"Ja" zum Schutzgebiet- "Nein" zur Bebauung

Der Lönsweg ist nach den Aussagen der Anwohner nicht überwiegend bebaut. Ganz im Gegenteil: Rechtsseitig grenzen, unmittelbar an den Lönsweg zwischen Dohlenfeld und Wallfriedsweg, nur Grünflächen mit umfangreichem alten Baumbestand. | Foto: PR-Fotografie Köhring/SH
  • Der Lönsweg ist nach den Aussagen der Anwohner nicht überwiegend bebaut. Ganz im Gegenteil: Rechtsseitig grenzen, unmittelbar an den Lönsweg zwischen Dohlenfeld und Wallfriedsweg, nur Grünflächen mit umfangreichem alten Baumbestand.
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Erste Bauvorhaben sind beschlossen: Bereits Ende des vergangenen Jahres hatte es Unruhe nahe Mülheims „Naherholungsgebieten“ gegeben. Im Raum standen Bauvorhaben am Lönsweg, Aubergweg und am Stockweg.

Alle drei Bereiche sind langjährig als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen und sollen jetzt für private Bauvorhaben umgewidmet werden. „Das können wir so nicht hinnehmen“, lautet das Statement von Lothar Reinhard, Fraktionssprecher der Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI). „Es kann nicht sein, dass drei Flächen die als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen sind und einem Schutzplan unterliegen einfach als Baufläche umfunktioniert werden können, damit noch mehr Einfamilienhäuser in Mülheim errichtet werden.“
Nach seinen Angaben habe sich auch der Landschaftsbeirat, während eines Verfahrens, einstimmig negativ gegen eine Bebauung am Lönsweg und Aubergweg ausgesprochen. Der Stockweg sollte zudem nur teilweise freigegeben werden.

Durchgängiger Grünzug ist wichtig für die Belüftung

„Gerade der Lönsweg ist ein gutes Beispiel dafür, wie unsinnig diese Planung ist“ erklärt Reinhard. „Er geht in den Uhlenhorster Wald über in Richtung Saarner Straße, Broicher Friedhof bis zum Ruhrtal. Diese Freifläche soll jetzt zur Bebauung umgewidmet werden. Das dieser durchgängige Grünzug wichtig für die Belüftung ist, scheint bei der Stadt niemanden zu interessieren.“ Zahlreiche Anlieger haben sich durch Unterschriftenaktionen und ein Protestschreiben an die Oberbürgermeisterin gewandt. Sie fordern, dass die Grünflächen weiterhin unberührt und als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden. Im offiziellen Schreiben der Anlieger des Lönswegs an die OB heißt es: „Es geht nicht darum, Baulücken zu schließen, wie in der Begründung zur Vorlage den Ratsmitgliedern suggeriert wird, sondern ohne Rücksicht auf ökologische Kriterien ein erhaltenswertes Naturschutzgebiet in Broich zu opfern.“ Weiterer Kritikpunkt zur Bebauung am Lönsweg sei zudem die nicht ausreichende Infrastruktur. Starke Niederschläge hätten bereits Rückstauprobleme in der Kanalisation und somit Überflutungen in den Kellern verursacht. Es sei zu befürchten, dass diese Probleme durch Neubauten künftig verstärkt werden.

Naherholungsgebiete für Mülheimer Bevölkerung

Zudem gelten die oben genannten Bereiche auch als Naherholungsgebiete für die Mülheimer Bevölkerung und werden durch eine weitere Bebauung immer mehr „zerfleddert“.
Auf Nachfrage der MW erklärt Volker Wiebels (Pressesprecher der Stadt) Folgendes: „Der Beschluss zur Bebauung der Flächen ist bereits Ende 2013 gefallen. Das heißt, dass die Flächen am Löns-, Auberg-, und Stockweg aus dem Landschaftsschutzgebiet herauszunehmen sind und als baulich genutzte Fläche genutzt werden können.“ Der Beschluss sieht im Wortlaut vor: „Im westlichen Bereich des Stockweges haben sich im Laufe der Zeit immer mehr Wohnhäuser angesiedelt, so dass es schwierig ist, eine geeignete Grenze zwischen der Wohnnutzung und dem angrenzenden Landschaftsschutz zu finden. (…) Im Rahmen der (…) Änderung sollen sowohl für die Nord- wie auch Südseite des Stockweges neue sinnvolle Abrundungen gefunden werden und die unmittelbare Bebauung am Stockweg aus dem Landschaftsschutz entlassen werden.“

Bauvoranfragen sind teilweise vom Planungsausschuss beschlossen

Wiebels gibt zu: „Im Bereich des Aubergweg ist vorgesehen, ein städtisches Grundstück als Baufläche zu vermarkten. Teilweise wurden auch schon Bauvoranfragen vom Planungsausschuss beschlossen. Eine zukünftige bauliche Nutzung erscheint vertretbar, da die Baufläche durch den Aubergweg bereits erschlossen und beidseitig bebaut ist.“
„Im Bereich Lönsweg soll eine untergeordnete Fläche aus dem Landschaftsschutz genommen werden. Der Lönsweg selbst liegt außerhalb des Landschaftsplanes und ist überwiegend beidseitig bebaut, um die vorhandene Infrastruktur auszunutzen“, so geht es aus einem Bericht des Planungsausschusses hervor. Der Bereich Brandsheide/ Lönsweg gilt bisher noch als Landschaftsschutzgebiet. Hier befinden sich sowohl eine Waldfläche, die gleichzeitig Ausgleichsfläche ist und eine Grünanlage mit Wegeverbindung. Der hinter der Bebauung liegende Grünzug soll verschmälert werden, die Wegeverbindung bleibt aber weiterhin bestehen.

FDP-Mitglieder treffen sich zur Ortsbegehung

Die FDP-Mitglieder Peter Beitz, Christian Mangen und Joachim Hoffmann, haben sich bei einer Begehung des Grundstücks Lönsweg/Ecke Brandsheide im Gespräch mit Anwohnern ein Bild über die Situation gemacht. Ein sogenannter „Lückenschluss“ aufgrund beidseitiger Bebauung sei nach FDP-Aussage nicht zu erkennen. „Der Lönsweg ist überwiegend einseitig bebaut. Die Darstellung in der Verwaltungsvorlage wurde so geschnitten, dass dies nicht direkt auffällt“, erklärt Peter Beitz. Die mögliche Bebauung wird durch Abstandsflächen zum Wald unrentabel klein, so dass keine hochwertige Bebauung möglich wäre. Diese und weitere Punkte, die im Gespräch mit den Anwohnern deutlich wurden, nimmt die FDP-Fraktion zum Anlass, den Lönsweg wieder auf die Tagesordnung der Ratsgremien zu setzen.

Bürgerinitiative hat sich neu gegründet

Wie sich die angespannte Situation weiterentwickelt wird sich erst noch zeigen, zu vermuten ist aber, dass die begehrten „Grünlagen“ Mülheims schnell geeignete Interessenten finden werden. „Die Stadtentwicklung darf und kann sich nicht weiter vornehmlich autogerecht abspielen. Das ist bereits jetzt eine Sackgasse, am gravierensten für die älteren und die ärmeren Mitbürger“, so Reinhard. Auch die Anwohner werden nicht ruhen: Sie haben bereits eine neue Bürgerinitiative gegründet die verhindern soll, dass weitere Grünzonen in der Stadt zugebaut werden.

Autor:

Daniela Neumann aus Oberhausen

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