Tag der offenen Tür: Kinderstuben stellen sich vor
In Mülheim gibt es seit dem vergangenen Jahr zwei Kinderstuben für Kinder geflüchteter Familien, die am Klöttschen und an der Oberheidstraße untergekommen sind. Am Standort Klöttschen wurde am vergangenen Freitag, 10. Februar, die offizielle Eröffnung mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Die Stadt Mülheim und das Diakonische Werk des Kirchenkreises An der Ruhr hatten eingeladen. Superintendent Helmut Hitzbleck: „Durch dieses Projekt wird den Kindern eine Brücke in diese unsere Welt gebaut.“ Hitzbleck erläutert, warum und dass vor allem die Kinder durch die Kinderstuben eine gute Chance haben sich in unserer Welt zurecht zu finden.
Unbeeindruckt von den vielen Menschen, die gekommen sind, malt ein kleiner Junge an seinem Gemälde weiter. „Augen,“ erläutert das Kind das Gemalte. „Die Kinderstuben sind Bausteine, Kinder zu begleiten und Familien zu unterstützen,“ Sozialdezernent Ulrich Ernst erläutert das Modell. Ernst wertet die Kinderstuben „als ein großes Geschenk für die Stadt“. Die eigentlichen Ínitiatoren und Umsetzer in Mülheim sind Ingolf Ferner und Ivonne Koch vom Amt für Kinder, Jugend und Schule. Den Betrieb der Kinderstuben trägt das Diakonische Werk in enger Kooperation mit der Verwaltung. Aus den Erfahrungen, die hier in Mülheim gemacht werden, sollen künftig auch weitere geplante Kinderstuben in NRW profitieren.
18 solcher Kinderstuben gibt es zur Zeit im Ruhrgebiet. In Dortmund entstand die erste 2008, erläutert Nina Schadt von der Bildungsinitiative RuhrFutur die Weiterentwicklung des Modells. Austausch und Zusammenarbeit gibt es von Anfang an. Das Dortmunder Modell weitete sich so aus. Die Initiative RuhrFutur ist dabei, mit weiteren Partnerstädten - wie Gelsenkirchen und Herten - Kinderstuben nach dem Dortmunder Modell einzurichten und zu begleiten. Ziel ist es, den Übergang in das deutsche Bildungssystem zu erleichtern. Am 9. Februar wurde das Projekt im Landtag vorgestellt, erfuhren die zahlreichen Besucher am Tag der offenen Tür.
Meltem Halici ist eine der drei Betreuerinnen in der Kinderstube am Klöttschen: „Die Kinder sind oft traumatisiert, wenn sie hier ankommen.“ Auf drei Vollzeitkräfte kommen maximal neun Kinder. „Damit man sich mit jedem Kind beschäftigen kann.“ Die neun Kinder zwischen ein und fünf Jahren, die regelmäßig morgens von 8 bis 14 Uhr kommen, werden ab dem Sommer in eine reguläre Kita gehen können. Halici: „Die Kinder leben hier richtig auf.“
„Die Kinder fühlen sich nach kurzer Zeit schon sehr, sehr wohl. Sie sprechen schnell erste deutsche Worte und lernen praktische Dinge – wie zum Beispiel eine Schleife binden.“ Birgit Hirsch-Palepu, stellvertretende Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes, fährt fort: Selbst die erwachsenen Flüchtlinge sind überrascht über die schnellen Fortschritte ihrer Kleinsten. In der Einrichtung am Klöttschen, die noch nicht voll belegt ist, leben 15 Kinder aus dem Irak, Afghanistan und Nigeria. Oft haben sie lange Fluchtwege hinter sich. Die meisten Familien waren mehrere Monate – auch zu Fuß – bis hierher unterwegs. Jetzt können die Kinder an den beiden Standorten in Eppinghofen und in Dümpten zum Spielen und Lernen in die Kinderstuben kommen. Auch Elternarbeit ist integraler Bestandteil des Konzeptes. Die Kinderstuben bieten zusätzlich Elterngespräche, Informationsveranstaltungen und individuelle Beratung in Erziehungsangelegenheiten an.
Autor:Claudia Leyendecker aus Mülheim an der Ruhr |
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