Speldorferin ist Postbotin des Jahres
Dienstagmorgen, 5 Uhr. Der Wecker klingelt. Zeit für Michaela Zimmermann aufzustehen. Noch schnell einen Kaffee trinken und dann geht es auf ins Postzentrum, Sendungen nach Gangfolge sortieren und einpacken. Gegen 8, halb 9 macht sich die gebürtige Mülheimerin auf in ihr Revier rund um die Duisburger Straße in Speldorf und stellt Briefe, Postkarten und andere Sendungen zu- und das bei jedem Wetter.
Eigentlich ist die 40-Jährige ausgebildete Konditorin, arbeitete sogar mehrere Jahre in dem Beruf. Über einen Bekannten ist sie dann zur Post gekommen, ist seit fast 16 Jahren als Zustellerin unterwegs, anfangs in Saarn, seit vier oder fünf Jahren in Speldorf. „Ich möchte den Job nicht mehr missen“, zeigt sich die Ehefrau eines Musikers von ihrem beruflichen Neuanfang überzeugt. Eine Ausbildung zur Zustellerin hat sie zwar nicht absolviert, dank verschiedener Lehrgänge und Prüfungen hat es Michaela Zimmermann mittlerweile jedoch zur stellvertretenden Gruppenführerin und Ausbilderin geschafft.
„Viele meinen, den Job als Zustellerin macht man mal eben so“, ärgert sich die Mülheimerin über das Unwissen einiger Mitbürger. „Das stimmt aber nicht.“ Mit dem Fahrrad ist sie tagtäglich unterwegs, außer bei Schnee und Eis, bewegt in den fünf, sechs Stunden mehrere hundert Kilo. „Bis zu sechs Mal fahre ich zu den Ablagekästen, die in meinem Revier verteilt sind und hole die nächste Ladung Briefe. Dann kann das Fahrrad gut und gerne auch schon mal 70 Kilo wiegen“, schätzt die 40-Jährige. Abgesehen von der körperlichen Anstrengung müsse sie außerdem gewisse Dinge im Kopf behalten. „Ich muss wissen: Wohnt der- oder diejenige noch dort? Um was für eine Sendung handelt es sich genau? Wem kann ich eine Sendung zustellen?“ Und dann sei da noch das Problem mit den Hunden. „Die Besitzer sagen zwar immer, ihr Tier tue ja nichts oder hätte das noch nie getan, Angst hat man trotzdem“, gesteht Michaela Zimmermann, selbst Besitzerin einer Katze. „Ich hatte selber auch mal Hunde, außerdem nehmen wir an Schulungen teil, die von der Post angeboten werden. Wohl fühl‘ ich mich manchmal dennoch nicht.“
Und wie sieht es mit den Menschen in ihrem Revier aus? „Ach, die Speldorfer kennen mich mittlerweile, grüßen immer ganz freundlich. Mit den Geschäftsleuten rund um die Duisburger Straße mach‘ ich immer Mätzkes. Ich liebe meinen Job eben - vor allem, weil ich draußen mein eigener Herr bin“, freut sich die Zustellerin.
Abhängig vom Sendungsaufkommen ist irgendwann zwischen 12 und 15 Uhr Feierabend. „Wenn ich nach Hause komme, versorge ich meine Katze - und meinen Mann - oder arbeite im Garten weiter“, verrät Michaela Zimmermann. Und plant schon jetzt das Wochenende am Nürburgring, das sie im Rahmen ihrer Auszeichnung „Postbotin des Jahres“ von der Deutschen Post geschenkt bekommen hat. Noch ist unklar, wann es los geht; fest steht: „Meinen Mann nehm‘ ich mit!“
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
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