Platznot in der Broicher Realschule
„Die Schülerzahlen sind unfassbar,“ mit diesen Worten eröffnete Schulleiter Wolfgang Dahmen am Dienstag, 24. Mai, die Gesprächsrunde in der Realschule Broich. „Die Schülerzahlen an diesem Standort schießen – wie auch immer – in die Höhe.“ Von einst 500 Schülern stieg die Zahl auf nunmehr 800 Schüler 2016. Bei Abgängen und Neuanmeldungen werden es nach den Sommerferien 911 plus Quer- und Seiteneinsteiger sein.
Dass die Schule diesem Ansturm nicht gewachsen ist, wurde jedem, der an der Gesprächsrunde teilnahm, schnell klar. Vertreter aus Politik und Verwaltung, Eltern-, Schüler- und Lehrervertretern hatten sich am Dienstag zusammengefunden und sich ein Bild über die total überlastete Realschule in Broich verschafft. Wolfgang Dahmen: „Die Frequenz der Klassenräume ist zu 100 Prozent ausgelastet. - Mehr geht nicht mehr.“ Nicht alle 65 Lehrer und Inklusionskräfte haben Platz im Lehrerzimmer. Fachräume wurden bereits zu Klassenzimmern umfunktioniert und der zusätzliche Container aus dem Jahre 2002, der eigentlich nur als ein vorübergehendes Ausweichmodell geplant war, bietet derzeit rund 300 Schülern einen ständig wechselnden Klassenbetrieb. Nur die Klassen 5 und die Inklusionsklasse haben in Broich noch feste Klassenräume.
Biologie wird derzeit in 61 Klassen unterrichtet - das bedeutet 82 Stunden pro Woche. 30 Stunden pro Woche kann in den zwei noch existierenden Biologieräumen realisiert werden, der Rest findet in Klassenräumen statt. Ähnliche Bedingungen sind in den Fächern Physik, Chemie, Musik und Kunst gegeben. „Diese Bedingungen sind nicht haltbar,“ so Dahmen. „Die Schüler haben es nicht verdient, so unterrichtet zu werden.“
Dass diese Situation nicht in Ordnung ist, davon sind alle Anwesenden überzeugt. Vertreter der Stadtverwaltung hatten sich im Vorfeld ein Bild von der Lage bei einem Rundgang durch das Areal der Broicher Realschule gemacht. Dezernent Ulrich Ernst: „Wir sind uns alles einig, dass die Broicher Realschule in Angriff genommen werden muss.“ Die Schulplanung sieht vor, dass „dieser Standort noch genauer untersucht werden muss.“ Eine Machbarkeitsstudie kann aber nicht vor 2017 im Haushalt untergebracht werden. Die Stadtverwaltung, vertreten durch Ulrich Ernst und Uwe Alex (Leiter des Schulamtes), ist aber realistisch, macht keine falschen Versprechungen. Bis zur baulichen Umsetzung werden zwei, wenn nicht sogar drei Jahre vergehen.
Enttäuschung von allen Seiten. Schülerin Vanessa Loddo: „Selbst die Arbeiten müssen wir auf den Fluren nachschreiben. Kunstunterricht haben wir im ehemaligen Kiosk.“ Wehklagen will Schulleiter Wolfgang Dahmen aber nicht. Die Intension des Gesprächskreises sollte sein, auf die Missstände aufmerksam zu machen und sich von der Dringlichkeit einen Eindruck zu verschaffen. Dass ist Dahmen gelungen. Ob Politik und Verwaltung über kurzfristige kleinere Erweiterungsmöglichkeiten nachdenken, blieb am Dienstag allerdings offen.
Autor:Claudia Leyendecker aus Mülheim an der Ruhr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.