Einsatz gegen globale Armut
Wenn Anika Mahla über Entwicklungspolitik spricht, schwingen Engagement, Ehrgeiz und Leidenschaft in ihrer Stimme mit. Die einstige Sächsin, die seit 2011 in Mülheim lebt, hat mit dem Master-Studium „Internationale Beziehungen und Entwicklungspolitik“ ihre Berufung gefunden.
Seit eineinhalb Jahren studiert sie an der Universität Duisburg; eine klare Entscheidung für den Ruhrpott und gegen die Universitäten in Marburg, Wien und den Niederlanden. Neben dem Studium, der Beschäftigung als wissenschaftliche Hilfskraft am Centrefor Global Cooperation Research in Duisburg und einem anstehenden Praktikum bei einer Nichtregierungsorganisation in Bonn zur internationalen Klimapolitik, ist die 25-Jährige als Jugendbotschafterin für die entwicklungspolitische Lobby- und Kampagnenorganisation ONE tätig.
Über Bekannte und Facebook auf die Organisation, die sich gegen weltweite Armut einsetzt, aufmerksam geworden, ergriff Mahla sofort die Gelegenheit, „aus der Theorie rauszukommen und mit anderen in Dialog zu treten.“ Sie setzt sich vor allem für die Bekanntmachung der Kampagne „Ich schaue hin!“ ein, die ihr Augenmerk auf die entwicklungspolitischen Positionen der Bundestagskandidaten legt. Die Kampagne schaut auf erreichte Erfolge und macht auf bleibenden Handlungsbedarf aufmerksam.
Klare Worte findet die Mülheimerin für das „entwicklungsbedürfte Programm der FDP“: „Mit der Instrumentalisierung der Entwicklungspolitik für militärische Zwecke werden neutrale humanitäre Helfer massiv gefährdet.“ Bei der Entwicklungszusammenarbeit setze man auf eine Kooperation mit Unternehmen aus der Wirtschaft.„Da stehen natürlich die Firmeninteressen im Vordergrund. Vieles ist lediglich Show“, urteilt Mahla.
Dass es auch anders geht, zeigt das Programm der Linken: „Entwicklungspolitisch sind die Linken eine der wenigen, die gegen eine Militarisierung der Entwicklungszusammenarbeit sind und auf die strukturellen Ursachen von Armut aufmerksam machen.“ Als Botschafterin einer überparteilichen Organisation geht es aber vor allem darum, möglichst viele Politiker aus allen Lagern für den Kampf gegen globale Ungleichheit zu mobilisieren.
Damit ein Umdenken und schnelles Handeln zur Bekämpfung der Armut stattfinden kann, begleitet ONE den Wahlkampf mit einer Vielzahl von Aktionen und steht den Parteien beratend zur Seite. Vorgestellt wurde die Kampagne „Ich schaue hin!“ erstmals Anfang April in Berlin. Dort hat Mahla auch die ersten Kontakte zu anderen Jugendbotschaftern aus der Region geknüpft. „Um für das Thema Armut in Entwicklungsländern zu sensibilisieren, plane ich mit zwei Jugendbotschafterinnen aus Essen und Köln verschiedene Projekte. Wir haben bereits Kontakt zu Schulen hergestellt und planen ein Straßentheater sowie ein Konzert.“
Mahla kann sich vorstellen, nach dem Studium in einer Nichtregierungsorganisation zu arbeiten. Eine Promotion möchte sie aber nicht ausschließen. Doch zunächst steht ihr noch die Masterarbeit bevor. Darin wird sich die 25-Jährige mit den Problemen der Entwicklungszusammenarbeit auseinander setzen.
„Entwicklungszusammenarbeit ist meiner Ansicht nach keine nachhaltige Lösung, da durch entwicklungspolitische Interventionen Abhängigkeit geschaffen wird, in die Souveränität eines Landes eingegriffen wird und „westliche“ Ideen versucht werden zu implementieren.“
Ein Lösungsansatz besteht laut Mahla neben einer wirksameren Entwicklungszusammenarbeit in dem Wandel von politischen Strukturen durch mehr Transparenz sowie in der globalen Umverteilung von Reichtum. „Dazu gehört zum Beispiel die Besteuerung der Finanzindustrie zugunsten der Klima- und Umweltentwicklung, die in Europa diskutiert wird. Doch von der Umsetzung ist man noch weit entfernt.“ Auch die Ausgaben für die weltweite Rüstungsindustrie könnten eine sinnvollere Verwendung finden: „Sie betragen 1,33 Billionen Euro. Eine Summe, die erhebliche positive Auswirkungen auf die Entwicklung extrem armer Länder hätte, sofern man sie in deren Sinne verwenden würde.“
Autor:Stephanie Kleebaum aus Oberhausen |
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