Ein Jubiläumsrückblick
25 Jahre Rotary Club Mülheim a.d. Ruhr-Uhlenhorst
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums berichtet Peter Möhlenbeck, Mitbegründer neben Dr. Jobst Strickhausen, im Interview über den Anfang und Werdegang des Rotary Club Mülheim-Uhlenhorst. Die Charterfeier war am 6. November 1998 in der Alten Post in Mülheim an der Ruhr mit 2 Damen und 16 Herren als Gründungsmitgliedern.
Das folgende Interview führt Philippa Gerling, ebenfalls Clubmitglied:
PG: Ihr habt euch als Club einen Code of Conduct, eine Handlungsmaxime, gegeben. Da stehen Begriffe wie Service above self und Hands-on drin. Was verbirgt sich dahinter?
PM: Das bedeutet, dass wir das selbstlose und uneigennützige Dienen über alles als Leitlinie legen. Konkret sieht man dies in unseren Projekten, bei denen wir uns vorrangig persönlich durch aktives Tun, eben Hands-on, einbringen.
PG: Gibt es daneben noch andere Faktoren, die ihr bei der Projektwahl berücksichtigt?
PM: Ja, wir unterstützen vorrangig Kinder und Jugendliche in den Bereichen Bildung und Gesundheit, verstärkt lokal, aber auch global. Und neben den gerade genannten Werten sind uns auch Kontinuität einerseits und eine flexible Ad-hoc-Haltung andererseits wichtig.
PG: In der Ausgestaltung eurer Projekte spiegelt sich das in welcher Form wider?
PM: Ein paar Beispiele zur Verdeutlichung für Kontinuität:
Seit 1999 haben wir einen Stand am Nikolausmarkt in Saarn und seit 2022 auch beim Saarner Feierabendmarkt. Das war und ist seit Beginn mein Herzensprojekt. Die Erlöse gehen an das Mülheimer Frauenhaus, welches auch eine Unterkunft für Kinder von schutzbedürftigen Müttern anbietet. Erstmalig habe ich in diesem Jahr gemeinsam mit der Stadtbäckerei Hemmerle ebenfalls zu Gunsten des Frauenhauses die Aktion WIR-Brot durchgeführt. Gerne soll daraus auch ein kontinuierliches Projekt werden.
Mit dem ROtary BerufsInformations-Service (ROBIS) unterstützen die drei Mülheimer Rotary Clubs seit mehr als 20 Jahren angehende Mülheimer Abiturienten bei der Berufswahl. Einmal jährlich laden wir die Oberstufenschüler gemeinsam mit einer Mülheimer Schule zu Gesprächen mit Berufstätigen unterschiedlichster Fachrichtungen ein. Beliebt ist die Veranstaltung bei Schülern wie Lehrern insbesondere deshalb, weil die Referenten - hierunter viele Rotarier - praxisnah und ehrlich informieren. Geschätzt wird auch die Vielfalt der vorgestellten Berufsbilder.
Die ROtary BildungsINitiative Mülheim (ROBIN) - ist seit 2012 eine Gemeinschaftsinitiative der drei Rotary Clubs. Wir begleiten und fördern jedes Jahr ca. 20 besonders aufgeweckte Kinder aus sozial benachteiligten Familien mit speziellem Förderunterricht auf ihrem Weg vom Kindergarten bis zum Gymnasium.
Eines unserer Mitglieder, Wolfgang Messing, hat sehr engagiert
- die Eulenkids ins Leben gerufen - Rotarier betreuen Kinder mit Migrationshintergrund
und fördern die Inklusion
- die Karottenkids ins Leben gerufen – das Projekt zeigt den Kindern spielerisch gesunde Ernährung
Und dann bringen wir uns auch noch seit 2014 bei Wandern für Wasser ein. In vielen Regionen der Welt müssen Kinder jeden Tag für ihre Familien Trinkwasser von weit entfernten Wasserstellen nach Hause tragen. Schule und Bildung bleiben dabei auf der Strecke. Gemeinsam mit Mülheimer Gymnasien, der Hochschule Ruhr West und dem RWW organisiert unser Club jedes Jahr Mitte März zur Zeit des Weltwassertages einen Sponsorenlauf, bei dem sich rund 350 Schüler auf den Weg vom Haus Ruhrnatur zum Aquarius Wasserturm begeben. Dabei tragen sie mit Wasser gefüllte Flaschen und erinnern so an die Situation weniger begünstigter Kinder.
PG: Das sind eindeutig langfristige Engagements. Und was sind Ad-hoc-Projekte?
PM: Wir haben im April 1999 innerhalb von 48 Stunden zusammen mit der Hilfsorganisation PRO HUMANUM eine Sammelaktion für das Kosovo im FORUM in Mülheim gestartet und 2 LKWs mit Hilfsgütern beladen nach Unna-Massen gefahren. Eine Woche später fand die 2. Sammelaktion statt. Da kamen 15 Tonnen zusammen, die mit der Transall der Bundeswehr von Köln-Bonn Richtung Tirana abhob. An Bord ein weibliches Mitglied unseres Clubs, die vor Ort gewährleistete, dass die Hilfsgüter wohlbehalten in rotarische Hände vor Ort gelangen.
Im Dezember 2005 haben wir auf die Schnelle für Pakistan eine Kleidersammlung am Rathausmarkt organisiert, alles vor Ort sortiert und selbst auf den LKW gepackt und damit ca. 10.000 Hilfsbedürftige versorgt.
PG: Quasi „Sofort-Hilfe“ für akute Krisensituationen. Auch die angesprochene Hands-on-Mentalität wird deutlich. Möchtest du da noch etwas ergänzen?
PM: Ja, seit Frühjahr 2022 packen wir regelmäßig Hilfsgüter wie Lebensmittel, Babynahrung, Drogerieartikel gemeinsam mit dem Lions Club Mülheim Hellweg und dem Rotaract Club Mülheim/Oberhausen für die Ukraine, inzwischen sind über 25 Tonnen an die Ukraine geliefert worden.
Alle genannten Projekte sind auf ihre Weise durch persönliches Engagement unserer Mitglieder und oft auch Kooperationspartnern wie Lions, Rotaract, InnerWheel und vielen anderen umgesetzt worden. Außerdem haben wir auch schon Bäume zur Aufforstung gepflanzt, im Ahrtal mit angepackt, reinigen jährlich im Januar Stolpersteine auf Mülheims Straßen, sammeln beim Ruhr-Clean-Up Müll und packen eben einfach überall an, wo es nach dem Motto Service above self geboten ist.
PG: Das steht für einen starken Team-Spirit im Club. Wie fördert ihr das?
PM: Unsere jährlichen Clubreisen haben da sicherlich einen hohen Anteil, sie stärken und verbinden die Freundschaft der Mitglieder untereinander, aber das allein würde nicht reichen. Wir haben von Anfang an bei der Auswahl unserer Mitglieder darauf Wert gelegt, dass die Bereitschaft da ist, sich für unsere Projekt einzubringen, und den Wunsch nach Freundschaft und Verbundenheit zum Club und Rotary mitzubringen.
Außerdem achten wir bei Neu-Mitgliedern auf die bereits genannte Bereitschaft und Haltung sich mit Empathie und die Leidenschaft, durch proaktives Engagement nachhaltig in die rotarische Gemeinschaft einzubringen.
PG: Gibt es noch etwas, das du herausstellen möchtest?
PM: Eine Besonderheit ist unsere Stafette. Wir haben damit sichergestellt, dass wir personell ebenfalls für Kompetenz und Kontinuität sorgen, indem jemand, bevor er Präsident wird, zunächst ein Jahr Sekretär sein sollte, um sich mit der neuen Aufgabe vertraut machen zu können.
PG: Bleibt eine Frage zum Schluss: Was wünscht du dir für die Zukunft des Clubs?
PM: Dass die Gründungsidee weiterlebt und wächst:
Wir weiterhin untereinander freundschaftlich tief verbunden sind und unser bisheriges Engagement mit Herz und Demut gepaart mit der Macher-Mentalität noch vielen Kindern und Jugendlichen, lokal und global hilft.
Autor:Philippa Gerling aus Mülheim an der Ruhr |
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