Kampf gegen den MRSA-Keim

Bakterien können tödlich sein - nicht nur EHEC. Eine größere Bedrohung, weil latent vorhanden, ist der Staphylococcus aureus. Viele Menschen tragen ihn im Hals- und Rachenraum mit sich. Gefährlich wird dieser Hautkeim, wenn er Resistenzen gegen Antibiotika (MRSA) entwickelt und über die Hände in eine offene Wunde gelangt. Blutvergiftungen sind die Folge, an denen jährlich Menschen sterben - auch in Mülheim.
Deshalb verstärken die beiden Krankenhäuser in Mülheim den Kampf gegen MRSA. Im Juli wird das evangelische Krankenhaus vom 4. bis 10. Juli bei jedem Patienten, der eingeliefert wird, einen Nasenabstrich machen, um auf MRSA zu testen. Bis das Testergebnis nach rund zwei Stunden vorliegt, bleiben die Patienten isoliert. „Im Schnitt sind drei Prozent der Bevölkerung Träger des multiresistenten Keimes, aber wir vermuten aufgrund der Altersstruktur, dass die Zahl in Mülheim höher ist“, erklärt Professor Gassel vom EKM. Aufgrund der Testergebnisse kann man besser zukünftige Risikogruppen bestimmen, die man vor Aufnahme testet.
Das Katholische Krankenhaus wird diese Testphase, die auch mindestens eine Woche laufen soll, im September durchführen.
Im letzten Jahr erkrankten 27 Menschen in Mülheimer Krankenhäusern an dem gefährlichen MRSA-Keim, in diesem Jahr waren es bereits zwölf. Besonders in Krankenhäusern ist die Übertragungsgefahr groß, da hier viele Menschen mit offenen Wunden und geschwächtem Immunsystem liegen.
Übertragen werden die Keime von neu eingelieferten Patienten, die die multiresistenten Bakterien im Hals- und Rachenraum haben, meist durch die Hände.
Seit 2006 analysiert das Evangelische Krankenhaus die genauen Zahlen zu den Fällen. Das Ergebnis: die Infektionen nehmen ständig zu. Deshalb wurde 2010 ein Programm eingeführt. Alle Patienten müssen einen Fragebögen ausfüllen, der zum Beispiel nach Antibiotika-Einnahme und Tierbesitz fragt. Stuft man den Patienten als möglichen Träger des Bakteriums ein, wird er gestetet. Nach gut zwei Stunden ist das Ergebnis da, solange bleiben die Patienten isoliert. „Dieser Test ist mit 50 Euro relativ teuer, deshalb wird er nicht bei jedem Patienten gemacht“, erläutert der Ärztliche Direktor Professor Gassel. Stellt sich der Patient als MRSA-Träger heraus, muss eine Sanierung erfolgen durch Medikamente und Waschungen.
Auch das Katholische Krankenhaus sondiert nach Risiko. Patienten mit geplanten OP-Terminen werden bereits Tage vorher zum Test gebeten.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Hygiene im Krankenhaus. So wird im Katholischen Krankenhaus seit letztem Jahr ein Beobachtungssystem für Desinfektionsmittelspender für die Mitarbeiter eingesetzt, im Evangelischen Krankenhaus gibt es neben einem Hygieneplan für die Mitarbeiter Schulungen. Auch Antibiotika werden nur sehr gezielt eingesetzt, um die Bildung von Resistenzen zu vermeiden.
Diese Maßnahmen sind zwar schon vorbildlich, reichen aber noch nicht aus. Deswegen hat sich im letzten Jahr ein Mülheimer Netzwerk Multiresistente Erreger (MRE) gegründet unter Beteiligung von Ärzten, Pflegeeinrichtungen, ambulanter Pflege, Gesundheitsamt und Krankenhäusern. Hier will man gemeinsame Strategien gegen MRSA entwickeln und die Prävention verbessern. Zur Zeit bezahlen Krankenkassen keine Diagnostik und Therapie von Keimträgern. Das soll vom Gesetzgeber noch in diesem Jahr in den Aufgabenkatalog der Krankenkassen aufgenommen werden.
Vorbild des Mülheimer Netzwerkes, ist die Region Münster, die nach dem Beispiel Niederlande, die die Gefährdung massiv verringern konnte, ein Qualitätssiegel „MRSA“ entwickelt hat. Das soll es nun auch für die Ruhrgebietsstädte geben. Beide Mülheimer Krankenhäuser haben nun eine Selbstverpflichtung unterschrieben, dass sie die dafür erforderlichen Kriterien innerhalb eines Jahres erfüllen wollen.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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