Geschäftsführer der Mülheimer Seniorendienste fristlos entlassen
Zwei Jahre, nachdem Stefan Mühlenbeck als Geschäftsführer der Mülheimer Senioren-Dienste abgesetzt worden war, weil er wichtige Daten gelöscht haben soll - die Polizei ermittelt immer noch -, folgt nun das unrühmliche Ende für seinen Nachfolger Heinz Rinas. Der Geschäftsführer der städtischen Tochter, die drei Seniorenheime und einen ambulanten Pflegedienst betreibt, wurde am Montag fristlos gekündigt. Die Entscheidung fällte der Aufsichtsrat am Montagmorgen einstimmig.
Persönliches Fehlverhalten
Rinas wird persönliches Fehlverhalten vorgeworfen. So hat er sich offenbar Lebensmittel aus der Küche der Senioreneinrichtung für private Zwecke liefern lassen, private Einkäufe sowie auffällig viel technisches Equipment wie Handys über die Gesellschaft abgerechnet sowie Gelder für ein Sozialprojekt in Mazedonien verwendet, für das sich Rinas ehrenamtlich engagiert. So wurden Flüge und Hilfsmittel für den Bau eines Altenheimes abgerechnet, außerdem Bonus-Leistungen von Lieferanten, die eigentlich den Senioreneinrichtungen zugute kommen sollten, in Spenden für das Mazedonien-Projekt umgewandelt.
Schaden in fünfstelliger Höhe
Insgesamt beläuft sich der Schaden für die Stadt auf eine fünfstellige Summe, wie Hendrik Dönnebrink, Chef der Beteiligungsholding Mülheim und damit der städtischen Töchter, erklärte. „Das sind keine Petitessen“, betont Sozialdezernent Ulrich Ernst. Die Stadt sah sich gezwungen zu handeln, vor allem, da die Unregelmäßigkeiten über einen Zeitraum von zwei Jahren belegt werden können.
"Menschlich eine große Enttäuschung"
Die Fassungslosigkeit bei den Verantwortlichen ist groß. Warum ein Geschäftsführer, der rund 112.000 Euro verdient, seinen Einkauf beim Discounter über den Betrieb abrechnet und damit seinen gut dotierten Posten aufs Spiel setzt, das können weder Hendrik Dönnebrink noch Ulrich Ernst oder Aufsichtsratschef Rainer Hartmann (CDU) nachvollziehen. „Auch menschlich gibt es da eine große Enttäuschung“, weiß Rainer Hartmann.
Vor allem, da man mit der Arbeit von Heinz Rinas sehr zufrieden war. Er hatte den Posten in einer schwierigen Situation übernommen und die drei Häuser neu aufgestellt. Mit Erfolg: Die Auslastung beträgt 98 Prozent, auch die Qualität der Pflege wird von der zuständigen Kommission gelobt.
Unrechtmäßige Abrechnungen
Wie die unrechtmäßigen Abrechnungen aufgefallen sind, darüber äußern sich die Verwantwortlichen nicht. Seit Juni jedoch wurden Belege gesammelt, die Buchhaltung durchforstet und schließlich ein offizielles Anhörungsverfahren eröffnet. Heinz Rinas hatte die Möglichkeit, Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen. Offenbar konnte er damit den Aufsichtsrat nicht überzeugen. „Wir haben zwar versucht, eine einvernehmliche Einigung herbeizuführen, aber das war nicht möglich, ohne die Stadt zu belasten. So blieb uns nur der Weg der fristlosen Kündigung“, bedauert Ulrich Ernst. Man behalte sich offen, Schadenersatz zu fordern.
Ernst hofft, dass die Alteneinrichtungen unter dem neuerlichen Fehlverhalten eines Geschäftsführers nicht leiden. Denn ein Ruf ist schnell ruiniert. Deshalb betont Ernst umso häufiger: „Mit der Qualität der Arbeit und der Pflege der Seniorendienste hat dieser Vorgang nichts zu tun.“
Neuer Geschäftsführer
Damit das auch weiterhin sicher gestellt ist, hat der Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung einen Nachfolger für Rinas benannt. Die Geschäftsführung hat seit Dienstag Alexander Keppers übernommen. Der 33-Jährige, der seit 2008 in Mülheim wohnt, arbeitet seit 2007 bei der Beteiligungsholding und wurde 2012 Prokurist bei den Senioreneinrichtungen. Seit Mai 2012 ist der gelernte Industriekaufmann, der auch Betriebswirtschaft und Wirtschaftsrecht studierte, hier kaufmännischer Leiter. Dienstherr von Keppers bleibt aber weiterhin die Beteiligungsholding. Zur Verstärkung der Geschäftsleitung haben Yvonne Fragemann, Leiterin des Hauses Auf dem Bruch, sowie Personalleiter Jörg Schepermann Handlungsvollmacht bekommen.
Die Mülheimer Seniorendienste betreiben die Senioreneinrichtungen Haus Kuhlendahl, Haus Auf dem Bruch und Haus Gracht sowie einen ambulanten Pflegedienst. Die Einrichtungen bieten Platz für 385 Bewohner und sind damit der größte Anbieter in Mülheim. Hier arbeiten 400 Beschäftigte in Voll-und Teilzeit.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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