DRK: Helmut Storm verabschiedet sich
Zu Wasser hatte Helmut Storm zeitlebens eine gewisse Affinität - und so lag es nahe, den Abschied nach 30 Jahren als Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes Mülheim auf dem Wasser zu feiern. Auf einem Schiff der Weißen Flotte lud er Freunde, Kollegen und Geschäftspartner zur letzten Fahrt ein.
Zum Deutschen Roten Kreuz fand Helmut Storm bereits als Jugendlicher. Bei einem Unfall konnte er keine Erste Hilfe leisten. Da beschloss er, entsetzt über sich selber, einen Kurs beim DRK mitzumachen. „In der letzten Stunde kam der damalige Leiter des Jugendrotkreuzes und warb um Mitglieder. Dort habe ich mich dann engagiert, bis ich 18 war“, erinnert sich der 62-jährige.
Wasserwacht aufgebaut
Dann suchte er neue Aufgaben beim DRK. Eigentlich unsportlich, schwamm er aber immer gerne. Und so lag es nahe, seine Neigung zum Sanitätsdienst mit dem Wasser zu verbinden. Helmut Storm gehört zu den vier Gründungsmitgliedern, die die Wasserwacht mit aufgebaut haben. Insgesamt 25 Jahre engagierte er sich hier ehrenamtlich, zuletzt als Leiter.
Aus dem Hobby wurde der Beruf
1994 nahm sein Leben eine unverhoffte Wende. Der damalige DRK-Geschäftsführer Hans Schulz-Thomale suchte einen Nachfolger und sprach Storm an. Obwohl seit 15 Jahren in der Justiz und Beamter auf Lebenszeit, nahm der Mülheimer den Ratschlag seiner Ehefrau an und machte aus dem Hobby seinen Beruf.
Seitdem hat Storm das DRK durch Höhen und Tiefen geführt. „Ich hatte das Glück, dass zu Beginn meiner Amtszeit die Erweiterung des Dienstzentrums an der Heinrichstraße realisiert wurde, bei dem ich die Bauleitung übernahm.“ Das bedeutete zwar viel Arbeit, aber auch Freude darüber, die Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter und Helfer zu verbessern.
Zeitgeschichte miterlebt
Ein weiterer Höhepunkt seiner Amtszeit war die Hilfe, die das Mülheimer DRK zur Wendezeit für die DDR-Flüchtlinge in Ungarn am Plattensee und später in der Botschaft in Prag organisieren konnte. Zeitweise waren 45 Ehrenamtliche aus Mülheim zeitgleich im Ausland an verschiedenen Orten, so auch im Golfkrieg und beim Kurdenkonflikt. Das alles musste organisiert werden, teils sehr kurzfristig.
„Es war ein tolles Gefühl zu erfahren, welche Unterstützung es dabei von den Mülheimer Arbeitgebern gab“, erinnert sich Storm. So mancher hätte sogar auf die Verdienstausfallerstattung verzichtet. Auch die jungen Menschen, die ins Ausland gefahren sind, hätte der Aufenthalt geprägt. „Auf einmal waren sie in den Lagern die Verwantwortlichen.“
Der Hauptteil der Arbeit aber wird an der Basis geleistet. Und hier lief nicht immer alles nach Wunsch. Schmerzhaft empfand Helmut Storm die Aufgabe des ambulanten Pflegedienstes 2001. Man hatte sich finanziell verhoben. Nach dem neuen Modulsystem musste die Pflege anders dokumentiert werden. „Wir haben eine gute Pflege gemacht, aber nicht genügend Geld reingeholt.“
Dennoch: Das Mülheimer DRK sei im Gegensatz zu manchen Nachbarstädten gut aufgestellt. 400 ehrenamtliche Helfer sind hier aktiv, zusätzlich 300 beim Jugendrotkreuz. Rund 250 Veranstaltungen betreut das DRK im Jahr. „Wir würden uns nur wünschen, dass diese Bereitschaft, 24 Stunden 365 Tage im Jahr auf Abruf parat zu stehen, mehr Anerkennung finden würde.“ Die Zusammenarbeit mit Polizei und Feuerwehr lobt Storm.
Werben um Fördermitglieder
Auch weiterhin braucht das DRK Aufgaben, bei denen auch Geld zu verdienen ist. Denn vielen Bürgern ist nicht klar, dass das DRK ein privater Verein ist, zwar mit besonderen Aufgaben, aber ohne staatliche Zuschüsse. Deshalb sind Fördermitglieder, deren Anzahl stetig sinkt, wichtig. Sie finanzieren mit ihren Beiträgen und Spenden die defizitären Bereiche. Denn die Vorschriften im Gesundheitswesen sind streng. So müssen technische Geräte wie Defibrillatoren regelmäßig zum TÜV - auch das kostet Geld.
700. Hausnotruf angemeldet
Zum Abschied hat Helmut Storm, der offiziell am 1. Juli in den (Un)-Ruhestand geht, noch eine gute Nachricht erhalten: Für den Hausnotruf, den das DRK seit 1996 betreibt, hat sich der 700. Kunde angemeldet - die Zahl wollte er noch erreichen. Aber ruhig wird es dennoch für ihn nicht werden. Denn er will „seinem“ DRK auch weiterhin ehrenamtlich die Treue halten, und auch die Arbeit im Seniorenbeirat bis zum Ende der Legislaturperiode weiterführen.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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