Erstes Büro für Leichte Sprache und Einfache Sprache eröffnet in Mülheim
Lange Sätze, sperrige Begriffe, Fremdwörter: Texte sind oft kompliziert, für manche Menschen ist die Sprache sogar ein unüberwindbares Hindernis im Alltag. Das wollen Sonja Strahl und Anne Ottomeyer ändern: Die beiden Mülheimerinnen verfassen Texte in Leichter Sprache und Einfacher Sprache. „Klar gesagt“ heißt ihr Projekt, dessen Zielgruppen breit gefächert sind.
„Leichte Sprache richtet sich vor allem an Menschen mit geistiger Behinderung“, sagt Sonja Strahl. Die Journalistin hat im letzten Jahr eine mehrmonatige Weiterbildung zur Übersetzerin für Leichte Sprache absolviert. „Texte in Leichter Sprache zu schreiben, ist eine Herausforderung, denn es gibt starke Abweichungen zur Alltagssprache und sogar ein eigenes Regelwerk“, erklärt sie. Kein Passiv, kein Genitiv, keine blumige Sprache. Stattdessen: einfache Wörter, eine simple Satzstruktur und Trennstriche („Trenn-Striche“), die das Verständnis erleichtern.
Leichte Sprache: eigene Regeln
Für die grafische Umsetzung der Texte ist Anne Ottomeyer zuständig. „Bei Leichter Sprache kommt es auf ein besonders übersichtliches Layout an“, weiß sie. „Außerdem spielen Bilder eine große Rolle. Sie verdeutlichen den Inhalt, sodass der Text noch besser zu verstehen ist.“
Einfache Sprache: klar und verständlich
Auch bei Einfacher Sprache geht es darum, Hürden abzubauen. Zielgruppen sind vor allem Menschen mit geringer Bildung, ältere Menschen und Migranten. Ein eigenes Regelwerk gebe es, anders als bei Leichter Sprache, nicht, erläutert Sonja Strahl: „Einfache Sprache ist klar und verständlich, verwendet kurze Sätze und einen Wortschatz, der aus dem Alltag bekannt ist. Das bedeutet auch, Fremdwörter und Fachbegriffe zu vermeiden oder verständlich zu erklären.“
Dass es einen großen Bedarf an vereinfachten Texten gibt, untermauert eine Studie zur Lesefähigkeit der Deutschen aus dem Jahr 2011: Demnach können mehr als 13 Millionen Erwachsene in Deutschland schwierige Texte nicht verstehen, weitere 7,5 Millionen Menschen sind sogar funktionale Analphabeten. „Wer Texte nicht versteht, ist ausgegrenzt“, bedauert Anne Ottomeyer. „Ob Mitmachangebote im Stadtteil, Behördenschreiben oder Fragebögen beim Arzt: Es gibt viele Situationen, in denen Einfache Sprache dabei hilft, Inhalte besser zu verstehen.“
Infos und Kontakt: www.klar-gesagt.de
Autor:Anne Ottomeyer aus Mülheim an der Ruhr |
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