Von Schulden betroffen

Keiner wird nach Hause geschickt. So lautet die Devise der AWO Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle, die regelmäßig zu offenen Sprechstunden einläd. Im vergangen Jahr haben 1.362 Menschen ihren Weg in die Beratung gefunden, hiervon kamen erstmals 857 Betroffene. In diesem Jahr sind es bisher 244 - also knapp 30 Menschen mehr als im vergangenen ersten Quartal.

Die Schulden aller im Berichtsjahr beratenden Kunden betrug mehr als 34 Millionen Euro. Die durchschnittliche Schuldenhöhe betruig je Kunde 25.200 Euro. Betroffenen rät Carsten Welp, Gruppenleiter der Schuldner- und Insolvenzberatung, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Mannigfaltige Probleme

Dieser Rat ist umso wichtiger, da Schulden auch andere Probleme nach sich ziehen können und die Anzahl der Nebenschauplätze deutlich zunimmt. Dies wird in Beratungsgesprächen deutlich, denn diese werden immer komplexer. Trennungen, alleinerziehende Elternteile, ausstehende Unterhaltzahlungen, psychische Erkrankungen oder Suchtprobleme sind nur wenige prekäre Situationen, die Welp in diesem Zusammenhang nennt. „Eine erfolgreiche Schuldenregulierung kann aber nur dann erfolgen, wenn zunächst andere Probleme beseitigt werden.“ Zudem gilt es, die Lebenshaltung sicherzustellen, bevor man Schulden tilgen könne.

Hauptursache ist die Arbeitslosigkeit

Wo liegen die Ursachen für die Verschuldung? „Hauptursache ist nach wie vor die Arbeitslosigkeit“, erläutert Welp. „Aber auch Scheidung und Trennung sind weitere Ursachen, wie auch Krankheit und mangelnde Haushaltsführung.“ Hilfreich sei hier ein Haushaltsbuch.
Einen weiteren Trend stellt die Anzahl der Gläubiger pro Fall dar. „Gerade bei Betroffenen unter 25 Jahren stellen wir fest, dass diese nicht mehr bei maximal drei Gläubigern verschuldet sind, sondern bei bis zu sechs!“ Schulden habe junge Menschen überwiegend bei Telekommunikationsanbietern, aber auch Schulden aus Miet- und Energierückständen und Verbindlichkeiten aus Interneteinkäufen sind weiter auf dem Vormarsch. Prävention ist also ein wichtigtes Thema, um jungen Menschen Finanzkompetenz zu vermitteln. Eine solche Stelle muss allerdings refinanziert werden - diese fand 2013 nach vier Jahren ein Ende.

Ein weiteres Problem sieht Welp in der Möglichkeit, Rücklagen zu bilden, sei es für die Jahresabrechnung des Energieversorgers oder fürs Alter. „Aufgrund der niedrigen Vergütung sind Menschen kaum in der Lage, private Vorsorge zu treten.“

Die Schulder- und Insolvenzberatungsstelle der AWO bietet dienstags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr in der Bahnstraße 18 offene Sprechstunden an. Zudem gibt es eine Beratungsstelle an der Hauskampstraße 58, die mittwochs von 13 bis 14 Uhr zur Sprechstunde einläd.

Autor:

Stephanie Kleebaum aus Oberhausen

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