Karneval

Frohsinn im Fliednerdorf

Selbeck. „Jeder Jeck ist anders.“ Diese Karnevalsweisheit wird im Dorf der Theodor-Fliedner-Stiftung nicht nur in der Fünften Jahreszeit gelebt. Hier wohnen rund 600 Menschen mit und ohne Handicap als Nachbarn Tür an Tür. So lange es das Fliedner-Dorf gibt, seit 1992, so lange gibt es auch den Karneval bei Fliedners. Die Röhrengarde Silber-Blau um Präsidentin Elli Schott und ihre befreundeten Karnevalsgesellschaften machen es auch an diesem letzten Sonntag im Januar möglich.

Mit dem Lied: „Wenn das Trömmelchen geht, dann stehen wir alle parat“, gaben die Musiker der Röhrengarde um 15 Uhr das Startsignal zum Umzug durchs Dorf. Neben den Tanzgarden der Silber-Blauen und der 2017 neu gegründeten Karnevalsgesellschaft Aunes ees („anders als“) schließen sich auch der Präsident des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, Markus Uferkamp und sein Geschäftsführer Hans Klingels dem Zug zum Dorfrathaus an.
„Schön, dass wir uns so schnell wiedersehen“, begrüßte Stadtprinz Johannes II. einige der ihm bekannten Dorfbewohner, die sich bereits beim Karnevalsfest der Röhrengarde hatten sehen lassen. „Ich finde eure Kostüme großartig“, lobt Stadtprinzessin Martina I. die 99-prozentige Kostümdichte im karnevalistisch reich dekorierten Dorfrathaus. Hier feiern zwischen Saal und Cafeteria Knastbrüder und Teufelskerle mit Rittersleuten, Bienen, Fröschen und Cowboys. Die Grenzen zwischen Schunkeln, Mitsingen, sich Stärken und Zuhören sind fließend. Apropos Cowboys. Nicht nur die mölmschen Tollitäten, sondern auch die Aunes-Eees-Tanzgardistinnen wissen das vergnügungswillige Publikum im Dorfrathaus zu begeistern. Ihr Motto: „Cowboy-Dance. Clap your hands!“

Einige der offensichtlich gut gelaunten Dorfbewohner begrüßten fast alle Besucher mit einem Handschlag und einem strahlenden Lächeln. „Die Leute hier sind sehr ehrlich. Sie feiern, schunkeln und singen mit uns, weil sie Spaß daran haben und nicht weil sie sich aus welchen Gründen auch immer dazu verpflichtet fühlen“, sind sich die Präsidenten der KG Blau Weiß, Thomas Straßmann und der KG Aunes Eees, Jörg Schwebig mit Blick auf das prallen Leben im Dorfrathaus einig. Da mutet das von Thomas Straßmann angestimmte Lied: „Ein Tag, so wunderschön wie heute, der dürfte nicht vergehen“ wie das Mottolied der 27. Silber-blauen Karnevalsparty im Fliednerdorf.

Und nach der Karnevalsparty ist vor der Karnevalsparty. Denn, so teilt die Präsidentin der Röhrengarde, Elli Schott, mit: Am Rosenmontag werden Bewohner und Mitarbeiter des Fliednerdorfes auf einem Wagen und in einer Fußgruppe der Röhrengarde beim Zug mit von der Partie sein. „Sie sorgen dafür, dass wir im Mülheimer Karneval dabei sein können. Und das bedeutet nicht nur Spaß, Freude und Freundschaft, sondern auch Organisation und Arbeit“, bedankt sich Fliedner-Mitarbeiter Friedhelm Tissen bei den Karnevalisten der Röhrengarde. Nicht nur sie und die mölmschen Tollitäten, sondern auch Bewohner des Fliednerdorfes verleihen an diesem Karnevalsnachmittag reichlich Orden. Letztere haben Mitarbeiter der Fliedner-Werkstätten in Form einer silber-blauen Krake für ihre Gäste gebastelt.