe von Lebensmitteln, Kleidung und Sachspenden mit von der Partie sind. Wichtig ist es den Verantwortlichen aber auch, das Thema Obdachlosigkeit zu enttabuisieren und für mehr Verständnis zu sorgen.
Dazu soll auch ein großes Sommerfest beitragen, das am Samstag, 31. August, von 12 bis 22 Uhr auf dem Kurt-Schumacher-Platz stattfindet. „Die städtischen Genehmigungen liegen vor“, so Prandstetter, der betont, dass „das Ganze aber keine ausufernde Party wird, sondern ein musikuntermaltes Miteinander und Füreinander von Obdachlosen, Bürgerinnen und Bürgern, Unterstützern, Firmen und Gönnern.“
INFOS
SiMH will die Obdachlosenhilfe weiter ausbauen. Ab September soll es eine tägliche Unterstützung und Betreuung geben. Dann stehen die Helfer zur Ausgabe von Lebensmitteln und Sachspenden montags bis freitags von 18.30 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 16.30 bis 18 Uhr am Nordausgang des Mülheimer Hauptbahnhofs, unmittelbar am Taxistand, zur Verfügung.
Um die Hilfe dauerhaft zu sichern, werden noch weitere Helfer und „Mitmacher“ gesucht. Informationen dazu erteilt Melanie Mensing unter Tel. 0157 / 87000284.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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