Doppelter Abijahrgang und Neubau: Die Hochschule Ruhr West macht sich
Als eine gewisse Herausforderung empfindet Prof. Dr. Eberhard Menzel derzeit die Situation der Hochschule Ruhr West. Dennoch: Die Aussicht auf den doppelten Abiturjahrgang treibt dem Präsidenten „nicht unbedingt Schweiß auf die Stirn“.
Zum einen: Der doppelte Abiturjahrgang bedeutet nicht automatisch doppelt so viele Bewerber wie in den Vorjahren. Vielmehr nur 20 Prozent zusätzliche Bewerber erwartet Prof. Dr. Menzel. Zum anderen: Seit der Eröffnung im Sommer 2012 befindet sich die Hochschule im Wachstum, hat sich die Zahl der Studierenden von 830 auf derzeit 1.693 verdoppelt. „Wir können mit hohen Zahlen also umgehen“, versichert der Präsident.
Suche nach geeignetem Platz nimmt gutes Ende
Nach einer „anfangs verzweifelten Suche“, wie HRW-Präsident Prof. Dr. Eberhard Menzel auf der Jahrespressekonferenz gesteht, konnte zunächst mit drei Interimsgebäuden und später dem Gelände an der Duisburger Straße in Broich endlich ein Standort für die Hochschule Ruhr West gefunden werden. Seitdem studieren hier knapp 1.700 Studierende 40 verschiedener Nationen, darunter zwölf internationale Studierende aus drei Nationen. Und es sollen noch mehr werden.
Zurzeit wird in Bottrop an einem und in Mülheim an drei Standorten gelehrt: bei Mannesmann Salzgitter, im Siemens Technopark und im „Pavillondorf“ an der Dümptener Straße. Insgesamt stehen in der Stadt am Fluss ab Dezember dieses Jahres rund 22.000 Quadratmeter zur Verfügung. Während die Anzahl der Container in Styrum noch aufgestockt wird, laufen gleichzeitig die Bauarbeiten an der Duisburger Straße auf Hochtouren. Auf dem Gelände links neben der neuen Hauptfeuerwache entstehen acht Gebäude, davon allein vier Institutsgebäude sowie unter anderem Bibliothek, Hörsaal, Mensa und Parkhaus. Baubeginn war im Sommer 2012, Anfang 2014 ist ein Richtfest geplant, Anfang 2015 der Einzug. Das Grundstück ist rund 45.000 Quadratmeter groß, die Bruttogeschossfläche beträgt zirka 62.000 Quadratmeter. Platz ist somit für 3.600 Studierende. „Die Interimsgebäude werden erst noch behalten“, versichert Prof. Dr. Menzel. Denn: „Wir planen einen ‚step-by-step‘-Umzug, anders ist es sonst nicht machbar.“
Wo bleibt das studentische Leben?
Ist der Umzug erst einmal über die Bühne gebracht, wird sich auch das Studentenleben besser entwickeln, ist sich Prof. Dr. Menzel sicher. Das ließe derzeit noch ein wenig zu wünschen übrig. Geschuldet dem Umstand, dass es noch keinen „richtigen“ Campus gebe. Und: „80 bis 90 Prozent der Studenten kommen aus Mülheim und Umgebung, haben also ihre festen Strukturen vor Ort.“ Spätestens aber wenn der neue Standort eingeweiht wird, werden sich nicht nur die Studenten auf dem zentralen Platz am Campus einfinden - auch ansässige Händler und Eigentümer werden nachziehen und auf das junge Publikum im Stadtteil reagieren.
Nicht abschrecken lassen: Studium trotz NC
Wer an der Hochschule Ruhr West studieren möchte, sollte sich vom Numerus Clausus (NC) in den jeweiligen Studiengängen nicht abschrecken lassen, bittet Prof. Gerd Bittner, Vizepräsident für Studium und Lehre.
Denn: Hierbei handelt es sich nicht um den klassischen NC, sondern um einen sogenannten Orts-NC, der sich - je nach Anzahl potentieller Studierender - dynamisch verhält. Nehmen Bewerber einen Studienplatz nicht wahr, rücken automatisch andere Bewerber nach. Diese können trotz eines schlechteren NC durchaus ihr Studium aufnehmen. Sollte dennoch kein Platz im gewünschten Studiengang frei sein/werden, sollten sich Schüler „in einem ähnlichen Studiengang“ bewerben, empfiehlt Bittner.
Dass überhaupt ein NC eingeführt werden musste, läge an der hohen Zahl der Bewerber aber begrenzter räumlicher Kapazität, begründet der Vizepräsident. Insgesamt werden elf Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten, vier davon - Bauingenieurwesen, Internationales Handelsmanagement, Mechatronik und Wirtschaftsinformatik - befinden sich noch in der Akkreditierung.
Bereits im September konnten die ersten Studierenden ihr Studium erfolgreich abschließen. Bisher, freut sich HRW-Präsident Prof. Dr. Eberhard Menzel zu vermelden, seien auch alle untergekommen - entweder in Unternehmen oder als (wissenschaftliche) Mitarbeiter an der Hochschule. Kein Wunder, „der Bedarf an technisch orientierten Absolventen ist sehr groß“. Die nächste Abschlussfeier ist im Oktober dieses Jahres geplant.
HRW kooperiert: Ein Studium ist praktisch
Im Fokus der Hochschule Ruhr West steht nicht nur die Kooperation mit anderen Hochschulen und Universitäten - derzeit sind es 13 -, sondern auch die Zusammenarbeit mit (ortsansässigen) Unternehmen. Denn: Nur so können die Studierenden praktische Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen. Gern werden sie in Projekte miteinbezogen - oder, mit ein bisschen Glück, gleich übernommen. Auch die Unternehmen profitieren von den Studierenden, weiß Prof. Dr. Jörg Himmel, Vizepräsident für Forschung und Transfer. Oftmals brächten die jungen Leute frischen Wind in eingefahrene Strukturen, „manchmal durch bloßes Hinterfragen“. Anlaufstelle, wenn es um den Wissensaustausch geht, ist die Transferstelle der HRW. Gleichzeitig werden bis zu einer Million Euro pro Jahr für die (normale oder auftragsbezogene) Forschung ausgegeben, an der sich Studierende, unabhängig von ihrem Studium, beteiligen können. Mit Erfolg: Erst kürzlich wurde das erste Patent für einen mobilen Web-Service angemeldet.
Tag der offenen Tür am Campus Botropp und Mülheim
Nähere Infos zum Studium an der HRW gibt‘s online - oder beim Tag der offenen Tür am Samstag, 8. Juni, 10 bis 16 Uhr, in Bottrop und am Samstag, 22. Juni, 10 bis 16 Uhr, im Gebäude 26 an der Mellinghofer Straße sowie im „Pavillondorf“ an der Dümptener Straße in Mülheim.
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
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