Die Heinzelwerker kommen
Sie kommen in der Nacht, verrichten heimlich unsere Arbeit und sind schneller wieder weg als man gucken kann - nicht so Mülheims Heinzelmännchen, besser bekannt als die Heinzelwerker, die bedürftigen und älteren Mitmenschen bei kleineren handwerklichen Arbeiten im Haushalt helfen. Sie kommen tagsüber und ganz offiziell.
„Ich hätte mich gern schon früher ehrenamtlich engagiert, hatte dafür aber kaum Zeit“, gesteht Heinzelwerker Erich Reichertz (61). „In meinem nachberuflichen Leben kann ich das nun endlich nachholen.“ Und so besuchte der 61-Jährige, früher in leitender Position bei der RWE, das Seminar „Erfahrungswissen für Initiativen“, das das Mülheimer Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) vermittelte. „Im Rahmen dieses Seminars haben wir dann die Idee der Heinzelwerker entwickelt“, erinnert sich der Rentner.
Ein halbes Jahr hat es - dank seiner Berufserfahrung - gedauert, bis die Idee in die Tat umgesetzt werden konnte. Seitdem sind insgesamt 16 Ehrenamtliche unterwegs, darunter 14 Männer und zwei Frauen, die kleinere handwerkliche Arbeiten durchführen. „Wir ölen zum Beispiel Türscharniere, hängen Bilder auf, befestigen Regale oder reparieren Wasserhähne“, zählt Reichertz auf. „Was wir nicht machen, sind regelmäßige Arbeiten wie Hecke schneiden oder Rasen mähen.“ Auch das Verlegen von Teppich- oder Laminatböden gehöre nicht zum Angebot der Nachbarschaftshilfe. Dafür ist die Hilfe kostenlos, weder die Anfahrt noch die Arbeitsstunden müssen bezahlt werden - „einzig die Kosten für das Material werden berechnet“, erklärt der Ideengeber.
Angesprochen sind vor allem bedürftige Personen oder solche, die aufgrund ihrer Lebenssituation nicht mehr in der Lage sind, diese Arbeiten selbst auszuführen. „In manchen Wohnungen könnte man Tag und Nacht arbeiten“, verrät der Heinzelwerker. Und weiter: „Einige Fälle beschäftigen einen schon ... Was man da so sieht ... Aber es ist nicht Sinn unserer Aktion, an dieser Stelle zu helfen - das müssen andere tun.“
Konkurrenz mache man den hiesigen Handwerksbetrieben übrigens nicht, versichert der 61-Jährige. „Für den Handwerker lohnt es sich meist nicht, für solche Arbeiten rauszufahren.“ Zudem habe man sich mit den Verantwortlichen der Kreishandwerkerschaft im Vorfeld abgestimmt.
Unterstützt wird das Heinzelwerk vom CBE und dem Diakonischen Werk. „Ich habe mit vielen Organisationen gesprochen und mich dann für diese beiden entschieden“, so Reichertz. Nicht zuletzt, weil sich der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes mehr als begeistert zeigte und seine volle Unterstützung anbot.
Die wird auch gebraucht, denn: „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, weiß der Mülheimer. „Seit unserem Start im Juli 2009 haben wir rund 200 Aufträge ausgeführt - und meist sind die Betroffenen mehr als dankbar für unsere Hilfe.“
Wer ebenfalls helfen möchte, kann sich im CBE unter Tel. 97068-13 weitere Informationen einholen; wer dagegen handwerkliche Hilfe benötigt, kann sich im Diakonischen Werk unter Tel. 3003-277 melden. Alle Daten werden natürlich vertraulich behandelt.
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.