Das Selbstbewusstsein trainieren: In Workshops mit den Profis vom Polizeisportverein lernen nicht nur Kinder und Jugendliche, wie sie sich im Ernstfall besser aus der Affäre ziehen können.

Die Polizeikommissare Christina Kraemer und Michael Ronsiek vom Polizeisportverein, hier beim Selbstbehauptungstraining für Mädchen im Schulpavillon der Realschule Stadtmitte. (Foto Emons)
  • Die Polizeikommissare Christina Kraemer und Michael Ronsiek vom Polizeisportverein, hier beim Selbstbehauptungstraining für Mädchen im Schulpavillon der Realschule Stadtmitte. (Foto Emons)
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Der Bericht eines zehnjährigen Mädchens macht die Anwesenden betroffen. Sie erzählt, wie ihr Bruder und sie aus der Straßenbahn ausgestiegen sind, weil sie von einem älteren Fahrgast immer wieder unangenehm angesprochen und bedrängt worden sei. Das Geschwisterpaar versteckte sich eine Weile an der Haltestelle und nahm dann die nächste Straßenbahn zur Schule.

Im Ernstfall Hilfe holen

„Da hätte es eine bessere Lösung gegeben. Warum habt ihr keinen anderen Erwachsenen unter den Fahrgästen angesprochen und ihn oder sie um Hilfe gebeten?“ fragt Polizeikommissar Michael Ronsiek vom Vorstand des Polizeisportvereins. Er und seine Polizeikommissarskollegin Christina Kraener sind an diesem schulfreien Samstag in die Realschule Stadtmitte gekommen, um mit 15 Mädchen im Alter zwischen 10 und 13 Jahren zu trainieren.
„Wir wissen, dass die Kinder im Ernstfall einem Erwachsenen körperlich kaum gewachsenen sind. Aber wir wollen ihnen ein starkes Körpergefühl und Selbstbewusstsein vermitteln“, beschreibt Ronsiek das Lernziel des freiwilligen Selbstbehauptungsworkshops. An diesem Vormittag im Schulpavillon üben die Mädchen alles, was sie im Schulalltag eigentlich nicht tun sollen: Schreien, zuschlagen und treten. Man merkt den offensichtlich gut erzogenen Mädchen an, dass ihnen das schwerfällt und das sie das deshalb erst mal lernen müssen.
Damit Michael Ronsiek und Christina Kraemer beim Selbstbehauptungstraining keine Blessuren davontragen, schützen sie ihre Hände mit einem breiten Punching-Handschuh und einem Tretsack, den sie sich vor die Knie halten. Aber im Notfall sollen Kinder so empfindliche Stellen, wie Knie und Kniekehlen treffen, um den erwachsenen und überlegenen Angreifer zumindest zu irritieren und empfindlich zu treffen, um aus der für sie gefährliche Situation herauszukommen.
„Nicht immer sind es Erwachsene, die jüngere Schüler oder Schülerinnen bedrängen und belästigen,“ wieß die Polizeikommissarin. „Wichtig ist, dass sich die Betroffenen in solchen Situationen Hilfe holen oder zum Beispiel in einer Gruppe zur Schule gehen, um im Ernstfall stärker zu sein und einen Aggressor abwehren zu können. Außerdem raten wir Kindern grundsätzlich: Eure Eltern oder sonst irgendjemand, dem ihr vertraut, muss immer wissen, wo ihr seid, um im Fall der Fälle Hilfe holen zu können.“

Angebot nicht nur für Mädchen

Rektorin Sabine Dilbat, selbst dreifache Mutter, weiß, „dass so ein Selbstbehauptungsworkshop kein Allheilmittel, aber doch ein guter Ansatz ist, das Selbstbewusstsein und den Blick für Risikosituationen zu schaffen.“ Deshalb hat sich die Rektorin der Realschule Stadtmitte dazu entschlossen, dem Polizeisportverein, der nicht nur für Mädchen und Jungs, sondern auch für ältere Teenager und Frauen Selbstbehauptungsworkshops anbietet, die Räume der Schule an der Oberstraße zur Verfügung zu stellen. Außerdem steht für ihre Lehrerkollegen und sie fest: „Wir sind immer für sie da, wenn Schüler in Notsituationen unsere Hilfe brauchen.“ Weitere Informationen findet man im Internet unter www.psv-mh.deThomas Emons

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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