Abschied von Pfarrer Volker Emler
29 Jahre Dienst in der Gehörlosenseelsorge

Gehörlosenseelsorger Volker Emler beim Open Air-Pfingstgottesdienst. Foto: Andreas Köhring
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29 Jahre lang war Volker Emler Seelsorger für gehörlose, schwerhörige und ertaubte Menschen in den Kirchenkreisen An der Ruhr, Essen, Duisburg und Oberhausen. Nun wurde er gemeinsam mit seiner Ehefrau Antje aus dem Dienst entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet.

In die Seelsorge für gehörlose Menschen ist Volker Emler nach und nach ‚hineingerutscht‘ – während des Studiums in Bielefeld-Bethel und durch den dortigen Kontakt mit Menschen mit Behinderung, dann in Mülheim, wo er den die pfarrdienstliche Tätigkeit des Superintendenten in der Gehörlosenarbeit übernahm. Als der Essener Pastor Horst Paul ihn dann bat, in Essen sein Nachfolger als Pfarrer für Gehörlose zu werden, sagte Volker Emler „nach eingehender Prüfung“ zu – nicht ohne die Bedingungen zu stellen, erst einmal eine berufsbegleitende professionelle Ausbildung in Gebärdensprache und die Bedingungen der Gehörlosigkeit absolvieren zu dürfen.

Denn Seelsorge für gehörlose Menschen bedeutet nicht nur, sterbenden Menschen in Gebärdensprache beizustehen, in Gebärdensprache zu taufen und trauen, sondern auch: Lobbyarbeit für gehörlose Menschen zu leisten, Nachrichten zu übersetzen, Mitteilungen von Behörden oder Banken zu erklären, Ansprechpersonen zu vermitteln, bei kirchlichen Amtshandlungen zu dolmetschen, Erwachsenbildung durchzuführen und nicht zuletzt zwischenmenschliche Missverständnisse in der Kommunikation zu klären, von denen gehörlose Menschen öfter betroffen sind als hörende Mitmenschen.

Eine herausfordernde Tätigkeit also, die seine Nachfolgerin, Pfarrerin Sabine Heinrich, nun fortsetzen wird. Dafür bringt die 55-Jährige, die bereits seit Mitte Juni im Dienst ist, beste Voraussetzungen mit – als junge Theologin hat sie nach Studium und Ordination einen fünfjährigen Sonderdienst in der Gehörlosengemeinde absolviert. Zuletzt war sie 16 Jahre lang in Dortmund für ein Institut der beruflichen Bildung beruflich im Einsatz – und wechselt nun in den kirchlichen Dienst und ihr früheres Aufgabengebiet zurück. Gleichwohl werden sich die Bedingungen für ihr Wirken durch die aktuellen Entwicklungen – den anhaltenden Mitgliederschwund und den Rückgang an Kirchensteuermitteln – verändern: Sabine Heinrich ist zukünftig für neun Kirchenkreise zuständig, die ihre Stelle anteilig finanzieren; eine halbe Stelle für die Arbeit mit gehörlosen Familien und Kindern wird zurzeit aufgebaut.

In einem feierlichen Gottesdienst in der Essener Reformationskirche wurde Pfarrer Volker Emler nun aus dem Dienst verabschiedet, mit dabei waren zwei Gebärdenchöre, die Gemeinde erlebte gebärdete Gebeten und Lesungen und eine gebärdete Abschiedspredigt. Für hörende Gäste wurde alles übersetzt. Im Gottesdienst hat Monika Kindsgrab, Assessorin und stellvertretene Superintendentin des Kirchenkreises Essen, sowohl Volker Emler als auch dessen Ehefrau Antje, die ihn tatkräftig in der Organisation und Verwaltung der Gehörlosengemeinde unterstützt hat, aus dem Dienst entpflichtet. Volker Emler selbst wird der Gehörlosenarbeit aber weiterhin verbunden bleiben – etwa die Seelsorge für gehörlose Menschen im Seniorenzentrum Martineum in Essen-Steele leisten oder bei Bedarf für Vertretungsdienste zur Verfügung stehen.

Gehörlosenseelsorger Volker Emler beim Open Air-Pfingstgottesdienst. Foto: Andreas Köhring
Volker Emler mit Nachfolgerin Sabine Heinrich. Foto: Stefan Koppelmann, Kirchenkreis Essen
Autor:

Lokalkompass Mülheim aus Mülheim an der Ruhr

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