Ein Sport (oder Spiel? Oder Weltanschauung?) für Körper, Geist und Seele. Einfach herrlich!!
Wer von uns sollte etwas für Körper, Geist und Seele tun?
Ich sage: Alle
Wer ist lieber in Gesellschaft als alleine?
Ich sage: Die meisten von uns.
Wer braucht Bewegung in frischer Luft?
Ich sage: Alle von uns.
All das könnt ihr haben, hier in Mülheim.
Hier eine kleine Geschichte zur Einstimmung. Vielleicht werdet ihr dann verstehen warum wir dieses Spiel lieben.
Spiel für die Seele ( aus der Zeitschrift: Stern )
Boule ist das gefühlvolle Werfen von Eisenkugeln über einen Sandplatz. Vor allem aber: französische Lebenskunst pur. Mitmachen kann jeder
Papazian ist Philosoph. Eine Berufsbezeichnung, die der Mensch im Süden Frankreichs auch ohne Studium führen kann. Eine dunkelgraue Baskenmütze beschattet sein zerfurchtes Gesicht. Er sitzt auf einer Bank unter Platanen auf der Place des Lices. Die Zigarette hält er in der linken Hand, als wollte er sie wiegen. In der rechten liegen zwei Eisenkugeln. Sie sind mit Kratzern und Kerben übersät. "Es gibt zwei Sorten von Männern", sagt Papazian. Er zieht an der Zigarette. Kunstpause. "Die einen hetzen auf dem Rasen wie die Verrückten dem Ball hinterher." Bon. "Die anderen ..." Er lächelt, so wie die Alten nun mal lächeln, die aus Erfahrung klug geworden sind: "Die anderen schieben lieber eine ruhige Kugel." Voila, c'est ca. Das ist Boule.
Unternehmen wie Mercedes-Benz oder L'Oreal schicken ihre Führungskräfte zu Papazian nach St-Tropez. Er gibt den gestressten Managern, Handelsvertretern oder Ingenieuren zuerst die Kugel und lehrt sie dann, dass Boule "ein Spiel für die Seele" ist. Eine entspannte Lebensart. Ihr Geheimnis, so Papazian, laute: Erlerne die Ruhe des Südens! Überlass die Adrenalinschocks den Verrückten! Entspanne im gemütlichen Wettstreit!
Anders gesagt: Boule ist die konsequente Fortsetzung des Savoir-vivre.
Das Schauspiel beginnt. Raymound der Poet tritt auf. Seine Glatze bedeckt eine beigefarbene Schiebermütze, die er niemals absetzt. Warum die anderen ihn so nennen? Weil er ein Idealist ist, dem die Schönheit des Spiels über alles geht. Was er wirklich macht? Ist doch egal. Auf die Place des Lices kommen die Menschen, um zu vergessen, was sie wirklich machen.
Raymound steht im Abwurfkreis wie im Scheinwerferlicht. Er setzt sich in Pose. Raymound ist ein "pointeur", einer, der das gefühlvolle Legen der Eisenbälle möglichst nah an die kleine Zielkugel beherrscht, an das "cochonnet", das Schweinchen. Raymound streichelt seine Kugel, lässt sie locker in der Hand kreisen, um sie dann mit traumhafter Sicherheit einen Zentimeter neben die hölzerne Sau zu platzieren.
Das ist vom Gegner kaum besser zu machen. Also muss Raymounds Kugel aus dem Weg geschossen werden. Noïl muss ran. Er ist der wortkarge Sprengmeister, im Boule-Jargon "tireur" genannt. Die kompliziertesten Kugelstellungen bombt er mit einem einzigen Wurf auseinander. Meist hält er seine rissigen Hände vor seiner Gürtelschnalle gekreuzt und beobachtet mit zusammengepressten Lippen die Partie. Erst wenn er gebraucht wird, lebt er auf. Er haucht kurz in seine geballte Hand. Dann tritt er an. Bei ihm sieht der Wurf so aus, als schmeiße er eine Handgranate in den feindlichen Graben.
Noel kann jedoch mehr als nur zerstören. Er liebt es, den schwierigsten aller Würfe zu bringen. Diesmal hat er ihn auch noch mit einem "retro", einem Rückdrall, versehen. Seine Kugel knallt die feindliche weg; die reißt noch eine weitere mit, während Noïls Kugel plötzlich kehrt macht und auch noch zart gegen das anfangs überrundete "cochonnet" tippt - der Königswurf!
Eigentlich ist Boule ein einfaches Spiel, kompliziert ist nur die Taktik. Die einen legen eine Kugel nahe ans Ziel, die anderen müssen entweder dichter ran oder die gegnerische wegschießen - aus dieser simplen Konstellation ergeben sich die vielfältigsten Möglichkeiten. Hier beginnt der so beliebte Boule-Ritus: fragen, schauen, beurteilen. Wie gut liegt die Kugel des Gegners? Legen oder schießen? Dann erst die Entscheidung, die Konzentration, der Wurf. Das "bien joue", der Jubel. Oder das "merde", das Lamentieren.
Während Papazian seine Kugel mit dem Lappen vom Staub säubert und sich auf seinen Wurf vorbereitet, lassen die anderen ihre Murmeln aus Eisen in den Händen aneinander klacken. Eine geradezu sinnliche Untermalung. Jeder hält die Kugeln auf seine Weise. Aber eines ist ihnen allen gemeinsam: Sie sind zärtlich zu ihren Spielgeräten. Die Finger tasten gedankenvoll die Rundungen ab. Niemals legen sie ihre Kugeln beiseite. Es hat schon etwas Machohaftes, wie sie ihre Boulekugeln behandeln. Eben noch liebevoll von allen zehn Fingern umworben, Sekundenbruchteile später Bombe, Rammbock, Geschoss.
Papazian bringt sich in Stellung. Er lässt seine Kugel durch die Finger gleiten und beschwört die magische Freundschaft zwischen Hand und Eisen: "Ist die nicht da, kann man auch nicht gut spielen."
Papazian ist ein Künstler, der die graziösesten Würfe inszeniert. Der Verlauf der Kugel spiegelt sich in seiner Mimik wider. Er möchte, dass sie seiner Stimme gehorcht. Er beschleunigt oder bremst ihren Lauf. Er feuert sie durch Gesten an und treibt sie durch Schulterbewegungen nach vorn. Er mäßigt sie mit der Hand; auf Zehenspitzen tänzelnd, mit ausgestreckten Armen verleiht er seinem Körper die eigenartigsten Bewegungen. Es scheint, als sei seine Seele in die Kugel gewandert - der Eisenball rollt so nah an das "cochonnet", dass nicht mal ein Blatt Papier dazwischenpasst. Papazian ist mal wieder von sich selbst überwältigt. Er reißt die Arme hoch: "Ich bin ein Siegertyp!"
Schwer zu sagen, ob Boule ein Sport, eine Weltanschauung oder doch nur ein Spiel ist. Oder schlicht ein "amusement", wie Jean meint. Fest steht: Über den Tag verteilt, geht ein Spieler einige Kilometer. Die meiste Zeit betrachtet man den Boden. Man berechnet Abstände, fuchtelt mit den Händen, reißt seine Witze und versucht dauernd den Gegner abzulenken. Und danach geht's in die Bar.
Noïl, Raymound, Jean und Papazian stehen in "Le Cafe" an der Theke. Sie schwärmen von ihrer Leidenschaft. Jeder könne mitmachen: der Übergewichtige, der Untrainierte, sogar der Unsportliche. Das mache Boule so liebenswert - und zum demokratischsten aller Spiele. "Boule ...", sagt Papazian. Bevor er weiterredet, genehmigt er sich erst mal einen Schluck von seinem Petit Rouge. "Boule will dich so, wie du bist."
BOULE IN ST-TROPEZ. Hier macht's am meisten Spaß.
Quelle: Petanque-Sport.de
Kommt zu uns um es auszuprobieren.
http://www.raffelberger-petanque-verein.de/
Autor:Helmut Scholz aus Essen-Kettwig |
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