Wenn der Beruf Berufung ist - Deutscher Lehrerpreis geht an Mülheimer Chemielehrerin

Dr. Beate Schulte (3.v.r.) bei der Verleihung in der letzten Woche. | Foto: Foto: Deutscher Philologen-Verband
  • Dr. Beate Schulte (3.v.r.) bei der Verleihung in der letzten Woche.
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Dreimal musste Dr. Beate Schulte den Brief lesen, der im letzten Herbst in ihrem Briefkasten lag. Die Absender, die Vodaphone Stiftung und der Deutsche Philologen-Verband, teilten ihr mit, dass sie mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet wird. Die Chemielehrerin an der Luisenschule musste erst einmal recherchieren, bis ihr bewusst wurde, was dieser Preis bedeutet und wem sie ihn zu verdanken hat: Ihren Schülern.

Bereits seit zehn Jahren gibt es diesen Preis, der von Prof. Susanne Porsche bei der Vodafone Stiftung ins Leben gerufen wurde. Damit sollen die positiven Leistungen von Lehrern und Schülern gewürdigt und in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung gerückt werden.

Von diesem Preis hatte auch die Luisenschülerin Nina Jaskolla über Beiträge im Radio gehört - und wurde von ihrer Mutter wieder daran erinnert. Denn ihre Begeisterung für ihre Chemielehrerin war unverkennbar. "In den zwei Jahren, in denen ich von Frau Dr. Schulte im Chemie-Leistungskurs unterrichtet wurde, hat sie uns so viele Möglichkeiten aufgezeigt, was Spaß im Unterricht und Wissbegierde betrifft. So bin ich auf die Idee gekommen, eine Nominierung beim Deutschen Lehrerpreis einzureichen", erzählt Nina, die inzwischen Medizin studiert.

Auch bei dem Leistungskurs sowie dem Projektkurs Chemie des vergangenen Jahres fand ihre Idee großen Anklang, und so wurde nach dem Abitur an dem Bewerbungsschreiben getüftelt. Viele Mitschüler steuerten Ideen, Videos und Fotos von Vorträgen, Experimenten und Exkursionen bei, während Nina Jaskolla formulierte. Per Mail stimmten viele weitere Luisenschüler für die Lehrerin ab.

Alltagsthemen in den Unterricht integrieren

Auf die Frage nach der Begründung der Bewerbung fällt Nina viel ein. "Frau Schulte ist immer sehr gut auf den Unterricht vorbereitet. Von Beginn des Schuljahres an achtet sie darauf, dass jeder Schüler ihrem Unterricht folgen kann." Sie organisiere interessante Exkursionen, Projekte wie die Osterakademie mit der Herstellung einer eigenen Zeitung und viele Experimente. Innerhalb ihres Unterrichts werde nicht nur nach Lehrplan gelehrt, die Chemielehrerin gehe auch auf viele Themen ein, welche das Verständnis fördern könnten und zudem das Allgemeinwissen und das Interesse in diesem Fach vergrößern. "Sie schafft es, den Chemieunterricht so zu gestalten, dass man das Wissen über Analytik, E-Chemie und organische Chemie auch im täglichen Leben nutzen kann, und das auf unterhaltsame Weise", weiß die Schülerin aus eigener Erfahrung.

Empathie für ihre Schüler und das Schätzen ihrer Talente auch außerhalb des Faches motiviere die Schüler. "Um wirklich jedem Schüler des Kurses zu zeigen, wie begabt seine Mitschüler sind, veranstaltete Frau Schulte mit uns einen „Tag der Talente“, wo jeder Schüler ein Talent vorstellen konnte, von Jiu-Jitsu über Musik bis Gesang und Tanz."
Aber auch bei persönlichen Problemen der Schüler kümmert sich die Lehrerin, man trifft sich auch außerhalb des Unterrichts mal zum Essen oder Fußball gucken. Kurz gefasst: "Frau Schulte macht ihren Beruf zur Berufung", betont Nina Jaskolla.

Preisgeld der Schule gestiftet

Die Chemielehrerin zeigt sich sehr gerührt über den Preis. "Natürlich weiß man auch in jedem Unterricht, ob es gut funktioniert, das melden die Schüler zurück. Aber dieser Preis ist eine ganz andere Kategorie der Wertschätzung und ist Motivation gerade in den Zeiten, in denen man auch mal eine Durststrecke hat".

Den Preis durfte die Lehrerin gemeinsam Nina Jaskolla in Berlin in Empfang nehmen. "Das war ein toller Tag", freut sie sich. Und welchen Tipp hat die Lehrerin für einen Unterricht, der die Schüler begeistert? "Ich versuche, die Lebenswirklichkeit der Schüler in den Unterricht zu integrieren. Sie sollen nicht einfach nur etwas auswendig lernen, sondern an Alltagsfragen Chemie lernen - warum zum Beispiel Wasser von der Regenjacke abperlt oder wie man mit Haarspray einen Wetlook hinkriegt."

Die Auszeichnung beinhaltet neben einer Urkunde auch ein Preisgeld von 1000 Euro, das Dr. Beate Schulte an die Schulgemeinde spendet, "damit alle etwas davon haben".

Hintergrund

>>15 Lehrerinnen und Lehrer sowie sechs Pädagogen-Teams aus insgesamt neun Bundesländern erhielten in der Wettbewerbsrunde 2017 den „Deutschen Lehrerpreis“. Dabei gingen sechs Auszeichnungen nach Nordrhein-Westfalen.
Vergeben werden Preise in der Kategorie "Schüler zeichnen Lehrer aus", als Teams in der Kategorie „Lehrer: Unterricht innovativ" sowie ind er Kategorie Sonderpreis.
Über 4.800 Schüler und Lehrkräfte beteiligten sich 2017 zum zehnten Jubiläum am Wettbewerb, der von der Vodafone Stiftung Deutschland und dem Deutschen Philologen-verband durchgeführt wird. Hintergrund 15 Lehrerinnen und Lehrer sowie sechs Pädagogen-Teams aus neun Bundesländern erhielten 2017 den „Deutschen Lehrerpreis“. Dabei gingen sechs Auszeichnungen nach Nordrhein-Westfalen.
>>Vergeben werden Preise für Einzelpersonen in der Kategorie "Schüler zeichnen Lehrer aus" und als Teams in der Kategorie „Lehrer: Unterricht innovativ". Insgesamt werden 13.000 Euro Preisgelder ausgeschüttet.
>>Über 4.800 Schüler und Lehrkräfte beteiligten sich 2017 zum zehnten Jubiläum am Wettbewerb, der von der Vodafone Stiftung Deutschland und dem Deutschen Philologenverband durchgeführt wird. Hintergrund

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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