Gelungener Einstieg in die Ausbildung
Für den Nigerianer Michael Olasan hat sich ein Traum erfüllt: Er war fünf Jahre auf der Flucht, bevor er 2014 in München ankam. In Serbien hat er seine Frau aus Ghana kennen gelernt. Sie haben zusammen eine heute einjährige Tochter und wohnen in einer Wohnung in Oberhausen. Am Donnerstag, 24. September 2015, konnte Olasan einen Vertrag zur betrieblichen Einstiegsqualifizierung unterschreiben und startete in der Firma Andreas Krajinski in Dümpten ein einjähriges Langzeitpraktikum.
Andreas Krajinski, Geschäftsführer der Firma für Heizung und Sanitär, erinnert sich: „Mich hat schon lange die Situation um die Flüchtlinge geärgert.“ Er hielt Rücksprache mit seinen Angestellten und heute freut sich die Belegschaft sehr, Unterstützung von dem 25-jährigen Mann aus Nigeria zu haben.
Nach seinem zwölfmonatigen Langzeitpraktikum kann Michael Olasan am 1. August jetzt nahtlos mit der dreieinhalbjährigen Ausbildung bei Krajinski starten. Olasans Chef hat ihn einmal in der Woche freigestellt, damit er einen Intensivkurs Deutsch besuchen kann. Heute spricht der Mann aus Nigeria ein verständliches Deutsch. Olasan: „Aufgrund meines Deutsch habe ich nicht gedacht, dass es soweit kommen würde.“ Er ist selig, heute einen Ausbildungsvertrag in der Tasche zu haben.
Olasan hat eine kleine Erfolgsgeschichte hinter sich. Krajinski betont: „Er ist von Anfang an mit unterschiedlichen Mitarbeitern mitgefahren und war sofort Mitglied im Team.“ Dennoch war die sprachliche Hürde zunächst größer als gedacht. Dafür kann sein Chef heute gutes Englisch sprechen. „Erstaunlich ist, dass die Kunden den Werdegang von Michael Olasan sehr aufmerksam verfolgen.“
Andreas Kranjinski schätzt seinen hoch motivierten Auszubildenden und erinnert sich an das vergangenen Jahr, als man Olasan auch mal stoppen musste: „Michael, du hast Zeit – immer mit der Ruhe.“ Aber das freut ihn als Chef auch, denn das Handwerk hat schon seit geraumer Zeit Nachwuchssorgen. Kranjinski: „Die Ausbildung ist komplexer geworden und die dreieinhalb Jahre können nur die Basics vermitteln.“ Dank Internet und WLAN sollte aber auch das Handwerk mittlerweile für junge Deutsche lukrativer geworden sein. Die Heizungstechnik funktioniert per Handy von überall auf der Welt. Die Firma Krajinski geht mit gutem Beispiel voran.
Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Oberhausen/Mülheim, war bei der Unterzeichnung dabei. Er hatte den jungen Mann aus Nigeria 2015 vermittelt. Die Arbeitsagentur ist zu Recht stolz, wenn Verträge zustande kommen. Koch weiß aus Erfahrung: „Keine Lust zu arbeiten, gibt es bei Flüchtlingen nicht.“ Und es gibt ausbildungsbegleitende Maßnahmen durch die Arbeitsagentur. Jeder der als Flüchtling mit Aufenthaltserlaubnis anerkannt ist, darf jede Tätigkeit annehmen. Hier müssen Betriebe keine Besonderheiten beachten.
Für Michael Olasan bedeutet die Unterzeichnung, dass sich der Status der Duldung um die Lehrzeit verlängert. Positiv kommt außerdem hinzu, dass er eine Familie gegründet hat. Da er aus dem Norden Nigerias stammt, erhöht sich seine Chance auf ein Bleiberecht ebenfalls. Koch: „Die Wirtschaft zeigt großes Interesse.“ Aktuell konnten 36 Langzeitpraktika vermittelt werden. „Der Vorteil ist, dass Arbeitgeber die Chance haben, einen angehenden Auszubildenden ein Jahr lang kennen zu lernen.“
Autor:Claudia Leyendecker aus Mülheim an der Ruhr |
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