Aktion "Ganze halbe Seite"
Das MALZ: 35 Jahre Rat und Tat
Das Mülheimer Arbeitslosenzentrum ist ein Wegweiser im Behördendschungel für alle Bürger - wegen fehlender Fördermittel werden Spenden benötigt. Im Rahmen unserer Aktion "Ganze halbe Seite" stellt sich das das Mülheimer Arbeitslosenzentrum MALZ selbst vor:
Das Mülheimer Arbeitslosenzentrum MALZ, im Erdgeschoss des Gewerkschaftshauses auf der Friedrichstrasse, direkt gegenüber des evangelischen Krankenhauses, steht seit nunmehr 35 Jahren den Mülheimer Bürgerinnen und Bürgern mit Rat und Unterstützung zur Seite.
Bei Abmahnungen und Kündigungen, Fragen zum Arbeitslosengeld I und Hartz IV, beim Ausfüllen von Anträgen und Verstehen von Bescheiden, bei der Grundsicherung im Alter und Krankengeld, bei Elterngeldgeld und Kindergeld, bei Bewerbungen und Qualifizierung – das MALZ hilft.
Und das ist nur die Spitze des Eisberges. Das MALZ hilft bei all den Fragen und Problemen, die Menschen in Armut und Existenznot bewegen. Kündigung überflüssiger Versicherungen, Gespräche mit dem Vermieter, der erste Gang zur Tafel, die Suche nach einem Ausbildungsplatz für die Kinder, was tun, wenn der Chef den Lohn nicht überweist, wenn Unterhaltszahlungen ausbleiben – wenn kein Auskommen ist mit dem Einkommen – im MALZ wird man zusammen herausfinden, wie es weitergehen kann.
Das MALZ steht vor dem Aus!
„Wir haben im ausgehenden Jahr 2021 nur 20 Prozent der benötigten Fördermittel erhalten, im kommenden Jahr werden auch diese noch wegfallen. Seit einem Jahr bitten wir jede Stiftung um Hilfe, schreiben unzählige Bettelbriefe,“ so die Beraterin Gabi Spitmann. „Leider mussten wir feststellen, dass die Themen Arbeitslosigkeit und Armut keine Themen sind, auf die viele Spenderinnen und Spender bereitwillig und großzügig einsteigen. Deswegen bitten wir heute Sie um ihre Hilfe! Bitte, unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende. Damit wir auch im nächsten Jahr wieder weit über 1000 Menschen in Not und deren Familien helfen können.“
„Vielleicht, ja hoffentlich, haben Sie noch nie ein Arbeitslosenzentrum aufsuchen müssen, vielleicht können Sie sich nicht so recht vorstellen, wie es bei uns zugeht, vielleicht haben Sie ein falsches Bild von unserer Arbeit“, so Spitmann weiter. „Bei uns finden Sie nicht den einen, den jeder kennt, der gar nicht arbeiten will. Nicht die eine Nachbarin von gegenüber, die sich in der sozialen Hängematte ausruht. Niemanden, der krakeelt, dass sich Arbeit sowieso nicht lohnt. Diese Menschen, die es leider auch gibt, brauchen unsere Hilfe nicht, sie kennen sich selbst bestens aus. Und so verstehen wir auch unseren Auftrag nicht.
Dem Teufelskreis entkommen
Nein, hier finden Sie Menschen, die alles tun, um nicht mehr von staatlicher Unterstützung abhängig zu sein. Hier treffen Sie Menschen, die seit Jahrzehnten ihr Leben fristen zwischen schlecht bezahlter Zeitarbeit, immer wieder befristeten Arbeitsverträgen, immer wieder dem Gang zum Arbeitsamt oder zur Sozialagentur, und wieder zurück in den Mindestlohn, der die Familie nicht ernährt, und wieder zum Amt. Die sogenannten Aufstocker, die verzweifelt immer und immer wieder versuchen, diesem zermürbenden Teufelskreis zu entkommen.
Die trotzdem jeden Morgen aufstehen und weitermachen, die Arbeiten verrichten, die die meisten von uns nicht leisten wollten, die unter Bedingungen arbeiten, die sich viele nicht vorstellen können, und die dafür am Ende des Monats einen Lohn erhalten, der sie zwingt, zusätzlich Sozialleistungen zu beantragen. 20 Prozent unserer KlientInnen sind ebensolche Aufstocker. Weitere 20 Prozent sind alleinerziehende Frauen, die nicht selten aus belasteten Beziehungen kommen, und nun ihren meist viele Jahre langen beschwerlichen Marsch beginnen, in ein selbständiges, gewaltfreies und auskömmliches neues Leben, und die alles dafür tun, dass ihre Kinder einmal ein besseres Leben haben.
Oft über viele Jahre hinweg führt ihr Weg sie immer wieder ins MALZ. Hier wird in allen Lebenslagen geholfen. Ob für das Kind eine Ergotherapie abgelehnt wird, ob ein Platz für ein Schulpraktikum gesucht wird, wie sich die einzelnen Schultypen unterscheiden, welche Lehrberufe es überhaupt gibt, wie der Wiedereinstieg ins Berufsleben gelingen kann – das MALZ hilft.“
„Gerade in dieser Woche“, berichtet Gabi Spitmann, „feiert eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern zwischen 5 und 14 Jahren bei uns und mit uns, dass sie es mit ihrem unbändigen Willen und mit sehr viel Kraft und Engagement geschafft hat, sich endgültig beim Jobcenter abmelden zu können. Unsere letzten Aufgaben: die Abmeldung vorbereiten und den Wohngeldantrag ausfüllen. Und es gibt noch mehr zu feiern: Ein von uns betreuter junger Flüchtling in Ausbildung hat erfolgreich seine schriftliche Abschlussprüfung zum Anlagenelektroniker absolviert. Vor ihm liegt nun bald ein Leben fernab von Hartz IV. Helferjobs in Zeitarbeit werden ihm erspart bleiben. Uns bleiben noch das Prüfen seines ersten Arbeitsvertrages und die Erklärung, was eine Gewerkschaft ist und wofür sie gut ist.
Auslaufen befristeter Verträge im Winter
Leider ist der Dezember auch der Monat, in dem viele KlientInnen nach einem kurzen Ausflug auf den Arbeitsmarkt wieder zu uns zurückkehren, entweder weil ihr befristeter Vertrag ausläuft, oder weil sie im Sommer wohlweislich mit sechs Monaten Probezeit auf dem Bau eingestellt worden waren, und jetzt, mit nur zwei Wochen Kündigungsfrist, entlassen wurden, weil nun das schlechte Wetter beginnt.
Bei vielen wird die Kurzarbeit verlängert. Die Gastronomie erholt sich nicht, die Tourismus- und die Veranstaltungsbranche kämpfen noch immer ums Überleben. Gerade hier waren viele unserer KlientInnen beschäftigt, zahlreiche KüchenhelferInnen, Zimmermädchen, Reinigungskräfte und ServicemitarbeiterInnen bleiben ohne Perspektive zurück. Corona hat für viele neue KlientInnen gesorgt, ein Ende ist nicht in Sicht. Umso wichtiger ist es, dass das MALZ weiter arbeiten kann, denn es wird gerade jetzt dringender gebraucht denn je.
Spenden möglich
Darum bitten wir, das Team des Mülheimer Arbeitslosenzentrum MALZ – stellvertretend für all die, die auf unsere Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, Sie um Ihre Spende. Für das MALZ gilt, wie für unsere Klientinnen und Klienten: Jeder Euro zählt!“ Mülheimer Arbeitslosenzentrum MALZ, Friedrichstraße 24, 45468 Mülheim an der Ruhr, Tel.: 0208/32521, Mail: arbeitslosenzentrum@gmx.de
Sparkasse Mülheim, IBAN: DE24 3625 0000 0300 0389 99 Kontakt Gabi Spitmann ist die hauptamtliche Beraterin beim MALZ.MALZ Annette Lostermann-DeNil, Vorstandsvorsitzende, und Oday Hassan, Schriftführer des MALZ. Foto: MALZ
Autor:Lokalkompass Mülheim aus Mülheim an der Ruhr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.