Nikolausmarkt gefährdet

Foto: Jiri Kollmann

Erst kurzfristig hat der Vorstand der Werbegemeinschaft Saarn entschieden, dass der Nikolausmarkt in Saarn wie geplant in diesem Jahr stattfindet. Zu hoch sind inzwischen der Aufwand und die Auflagen für das Sicherheitskonzept, auch die Kosten ufern aus.
Ab 11 Uhr kann man nun am kommenden Dienstag, 6. Dezember, von 11 bis 21.30 Uhr über die Düsseldorfer Straße bummeln. Mit 170 Ständen erwartet die Besucher deutlich mehr als im letzten Jahr mit 150 Ständen. „Viele Beschicker finden kaum noch Märkte, denn immer mehr fallen aufgrund der erhöhten Sicherheitsauflagen aus“, erklärt Christian Rulf, Organisator des Festes bei der Werbegemeinschaft, den Andrang und die Anfragen sogar aus Berlin.
Doch diesen machen auch den Saarner Veranstaltern inzwischen zu schaffen, obwohl man im letzten Jahr beim ersten Markt nach der Loveparade, der auch schon verstärkten Sicherheitsbestimmungen unterlag, noch optimistisch war.
Rückblick: Wenige Monate nach der Loveparade-Katastrophe verlangte die Stadt ein Sicherheitskonzept von der Werbegemeinschaft. Einmal müsse man sich die Arbeit machen, hieß es bei der Stadt, dann wäre das Konzept auch Grundlage für die folgenden Nikolausmärkte. Ein achtseitiges Sicherheitskonzept fand dann Zustimmung bei der Stadt.
Doch dieses Jahr ist alles anders. Weitere durch Land und Bund erlassene Auflagen lassen das Konzept des Vorjahres zur Makkulatur verkommen. „Wir können an unsere Arbeitsstunden vom Vorjahr dieses Jahr noch eine 0 dranhängen“, betont Rulf. Der Inhaber eines Reisebüros hat seit drei Wochen keine Reise selber mehr verkauft - keine Zeit. Auf 25 Seiten ist das neue Sicherheitskonzept inzwischen angeschwollen. „Man hat kaum noch einen Überblick, welche Ämter und Organsationen ihre Unterschrift darunter setzen müssen“, klagt Vorstandsmitglied Pamela Veltman. WG-Geschäftsführerin Margit Schettler bringt es auf den Punkt: „Man spürt überall die Angst vor der Verantwortung.“ Die muss jetzt komplett der Veranstalter selber tragen. Der Markt wurde zwar hoch - und teuer - versichert, aber übersteigen mögliche Schäden diese Summe, müssen die Vorstandsmitglieder mit ihrem Privatvermögen haften - das Unwohlsein darüber ist ihnen anzusehen. „Auch die einzelnen Standinhaber brauchen eine eigene Haftpflichtversicherung“, so Rulf. „Aber nicht jede private Haftpflichtversicherung hat die sogenannte Flohmarktklausel. Das sollte jeder prüfen. Wer das nicht hat, kann sich bis zum 5. Dezember noch bei uns melden, dann können wir ihn bei uns mitversichern“, betont er.
All das hat dazu geführt, dass man in der vergangenen Woche die Brocken beinahe hingeschmissen hätte. Und auch der Nikolaus-Markt 2012 ist nicht gesichert. „Wir werden die Planungen im Februar aufnehmen, aber dann im Sommer entscheiden, ob der Markt auch stattfindet“, erklärt Christian Rulf. Denn die Werbegemeinschaft braucht unter diesen Umständen eine stärkere Unterstützung durch die Stadt. „Wir gehen davon aus, dass wir das erste Mal seit 35 Jahren aufgrund der Auflagen am Ende im Minus stehen.“
Außerdem hake es überall bei Details und Genehmigungen, auch wenn die Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt selber gut laufe.
Ungerecht findet es Rulf, dass die Saarner keinerlei Zuschüsse bekommen, während der Adventsmarkt in der Altstadt mit 10.000 Euro gesponsert werde. „Auch wir machen das ehrenamtlich, wir haben keinerlei Vorteile davon, im Gegenteil, alle Händler haben am Nikolaustag deutliche Umsatzeinbrüche.“ Während die Karnevalsvereine für die Reinigung der Straßen durch die MEG nach dem Karnevalszug nichts bezahlen müssen, kostet es die Saarner extra. Das Ansinnen der Stadt, dass diese Reinigung mit noch höheren Kosten noch am selben Abend durchgeführt werden soll statt am nächsten Morgen, konnte abgewendet werden. Ebenso, dass alle 16 Marktleiter, die in acht Abschnitten unterwegs sind, jeweils ein eigenes Funkgerät mit einer gesonderten Frequenz haben. Jetzt reichen doch halbstündliche SMS vom Handy.
Um verstärkte Ordnerpräsenz aber kommt die Werbegemeinschaft nicht herum. Dafür muss zusätzlich professionelles Personal engagiert werden, weil nicht genug Ehrenamtler da sind. Auch dass man keine Genehmigung für die Aufstellung von zwei Stromkästen bekommen hat, ärgert Rulf. Jetzt übernehmen zwei Generatoren die Stromversorgung.
Selbst die Genehmigung für die Nutzung des Kirmesplatzes als Parkplatz ließ auf sich warten - früher reichte ein Anruf. Und für diesen Raum haftet der Veranstalter jetzt auch komplett. Übrigens: Was im Falle eines Wärmegewitters - im Dezember - zu tun sei, musste das Konzept auch beinhalten.
All das trägt nicht gerade dazu bei, das Organisationsteam zu motivieren. Obwohl niemand den Nikolausmarkt missen möchte - „Ich finde ihn geil!“, bekennt Rulf, ist sich aber nicht sicher, ob er sich persönlich diesen Stress weiterhin antun will.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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