Willi Bruckhoff: Was uns ein Kumpel zu sagen hat

Anita und Willi Bruckhoff sind seit 1962 ein Ehepaar und sind gemeinsam durch dick und dünn gegangen. (Foto Thomas Emons)
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70 seiner bisher 84 Lebensjahre hat Willi Bruckhoff dem Bergbau und als Gewerkschafter der IGBCE seinen Kollegen gewidmet. Dafür wurde er jetzt mit anderen Jubilaren von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie mit einer Feier im Bürgergarten geehrt.

„Einer für alle und alle für einen.“ Das ist Bruckhoffs Lebensmotto und das ist die sprichwörtliche Solidarität, die er als Kumpel erlebt hat, zum Beispiel als er in den 1960er Jahren seinen ersten türkischen Kollegen unter Tage das kleine Einmaleins des Bergbaus beibrachte. Was bleibt davon, wenn der deutsche Steinkohlenbergbau Ende des Jahres ausläuft? „Eine gute Erinnerung“, sagt Bruckhoff. Nicht mehr? Er hat seine Zweifel. „Leider sehe ich bei den jungen Leuten heute ein großes Desinteresse, sich in Gewerkschaften und Parteien zu organisieren und dabei selbst Aufgaben zu übernehmen.“

Gemeinsam viel erkämpft

Betriebliche Mitbestimmung, der arbeitsfreie Samstag, der Achtstundentag, die Kopplung der Renten an die Lohnentwicklung, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, den gesetzlichen Mindestlohn und die Verbesserung des Arbeitsschutzes. All das hat Bruckhoff als Betriebsrat, Vertrauensmann, Sicherheitsbeauftragter, Vorstandsmitglied und Kreisvorsitzender seiner Gewerkschaft mit durchgesetzt. Deshalb erinnerten DGB-Geschäftsführer Dieter Hillebrand und der IGBCE-Bezirkssekretär Hans Reitzig bei der Feierstunde im Bürgergarten daran, dass Bruckhoff und seine Mit-Jubilare in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich mit dazu beigetragen hätten, dass die Demokratie und die gerechte Verteilung des Wohlstandes in unserer Gesellschaft zumindest in weiten Teilen Wirklichkeit geworden sei. Hillebrand erinnert mit Blick auf die Zerschlagung der Gewerkschaften unter den Nazis, daran, dass Demokratie und soziale Gerechtigkeit auch heute mit Blick auf den wachsenden Einfluss von Rechtspopulisten verteidigt werden müssten.

Deshalb hat sich Willi Bruckhoff, der sein Arbeitsleben am 1. April 1948 auf der Zeche Rosenblumendelle begann, neben seiner harten Arbeit unter und über Tage immer auch in den Gewerkschaften und ab 1965 auch in der SPD engagiert. In den 1970er und 1980er Jahren war er als Bezirkvertreter auch für seine Nachbarn im Mülheimer Norden aktiv. „Wenn du nicht in die Gewerkschaft eintrittst, brauchst du erst gar nicht nach Hause zu kommen“, hatte ihm sein Großvater an seinem ersten Arbeitstag mit auf den Weg gegeben. „Bevor wir anfuhren bekamen wir auf der Zeche Butterbroten und Bonbons“, erinnert sich Bruckhoff an seine ersten Lehrjahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Bergmann trat er beruflich in die Fußstapfen seines Großvaters und Vaters. Als junger Hauer verdiente Bruckhoff 10 Mark pro Tagesschicht.

Harte und gefährliche Arbeit

Die Arbeit unter Tage war hart und gefährlich. Regelmäßig mussten die Staubwerte im Flöz gemessen werden. Waren sie zu hoch, musste an Abbaustelle zwangsweise pausiert und wo anders weitergemacht werden. Einmal verlor Bruckhoff beim Kohleabbau fast einen Arm. Ein anderes Mal konnte er sich bei Zusammenbruch einer Abbaustelle nur mit knapper Not retten. Ein damals 21-jähriger Kollege blieb im Berg.

Nach dem 1966 mit Rosenblumendelle Mülheims letzte Zeche stillgelegt wurde, musste Bruckhoff auf Zechen in Gladbeck und Essen einfahren. Sein letzter Arbeitsplatz war die heute als Weltkulturerbe deklarierte und unter anderem als Design-Zentrum genutzte Zeche Zollverein in Essen-Katernberg. Thomas Emons

Anita und Willi Bruckhoff sind seit 1962 ein Ehepaar und sind gemeinsam durch dick und dünn gegangen. (Foto Thomas Emons)
Willi Bruckhoff und der DGB-Geschäftsführer Dieter Hillebrand bei der Jubilarehrung der IGBCE im Bürgergarten. (Foto Thomas Emons)
Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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